Foundation 07: Die Rettung des Imperiums
das Manövrieren um Macht,
ohne besondere Sehnsucht nach der Macht selbst. Wenn er die Macht
hätte und Demerzels Position übernähme oder den
Kaiserthron selbst, würde er vielleicht enttäuscht sein,
weil das Spiel vorüber wäre. Er könnte sich dann
natürlich das nächste Spiel vornehmen, das darin besteht,
die Macht zu halten. Und das ist vielleicht ebenso schwierig
und ebenso befriedigend.«
Seldon schüttelte den Kopf. »Ich kann mir nicht
vorstellen, daß jemand Kaiser sein möchte.«
»Jemand mit Verstand nicht, da gebe ich Ihnen recht, aber der
›Kaiserwunsch‹, wie man ihn häufig nennt, ist wie eine
Krankheit, die jede Vernunft verdrängt, wenn man sich einmal
angesteckt hat. Und je näher man dem hohen Amt kommt, desto
wahrscheinlicher ist es, daß man sich die Krankheit zuzieht.
Und mit jeder darauffolgenden Beförderung…«
»Wird die Krankheit akuter. Ja, das kann ich mir vorstellen.
Aber schließlich ist Trantor auch eine so riesige Welt, eine in
ihren Bedürfnissen so verstrickte und in ihrem Ehrgeiz von so
vielen Konflikten erfüllte, daß dies zwangsläufig zu
der Unfähigkeit des Kaisers führt, es zu regieren. Weshalb
verläßt er Trantor nicht einfach und etabliert sich auf
irgendeiner einfacheren Welt?«
Dors lachte. »Das würden Sie nicht fragen, wenn Sie in
Geschichte etwas bewanderter wären. Trantor ist das Imperium,
daran hat die Galaxis sich in all den Jahrtausenden gewöhnt. Ein
Kaiser, der nicht im kaiserlichen Palast residiert, ist nicht der
Kaiser. Er ist ein Ort, mehr als eine Person.«
Seldon versank in Schweigen, und sein Gesicht nahm einen
maskenhaften Ausdruck an. Schließlich fragte Dors: »Was
ist denn, Hari?«
»Ich denke nach«, sagte er mit gedämpfter Stimme.
»Seit Sie mir diese Geschichte von dem Mann erzählt haben,
der Sie am Schenkel berührt hat, habe ich immer wieder
flüchtige Gedanken – und jetzt scheint diese Bemerkung von
Ihnen, daß der Kaiser eher ein Ort als eine Person sei, wieder
etwas ausgelöst zu haben.«
»Was denn?«
Seldon schüttelte den Kopf. »Vielleicht täusche ich
mich.« Der Blick, mit dem er Dors musterte, wurde schärfer
und seine Augen verloren den glasigen Schimmer. »Jedenfalls
sollten wir hinuntergehen und frühstücken. Es ist schon
spät, und ich glaube nicht, daß Mistreß Tisalver so
gut auf uns zu sprechen ist, um uns das Frühstück von
auswärts kommen zu lassen.«
»Sie Optimist«, sagte Dors. »Ich habe sogar das
Gefühl, daß sie überhaupt nicht danach gestimmt ist,
uns bleiben zu lassen – mit oder ohne Frühstück. Sie
will uns hier weg haben.«
»Das mag sein, aber wir bezahlen ja
schließlich.«
»Ja, aber ich habe den Verdacht, sie haßt uns
inzwischen so, daß sie selbst unser Geld
verschmäht.«
»Vielleicht hegt ihr Mann im Hinblick auf die Miete etwas
freundlichere Gefühle.«
»Wenn der auch nur ein Wort zu sagen hat, dann wäre
Mistreß Tisalver die einzige, die das noch mehr
überraschen würde als mich. – Also gut, ich bin
fertig.«
Und sie stiegen die Treppe in den von den Tisalvers bewohnten Teil
der Wohnung hinunter, wo die Dame sie mit etwas ganz anderem als dem
Frühstück erwartete.
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Casilia Tisalver stand aufrecht und gerade da, als hätte sie
ein Lineal verschluckt. Ihr rundes Gesicht hatte sich zu einem
säuerlichen Lächeln verzogen, und ihre dunklen Augen
funkelten. Ihr Mann lehnte verstimmt an der Wand. In der Mitte des
Zimmers standen zwei Männer steif da, als hätten sie die
Polster auf dem Boden zwar bemerkt, verschmähten sie aber.
Beide hatten das dunkle, wellige Haar und den dicken schwarzen
Schnurrbart, den man von einem Dahliter erwartete. Beide waren extrem
schlank und trugen dunkle Kleidung, die sich so ähnelte,
daß es sich um Uniformen handeln mußte. An den Schultern
waren schmale weiße Biesen zu sehen und ebenso an den eng
anliegenden Hosenbeinen. Jeder trug auf der rechten Brusthälfte
das Symbol, das auf jeder bewohnten Welt der Galaxis das Galaktische
Imperium verkörperte – das Raumschiff mit der Sonne, in
diesem Fall mit einem dunklen ›D‹ in der Mitte der
Sonne.
Seldon begriff, daß es sich um zwei Angehörige der
dahlitischen Sicherheitskräfte handelte.
»Was hat das zu bedeuten?« fragte Seldon streng.
Einer der beiden Männer trat vor. »Ich bin
Bezirkswachtmeister Lanel Russ. Das hier ist mein Partner, Gebore
Astinwald.«
Beide zeigten glitzernde Identifikationsholos. Seldon machte sich
nicht die Mühe, sie anzusehen. »Was
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