Foundation 07: Die Rettung des Imperiums
erkennen konnten, aber am Ende haben sie doch erkannt, daß all die Sterne eine Galaxis bilden.«
»Aber ich bin sicher, daß das Generationen und nicht Wochen gedauert hat. Es muß einmal eine Zeit gegeben haben, wo die Physik wie eine Menge von miteinander nicht in Verbindung stehender Beobachtungen erschienen sein muß, ehe man schließlich die grundlegenden Naturgesetze entdeckte. Und das hat gewiß Generationen gedauert. – Und was ist mit den Tisalvers?«
»Was soll mit ihnen sein? Ich finde, sie sind sehr nett.«
»Neugierig sind sie.«
»Natürlich sind sie das. Wären Sie das an ihrer Stelle nicht?«
»Aber ist es nur Neugierde? Meine Begegnung mit dem Kaiser scheint sie geradezu wild zu interessieren.«
Dors begann ungeduldig zu werden. »Noch einmal… das ist doch nur natürlich. Würde Sie das nicht genauso faszinieren – wenn die Rollen vertauscht wären?«
»Mich macht es nervös.«
»Hummin hat uns hierhergebracht.«
»Ja, aber er ist auch nicht vollkommen. Er hat mich zur Universität gebracht, und man hat mich zur Oberseite gelockt. Er hat uns zu Sonnenmeister Vierzehn gebracht, der uns in eine Falle lockte. Das wissen Sie doch. Wenn man sich zweimal verbrannt hat, wird man vorsichtig. Ich bin es einfach leid, ausgefragt zu werden.«
»Dann drehen Sie doch den Spieß um, Hari. Interessieren Sie sich für Dahl?«
»Natürlich tue ich das. Was wissen Sie denn darüber?«
»Nichts. Es ist nur einer von mehr als achthundert Bezirken, und ich bin erst seit etwas mehr als zwei Jahren auf Trantor.«
»Genau das meine ich. Und es gibt fünfundzwanzig Millionen Welten, und ich befasse mich erst seit reichlich zwei Monaten mit diesem Problem. – Ich will Ihnen etwas sagen – ich möchte zurück nach Helicon und dort die Mathematik der Turbulenzen weiter studieren, worüber ich meine Doktorarbeit geschrieben habe, und ich möchte vergessen, daß ich je erkannt habe – oder mir das eingebildet habe –, daß die Turbulenz einen Einblick in die menschliche Gesellschaft liefert.«
Aber am Abend dieses Tages meinte er, zu Tisalver gewandt: »Aber wissen Sie, Master Tisalver, Sie haben mir noch nie gesagt, was Sie eigentlich tun, was Sie für Arbeit leisten.«
»Ich?« Tisalver legte beide Hände auf die Brust, die nur von einem einfachen weißen T-Shirt und nichts darunter bedeckt war, offenbar der üblichen männlichen Bekleidung in Dahl. »Nicht viel. Ich arbeite in der hiesigen Holovisionsstation im Programmwesen. Es ist zwar ziemlich langweilig, aber man kann davon leben.«
»Und es ist ein anständiger Beruf«, sagte Mistreß Tisalver. »Er braucht wenigstens nicht in den Glutsümpfen zu arbeiten.«
»Den was?« fragte Dors und hob dabei die Brauen, womit sie den Eindruck faszinierten Interesses erweckte.
»Nun ja«, sagte Tisalver, »dafür ist Dahl am besten bekannt. Viel ist es nicht, aber vierzig Milliarden Menschen auf Trantor brauchen Energie, und wir liefern eine ganze Menge davon. Dank trägt es uns keinen ein, aber ich würde nur gerne mal sehen, wie ein paar von den besonders eleganten Bezirken sonst zurechtkommen würden.«
Seldon musterte ihn verblüfft. »Bekommt Trantor denn seine Energie nicht von Sonnenkraftstationen im Orbit?«
»Etwas«, sagte Tisalver, »und dann auch noch von Kernfusionsstationen draußen auf den Inseln, und etwas von Mikrofusionsmotoren und dann noch von Windstationen an der Oberseite. Aber die Hälfte« – und dabei hob er bedeutsam den Finger, und sein Gesicht wurde ungewöhnlich ernst – »die Hälfte kommt aus den Glutsümpfen. Glutsümpfe gibt es an vielen Orten, aber die sind alle nicht so ergiebig wie die in Dahl. Sagen Sie bloß, Sie wissen nichts über die Glutsümpfe? Sie sitzen hier und starren mich an.«
Dors schaltete sich schnell ein: »Sie wissen doch, wir sind Außenweltler.« (Beinahe hätte sie gesagt ›Stammesleute‹, aber sie fing sich gerade noch rechtzeitig.) »Ganz besonders Dr. Seldon. Er ist erst seit ein paar Monaten auf Trantor.«
»Wirklich?« sagte Mistreß Tisalver. Sie war etwas kleiner als ihr Mann und wirkte irgendwie plump, ohne fett zu sein. Ihr dunkles Haar trug sie in einem einfachen Knoten, und sie hatte wirklich schöne dunkle Augen. Ebenso wie ihr Mann schien sie Mitte der Dreißig zu sein.
(Nach der Zeit in Mykogen, auch wenn es nur ein kurzer Zeitabschnitt gewesen war, kam es Dors eigenartig vor, daß eine Frau sich einfach in ein Gespräch einmischte. Wie schnell sich doch Sitten und Gebräuche
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