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Foundation 06: Die Grösse des Imperiums

Foundation 06: Die Grösse des Imperiums

Titel: Foundation 06: Die Grösse des Imperiums Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Asimov Isaac
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Gesichtern beieinanderstanden, die Sünden der Floriner aufzählten und bedrückt erörterten, wie dringend nötig es sei, diese auf den Pfad der Tugend zurückzuführen.
    Der Lehrer war sehr zufrieden gewesen, und während die anderen Kinder am Ende des Jahres weiter in kleinen Dosen Unterricht im Lesen, Schreiben und in der Moral lehre erhielten, versetzte man ihn in eine Sonderklasse, wo Arithmetik, Galaktographie und sarkitische Geschichte gelehrt wurden. Mit sechzehn Jahren wurde er dann nach Sark gebracht.
    Diesen großen Tag hatte er noch so lebhaft in Erinnerung, daß ihn jedesmal, wenn er daran dachte, Grauen und Scham überfielen.
    Terens näherte sich jetzt den Randbezirken der Stadt. Jeder Luftzug trug ihm den schweren Duft der nächtlichen Kyrtblütenfelder zu. Ein paar Minuten noch, dann war er draußen auf dem freien Land und damit halbwegs in Sicherheit. Dort gab es keine regelmäßigen Gendarmenpatrouillen, und durch die nächtlichen Wolkenfetzen würden die Sterne auf ihn herabschauen. Auch der helle gelbe Stern, der Sarks Sonne war.
    Der für die Hälfte seines Lebens auch seine Sonne gewesen war. Als er sie damals durch die Luke eines Raumschiffs zum ersten Mal nicht nur als Stern sah, sondern als unerträglich helle, kleine Murmel, wäre er am liebsten auf die Knie gefallen. Er wähnte sich auf dem Weg ins Paradies, und die Freude darüber ließ ihn sogar die lähmende Angst vor dem ersten Flug ins Weltall vergessen.
    Nach der Landung in diesem Paradies übergab man ihn einem alten Floriner, der dafür sorgte, daß er ein Bad nahm und anständige Kleidung bekam. Danach brachte ihn sein Führer zu einem großen Gebäude. Auf dem Weg dorthin machte er einen tiefen Bückling vor einem anderen Passanten.
    »Verbeug dich!« zischte er dem jungen Terens gereizt zu.
    Terens gehorchte, ohne zu wissen, warum. »Wer war das?«
    »Ein ›Herr‹, du unwissender Bauerntölpel.«
    »Das! Ein ›Herr‹?«
    Er blieb unvermittelt stehen und ging erst weiter, als er einen Stoß in den Rücken bekam. Zum ersten Mal in seinem Leben hatte er einen ›Herrn‹ gesehen. Und der war keineswegs sechs Meter groß, sondern sah aus wie ein ganz gewöhnlicher Mensch. Ein anderer florinischer Junge hätte den Schock über die zerstörte Illusion vielleicht verwunden, aber Terens nicht. Er war von diesem Erlebnis für immer gezeichnet.
    Er erhielt eine umfassende Ausbildung und erwies sich als hervorragender Schüler, doch bei alledem vergaß er nie, daß auch die ›Herren‹ nur Menschen waren.
    Das Studium dauerte zehn Jahre, und wenn er weder lernte, noch aß oder schlief, mußte er sich auf vielerlei Weise nützlich machen. Er spielte den Botenjungen und leerte Papierkörbe, außerdem brachte man ihm bei, sich tief zu verbeugen, wenn ein ›Herr‹ vorüberging, und ehrerbietig das Gesicht zur Wand zu drehen, wenn er der ›Gemahlin‹ eines ›Herrn‹ begegnete.
    Anschließend arbeitete er fünf Jahre lang im Öffentlichen Dienst, wo man ihn wie üblich von einem Posten auf den anderen versetzte, um seine Fähigkeiten unter verschiedenen Bedingungen testen zu können.
    Einmal suchte ihn ein dicklicher Floriner auf, legte ihm mit zuckersüßem Lächeln die Hand auf die Schulter und fragte, wie er denn zu den ›Herren‹ stehe.
    Terens hätte am liebsten kehrtgemacht und wäre davongelaufen, fürchtete er doch, seine Züge könnten auf unerklärliche Weise verraten, was hinter seiner Stirn vorging. Doch dann schüttelte er den Kopf und ließ eine Reihe von Gemeinplätzen über die Güte der ›Herren‹ vom Stapel.
    Der Dicke verzog nur verächtlich die Lippen und sagte: »Das ist nicht dein Ernst. Wir treffen uns heute nacht an diesem Ort.« Damit reichte er ihm ein Kärtchen, das sich Minuten später von selbst verglomm und zu Asche zerfiel.
    Terens ging zu der Zusammenkunft. Er hatte Angst, aber die Neugier war stärker. Auch einige seiner Freunde waren gekommen. Sie warfen ihm verschwörerische Blicke zu, und später, bei der Arbeit, begegneten sie ihm so unbefangen, als sei nie etwas gewesen. Er hörte sich an, was sie zu sagen hatten, und war überrascht. Offenbar wurden die Ansichten, die er bisher für seine ureigensten und geheimsten Ideen gehalten hatte, von vielen geteilt.
    So hielten zumindest einige Floriner die ›Herren‹ für gewissenlose Blutsauger, die Florinas Reichtum ausbeuteten, um sich selbst ein schönes Leben zu machen, während sie die schwer arbeitenden Eingeborenen in Unwissenheit und Armut

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