Foundation 07: Die Rettung des Imperiums
schmerzte, aber seine Stimme hatte einen stählernen Unterton, als er sagte: »Es wäre ein Fehler, jetzt Schritte gegen Mykogen zu unternehmen. Die daraus entstehende Unruhe würde nur Wye nützen.«
»Aber wir müssen doch etwas unternehmen.«
»Glücklicherweise nicht, Sire. Es ist nicht so schlimm, wie es vielleicht scheint.«
»Wie kann es nicht so schlimm sein, wie es scheint?«
»Sie werden sich erinnern, Sire, daß dieser Mathematiker überzeugt war, die Psychohistorik sei nicht praktikabel.«
»Natürlich erinnere ich mich daran, aber das hat doch nichts zu besagen, oder? Für unsere Zwecke?«
»Vielleicht nicht. Aber wenn sie doch praktikabel werden sollte, würde sie uns in unendlich höherem Maße nützlich sein, Sire. Und nach allem, was ich bisher in Erfahrung bringen konnte, bemüht sich der Mathematiker jetzt darum, die Psychohistorik zu verwirklichen. Sein ketzerischer Akt in Mykogen war, wie ich erfahren habe, Teil eines Versuchs, das Problem der Psychohistorik zu lösen. In dem Fall könnte es für uns nützlich sein, Sire, ihn ungestört arbeiten zu lassen. Uns wird es mehr Nutzen bringen, ihn dann aufzugreifen, wenn er seinem Ziel näher ist oder es sogar erreicht hat.«
»Nicht wenn Wye ihn vorher in seine Macht bekommt.«
»Das – und dafür werde ich sorgen – wird nicht geschehen.«
»Auf dieselbe Weise, wie es Ihnen geglückt ist, den Mathematiker aus Mykogen herauszulocken?«
»Das nächstemal werde ich keinen Fehler machen«, erklärte Demerzel kühl.
»Das sollten Sie auch nicht, Demerzel. Ein weiteres Versagen in dieser Hinsicht werde ich nicht hinnehmen.« Und dann fügte er mürrisch hinzu: »Heute nacht werde ich wahrscheinlich überhaupt nicht schlafen.«
62
Jirad Tisalver aus dem Bezirk Dahl war klein. Sein Kopf reichte Hari Seldon nur bis zur Nase. Er schien sich das freilich nicht zu Herzen zu nehmen. Er hatte gleichmäßige, gut geschnittene Gesichtszüge, lächelte häufig und trug einen buschigen, schwarzen Schnurrbart und gelocktes schwarzes Haar.
Er wohnte mit seiner Frau und einer halbwüchsigen Tochter in einem Apartment, das aus sieben kleinen Zimmern bestand, die makellos sauber waren, aber fast keinerlei Mobiliar enthielten.
»Ich muß mich entschuldigen, Master Seldon und Mistreß Venabili«, sagte Tisalver, »ich kann Ihnen hier nicht den Luxus bieten, den Sie ohne Zweifel gewöhnt sind, aber Dahl ist ein armer Bezirk, und ich gehöre nicht einmal zu den wohlhabenderen Leuten hier.«
»Ein Grund mehr für uns«, erwiderte Seldon, »Sie um Nachsicht dafür zu bitten, daß wir Ihnen die Bürde unserer Anwesenheit zumuten.«
»Das ist keine Bürde, Master Seldon. Master Hummin hat veranlaßt, daß wir großzügig dafür bezahlt werden, solange Sie unser bescheidenes Quartier benutzen. Die Credits wären uns selbst dann willkommen, wenn Sie das nicht wären – aber Sie sind es.«
Seldon erinnerte sich an das, was Hummin beim Abschied gesagt hatte, als sie in Dahl eingetroffen waren. »Seldon«, hatte er gesagt, »dies ist jetzt der dritte Zufluchtsort, den ich Ihnen besorgt habe. Die beiden ersten lagen eindeutig außerhalb der Zugriffsmöglichkeiten des Imperiums, was freilich sehr wohl gerade deshalb seine Aufmerksamkeit erweckt hat; schließlich boten sich jene Orte als logische Wahl für Sie. Dieser hier ist anders. Er ist arm, in keiner Weise bemerkenswert und tatsächlich sogar in mancher Hinsicht nicht sicher. Er ist keine natürliche Zuflucht für Sie, und der Kaiser und sein Stabschef könnten deshalb vielleicht nicht daran denken, den Blick in diese Richtung zu wenden. Würde es Ihnen also etwas ausmachen, diesmal nicht in Schwierigkeiten zu geraten?«
»Ich will es versuchen, Hummin«, sagte Seldon ein wenig beleidigt. »Bitte, bedenken Sie aber, daß ich ja nicht nach Schwierigkeiten suche. Ich gebe mir große Mühe, etwas zu lernen, wozu ich vielleicht dreißig Leben brauchen würde, wenn ich auch nur die geringste Chance haben soll, die Psychohistorik in den Griff zu bekommen.«
»Das verstehe ich«, sagte Hummin. »Ihre Lernbegierde hat Sie in Streeling zur Oberseite geführt und in Mykogen zum Horst der Ältesten, und noch ahnt niemand, wohin in Dahl. Was Sie betrifft, Dr. Venabili, so weiß ich, daß Sie versucht haben, für Seldon zu sorgen, aber Sie müssen sich noch mehr Mühe geben. Prägen Sie sich ganz fest ein, daß er der wichtigste Mensch auf Trantor ist – vielleicht sogar in der ganzen Galaxis – und daß man
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