Foundation 08: Foundation
Captain, Seldon
garantiert den Sieg über die Kriegsherren, und in diesen
unruhigen Zeiten kann ich eine Zersplitterung der Kräfte nicht
zulassen. Diese Händler, die Sie leichthin abtun, sind
Abkömmlinge der Foundation. Ein Krieg mit ihnen wäre ein
Bürgerkrieg. Seldons Plan bedeutet in ihrem Fall für uns
keine Garantie – denn sie und wir sind die Foundation. Deshalb
müssen sie auf Vordermann gebracht werden. Sie haben Ihre
Befehle.«
»Exzellenz…«
»Es ist Ihnen keine Frage gestellt worden, Captain. Sie haben
Ihre Befehle. Sie werden diesen Befehlen gehorchen. Weitere
Widersetzlichkeit gegen mich oder meine Vertreter wird als Verrat
betrachtet werden. Sie dürfen gehen.«
Captain Han Pritcher kniete von neuem nieder. Dann ging er mit
langsamen Schritten rückwärts hinaus.
Bürgermeister Indbur, der dritte seines Namens und der zweite
Bürgermeister in der Geschichte der Foundation, der sein Amt
durch Erbfolge erhalten hatte, gewann sein seelisches Gleichgewicht
zurück und hob ein weiteres Blatt Papier von dem sauberen Stapel
zu seiner Linken. Es war ein Vorschlag, wie Mittel eingespart werden
könnten, indem man die Metallschaum-Borten an den Uniformen der
Polizei reduzierte. Bürgermeister Indbur strich ein
überflüssiges Komma weg, korrigierte einen
Rechtschreibfehler, machte drei Randbemerkungen und legte das Blatt
auf den sauberen Stapel zu seiner Rechten. Er hob ein weiteres Blatt
Papier von dem sauberen Stapel zu seiner Linken ab…
Auf Captain Han Pritcher vom Nachrichtendienst wartete in der
Unterkunft eine Nachrichtenkapsel. Sie enthielt Befehle, knapp
formuliert, rot unterstrichen, mit dem Stempel DRINGEND quer
darüber und mit einem präzisen großen ›I‹
gezeichnet.
Captain Han Pritcher wurde in strengster Form angewiesen, die
›Haven genannte Rebellenwelt‹ aufzusuchen.
Allein in seinem leichten Ein-Mann-Flitzer, nahm Captain Han
Pritcher in aller Seelenruhe Kurs auf Kalgan. Er schlief diese Nacht
den Schlaf eines erfolgreich hartnäckigen Mannes.
13
LIEUTENANT UND CLOWN
Wenn die Besetzung Kalgans durch die Armee des Maultiers in einer
Entfernung von siebentausend Parseks Erschütterungen
hervorgerufen hatte, die Neugier bei einem alten Händler,
Besorgnis bei einem hartnäckigen Captain und Verärgerung
bei einem pedantischen Bürgermeister erregten – bei den
Leuten auf Kalgan selbst riefen sie nichts hervor und erregten
niemanden. Es ist eine unveränderliche Lektion für die
Menschheit, daß die Entfernung in der Zeit – und ebenso im
Raum – ein Geschehen in den Brennpunkt der Aufmerksamkeit
rückt. Übrigens ist nirgendwo verzeichnet, daß die
Menschheit diese Lektion jemals auf Dauer gelernt habe.
Kalgan war – Kalgan. In dem ganzen Quadranten der Galaxis
schien diese Welt allein nicht zu wissen, daß das Kaiserreich
gefallen war, daß die Stannells nicht länger herrschten,
daß die Größe sich verflüchtigt hatte und der
Frieden verschwunden war.
Kalgan war die Luxus-Welt. Während das Gebäude der
Menschheit zerfiel, blieb es als Produzent von Vergnügen, als
Käufer von Gold und als Verkäufer von Muße
intakt.
Kalgan entging den schlimmeren Wechselfällen der Geschichte.
Welcher Eroberer würde schon eine Welt vernichten oder auch nur
ernsthaft beschädigen, die so voll von Bargeld war, denn Bargeld
kauft Unverletzlichkeit.
Doch auch Kalgan war schließlich das Hauptquartier eines
Kriegsherrn geworden, und er hatte die weiche Welt den
Notwendigkeiten des Krieges entsprechend gehärtet.
Ihre gezähmten Dschungel, ihre sanft modellierten Küsten
und ihre glänzenden Städte hallten wider vom Marschieren
importierter Söldner und beeindruckter Bürger. Die anderen
Welten der Provinz waren bewaffnet und ihr Geld zum erstenmal in
ihrer Geschichte in Schlachtschiffe statt in Bestechungen investiert
worden. Ihr Herrscher bewies über jeden Zweifel hinaus,
daß er entschlossen war, zu verteidigen, was er hatte, und
darauf brannte, sich zu nehmen, was anderen gehörte.
Er war einer der Großen der Galaxis, ein Macher von Krieg
und Frieden, ein Erbauer von Imperien, ein Gründer von
Dynastien.
Und ein Unbekannter mit einem lächerlichen Spitznamen hatte
ihn – und seine Waffen – und sein knospendes Imperium
– überrannt und ihm nicht einmal eine Schlacht
geliefert.
Nun war Kalgan wieder wie früher. Seine uniformierten
Bürger kehrten eilends zu ihrem alten Leben zurück,
während die ausländischen Kriegs-Profis keine
Schwierigkeiten hatten,
Weitere Kostenlose Bücher