Foundation 08: Foundation
diesen ›Grundverstärkern‹ ab. Empirische Studien der Motivation von Arbeiten scheinen das zu bestätigen. Der Management-Theoretiker Abraham Maslow hat festgestellt, daß Arbeiter von einer ›Bedürfnis-Hierarchie‹ motiviert werden, die von ›Überlebensbedürfnissen‹ bis zur ›Selbstverwirklichung‹ reichen. Die Verstärkung eines höheren Bedürfnisniveaus kann, so stellte er fest, einen Arbeiter nur dann motivieren, wenn die darunterliegenden Niveaus bereits befriedigt waren. »Mit leerem Magen kann man nicht über Politik debattieren.«
Doch Vorsicht! Wir wollen nicht vergessen, daß wir hier statistisch sprechen. Die Tatsache, daß Individuen im allgemeinen auf diese biopsychologischen Nutzen aus sind, bedeutet keineswegs, daß a) jeder darauf aus ist, oder b) daß jeder sie erreicht! Systeme sind komplex, und wenn man mehrere unterschiedliche Vorteile zu erreichen sucht, führt das häufig zum Gegenteil; ganz besonders dann, wenn die unmittelbaren Ergebnisse eines Verhaltens nützlich erscheinen, aber die langfristigen und die Nebeneffekte das nicht sind. Die Jagd liefert primitiven Gesellschaften Kalorien; aber eine fortwährende Intensivierung der Jagd wird das Wild vertreiben, und das führt im Endergebnis zu weniger Kalorien. Es ist wie beim Glück: nur das Streben danach – nicht der Erfolg – wird von der (amerikanischen) Verfassung garantiert.
Nebeneffekts-Verhalten kann recht unerwartete Formen annehmen. Die Wirkung hinkt oft viele Jahre hinter der Ursache her. Keine Ursache hat nur eine Wirkung; keine Wirkung nur eine Ursache. Man kann nie nur eines tun. Inflation ist ein Nebeneffekt von Rüstungsausgaben, aber auch von technischer Innovation. Das System hat sein eigenes ›Meta-Leben‹ und auch ›Meta-Zwecke‹, die völlig unabhängig von den Intentionen des einzelnen sind. Der Environmentalismus hat die großen Oligopole gestärkt, und das war ganz sicherlich nicht die Absicht der Befürworter von ›small is beautiful‹.
»Man kann plausibel argumentieren, daß die Gestalt einer Zivilisation – ihre Werte, ihre Gebräuche, ihre Familienorganisationen, ihre Eßgewohnheiten, Lebensweisen, ihre pädagogischen Methoden, ihre Regierungsformen und so weiter – aus den wirtschaftlichen Notwendigkeiten dieser Zivilisation entstehen.«
Robert A. Heinlein, Waldo
»Die Produktionsweise des materiellen Lebens bedingt den sozialen, politischen und geistigen Lebensprozeß überhaupt.«
Karl Marx,
Zur Kritik der politischen Ökonomie (Vorwort)
Die Verhaltens-Infrastruktur einer Gesellschaft besteht aus den Methoden der Produktion und den Methoden der Reproduktion. Die Methoden der Produktion sind, nach Harris, »die Techniken und die Praktiken, die eingesetzt werden, um die für das Existenzminimum erforderliche Produktion auszuweiten oder zu begrenzen, insbesondere die Produktion von Nahrungsmitteln und anderer Formen der Energie unter Berücksichtigung der Einschränkungen und Möglichkeiten, wie sie eine bestimmte Technologie im Zusammenwirken mit einem speziellen Habitat liefert.« Die Reproduktionsmethoden sind die »Technologie und die Praktiken, die für die Erweiterung, die Einschränkung und die Aufrechterhaltung der Bevölkerungsgröße eingesetzt werden.« Dazu gehören Dinge wie Initiationsriten, Heiratsvorschriften, Empfängnisverhütung, Abtreibung und Kindstötung.
Prinzip des infrastrukturellen Determinismus: Die Verhaltensmethoden der Produktion und der Reproduktion bestimmen statistisch die innere Verhaltensökonomie, die ihrerseits die Mythologie und den mentalen Aufbau der Gesellschaft statistisch bestimmen.
Dieses Prinzip (Hervorhebung stammt von mir) ist die Grundlage von Harris’ Theorie des Kulturellen Materialismus. Sie ist das Resultat unseres Unvermögens, zwei ökologische Gesetze zu ändern: 1) Wir müssen Energie einsetzen, um Energie zu gewinnen, und 2) Unsere Fähigkeit Kinder zu produzieren ist größer als unserer Fähigkeit, Energie für sie zu liefern.
Die Infrastruktur ist »die Schnittstelle zwischen Kultur und Natur«. Die materiellen Grenzen der Physik und der Biologie setzen sich dort mit den kulturellen Praktiken auseinander, die darauf abzielen, sie zu überwinden. Hier liegen die Wurzeln der Kultur, nicht etwa in den Mythen und dem Glauben der Gesellschaft. Harris drückt das so aus: »Der Natur ist es gleichgültig, ob Gott ein liebender Vater oder ein blutdürstiger Kannibale ist. Aber der Natur ist es nicht gleichgültig, ob die
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