Foundation 07: Die Rettung des Imperiums
strenge kaiserliche Vorschriften
gegen das Tragen von Waffen.«
»Das weiß ich«, sagte Tisalver, »und es gibt
hier auch keine Lähmpistolen oder Psychosonden oder dergleichen.
Aber Messer gibt es.« Er wirkte verlegen, als er das sagte.
»Tragen Sie ein Messer, Tisalver?« fragte Dors.
»Mich?« Er sah sie erschrocken an. »Ich bin ein
Mann des Friedens, und dies hier ist eine sichere Umgebung.«
»Wir haben ein paar im Haus«, sagte Casilia und
schniefte dabei. »So gewiß ist es auch nicht,
daß dies eine sichere Umgebung ist.«
»Trägt jeder ein Messer?« fragte Dors.
»Fast jeder, Mistreß Venabili«, sagte Tisalver.
»Das ist üblich. Aber das heißt nicht, daß
jeder sie benutzt.«
»Aber in Billibotton benutzt man sie, vermute ich«,
sagte Dors.
»Manchmal. Wenn die aufgeregt sind, dann gibt es
Kämpfe.«
»Und die Regierung läßt das zu? Die kaiserliche
Regierung, meine ich.«
»Manchmal versuchen die, in Billibotton Ordnung zu machen.
Aber Messer lassen sich zu leicht verstecken, und der Brauch ist auch
zu ausgeprägt. Außerdem werden fast immer Dahliter
umgebracht. Und ich glaube nicht, daß die kaiserliche Regierung
sich darüber übermäßig aufregt.«
»Und wenn jemand von außerhalb ums Leben
kommt?«
»Wenn es gemeldet würde, könnte es sein, daß
die Kaiserlichen sich aufregen. Aber das läuft dann immer so,
daß keiner etwas gesehen hat und niemand etwas weiß.
Manchmal schnappen sich die Kaiserlichen ein paar Leute, einfach aus
Prinzip, aber beweisen können sie nie etwas. Wahrscheinlich
sagen sie am Ende, daß jeder selbst schuld hat, wenn er dorthin
geht – also gehen Sie nicht nach Billibotton, selbst wenn sie
ein Messer haben.«
Seldon schüttelte verdrießlich den Kopf. »Ich
würde kein Messer tragen. Ich weiß nicht, wie man mit
einem umgeht. Jedenfalls wäre ich viel zu ungeschickt.«
»Dann ist es ganz einfach, Master Seldon. Bleiben Sie
draußen!« Tisalver schüttelte mit Unheil
verkündender Miene den Kopf. »Bleiben Sie
draußen!«
»Das kann ich möglicherweise auch nicht«, sagte
Seldon.
Dors funkelte ihn sichtlich verärgert an und meinte, zu
Tisalver gewandt: »Wo kann man ein Messer kaufen? Oder
können wir eines von den Ihren haben?«
»Man nimmt kein fremdes Messer«, erklärte Casilia
schnell. »Sie müssen sich selbst eins kaufen.«
»Es gibt überall Messerläden«, sagte Tisalver.
»Eigentlich sollte es sie nicht geben, weil sie theoretisch
verboten sind, müssen Sie wissen. Aber sie werden in jedem
Haushaltswarengeschäft verkauft. Wenn Sie eine Waschmaschine
ausgestellt sehen, ist das ein sicheres Zeichen.«
»Und wie kommt man nach Billibotton?« fragte Seldon.
»Mit dem Expreß.« Als Tisalver das sagte, zog er
etwas den Kopf ein, als er Dors’ finstere Miene sah.
»Und sobald ich beim Expreß bin?« fragte
Seldon.
»Nehmen Sie die östliche Richtung, und achten Sie auf
die Anzeigen. Aber wenn Sie wirklich gehen müssen, Master
Seldon…« – Tisalver zögerte und fügte dann
hinzu: »dürfen Sie Mistreß Venabili nicht mitnehmen.
Frauen werden manchmal… noch schlechter…
behandelt.«
»Sie wird nicht mitkommen«, sagte Seldon.
»Ich fürchte, das wird sie doch«, sagte Dors mit
eisiger Entschlossenheit.
68
Der Schnurrbart des Haushaltswarenhändlers war noch so
buschig, wie er in seinen jüngeren Jahren gewesen sein mochte,
aber jetzt war er angegraut, obwohl sein Haar noch kohlschwarz war.
Er griff sich aus reiner Gewohnheit an den Schnurrbart, als er Dors
ansah, und strich ihn sich dann auf beiden Seiten zurück.
»Sie sind keine Dahliterin«, sagte er.
»Ja, aber ich will trotzdem ein Messer.«
»Es ist verboten, Messer zu verkaufen«, erwiderte
er.
»Ich bin weder Polizistin noch eine Agentin der
Regierung«, sagte Dors. »Ich gehe nach
Billibotton.«
Er starrte sie an. »Allein?«
»Mit einem Freund.« Sie deutete mit dem Daumen über
die Schulter in Richtung auf Seldon, der mit mürrischer Miene
draußen wartete.
»Für ihn kaufen Sie es?« Er starrte Seldon an und
brauchte nicht lange, um seine Entscheidung zu treffen. »Er ist
auch ein Fremder. Soll er doch hereinkommen und es selbst
kaufen.«
»Er ist auch kein Agent der Regierung. Und ich kaufe es
für mich.«
Der Händler schüttelte den Kopf. »Außenseiter
sind verrückt. Aber wenn Sie das Geld ausgeben wollen, dann
meinetwegen.« Er griff unter die Theke, brachte einen kleinen
Stummel zum Vorschein, drehte ihn mit einer schnellen,
fachmännischen
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