Foundation 07: Die Rettung des Imperiums
wirklich?« sagte Dors, die im Gegensatz zu
Sonnenmeister beleidigt war.
»Wahrhaftig«, nickte Sonnenmeister. »Es ist auch
nicht notwendig, meinen numerischen Identifikator zu gebrauchen, wenn
ich allein aus meiner Schar bei Ihnen bin. ›Sonnenmeister‹
genügt dann. – Und jetzt werde ich Sie bitten, mit mir zu
kommen, auf daß wir diesen Ort verlassen können, der mir
von zu stämmischer Art ist, um mir behaglich zu sein.«
»Behaglichkeit brauchen wir alle«, sagte Seldon,
vielleicht etwas lauter als nötig, »und wir werden uns
nicht von der Stelle rühren, wenn man uns nicht die Sicherheit
bietet, daß man uns nicht gewaltsam und gegen unsere Natur nach
Ihren Wünschen biegt. Es ist unsere Sitte, daß eine Frau
jederzeit sprechen darf, wenn sie etwas zu sagen hat.
Wenn Sie sich verpflichtet haben, uns Sicherheit zu bieten, dann
muß dies eine Sicherheit sein, die ebenso psychologischer wie
physischer Natur ist.«
Sonnenmeister sah Seldon prüfend an und meinte: »Sie
sind kühn, junger Stammesmann. Ihr Name?«
»Ich bin Hari Seldon von Helicon. Meine Begleiterin ist Dors
Venabili von Cinna.«
Sonnenmeister verbeugte sich leicht, als Seldon seinen Namen
nannte, bewegte sich aber bei Dors’ Namen nicht. »Ich habe
Stammesmann Hummin geschworen, Ihnen Sicherheit zu bieten«,
meinte er, »also werde ich alles in meiner Macht stehende tun,
um Ihre weibliche Begleiterin zu schützen. Wenn Sie den Wunsch
hat, ihre Unverschämtheit auszuüben, werde ich mein Bestes
tun, damit man sie schuldlos hält – doch in einer Hinsicht
müssen Sie sich anpassen.«
Dabei deutete er mit einem Ausdruck grenzenloser Abscheu erst auf
Seldons Kopf und dann auf den Dors’.
»Was meinen Sie?« fragte Seldon.
»Ihr Kopfhaar.«
»Was ist damit?«
»Es darf nicht sichtbar sein.«
»Meinen Sie, wir sollen unsere Köpfe rasieren wie Sie?
Ganz sicher nicht.«
»Mein Kopf ist nicht rasiert, Stammesmann Seldon. Man hat
mich bei Einsetzen der Pubertät depiliert, wie es allen
Brüdern und ihren Frauen geschieht.«
»Wenn wir von Depilation reden, dann ist die Antwort um so
mehr ein klares Nein – niemals.«
»Stammesmann, wir verlangen weder Rasur noch Depilation. Wir
verlangen nur, daß Ihr Haar bedeckt ist, wenn Sie sich bei uns
befinden.«
»Wie?«
»Ich habe Mützen mitgebracht, die sich Ihrem
Schädel anpassen werden, und dazu Streifen, die die Partien
über den Augen verdecken – die Augenbrauen. Sie werden sie
tragen, so lange Sie bei uns sind. Und dann, Stammesmann Seldon,
werden Sie sich täglich rasieren – oder öfter, wenn
das nötig sein sollte.«
»Aber warum müssen wir das tun?«
»Weil für uns Haare auf dem Kopf obszön und
abstoßend sind.«
»Aber sicherlich wissen Sie und Ihr Volk doch, daß es
auf allen Welten der Galaxis üblich ist, das Kopfhaar zu
behalten.«
»Das wissen wir. Und diejenigen unter uns wie ich, die hie
und da mit Stammesmännern zu tun haben, müssen dieses Haar
sehen. Wir ertragen das, aber es ist unfair, diesen Anblick den
Brüdern im allgemeinen zuzumuten.«
»Nun gut, Sonnenmeister«, sagte Seldon, »aber eins
müssen Sie mir sagen. Da Sie, wie wir alle, mit Kopfhaar geboren
werden und es bis zur Pubertät auch sichtbar behalten, warum ist
es so notwendig, es zu entfernen? Ist das nur eine Frage der
Gewohnheit und der Sitte, oder hat es einen rationalen
Grund?«
Und darauf erwiderte der alte Mykogenier stolz: »Durch die
Depilation bekunden wir dem jungen Menschen, daß er oder sie
zum Erwachsenen geworden ist. Und die Depilation erinnert die
Erwachsenen stets daran, wer sie sind, und läßt sie nie
vergessen, daß alle anderen nur den Stämmen
angehören, Stammesmänner sind.«
Er wartete nicht auf Antwort (und Seldon wollte darauf auch keine
einfallen), sondern holte eine Handvoll dünner,
verschiedenfarbiger Plastikstreifen aus einer verborgenen Tasche
seines Gewands, musterte die zwei Gesichter prüfend und hielt
zuerst einen und dann einen anderen Streifen dagegen. »Die
Farben müssen einigermaßen passen«, sagte er.
»Jeder wird zwar wissen, daß Sie eine Mütze tragen,
aber das darf nicht auf abstoßende Weise offenkundig
sein.«
Schließlich gab Sonnenmeister Seldon einen bestimmten
Streifen und zeigte ihm, wie man ihn zu einer Kappe auseinanderziehen
konnte.
»Bitte, setzen Sie das auf, Stammesmann Seldon«, sagte
er. »Am Anfang wird Ihnen das ziemlich lästig sein, aber
mit der Zeit werden Sie sich daran gewöhnen.«
Seldon stülpte sich die Mütze
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