Foundation 08: Foundation
ihm
unterwegs zu.
Unterpräfekt Anselm haut Rodric ließ die Jubelrufe mit
dem höflichen Gleichmut eines Soldaten und eines Edelmanns
über sich ergehen.
»Und diese Stadt ist Ihre ganze Welt?« erkundigte er
sich bei Hardin.
Hardin hob die Stimme, um über dem Lärm gehört zu
werden. »Wir sind eine junge Welt, Euer Eminenz. In unserer
kurzen Geschichte haben erst wenige Mitglieder des höheren Adels
unseren armen Planeten besucht. Daher unsere Begeisterung.«
Es steht fest, daß der ›höhere Adel‹ Ironie
nicht erkannte, wenn sie ihm gegenübertrat.
Er meinte nachdenklich: »Vor fünfzig Jahren
gegründet. Hm-mm! Sie haben sehr viel noch nicht ausgebeutetes
Land hier, Herr Bürgermeister! Sie haben nie in Erwägung
gezogen, es in Güter aufzuteilen?«
»Dazu besteht noch keine Notwendigkeit. Wir sind extrem
zentralisiert. Das müssen wir sein, wegen der Enzyklopädie.
Eines Tages vielleicht, wenn unsere Bevölkerung angewachsen
ist…«
»Eine seltsame Welt! Sie haben keinen
Kleinbauernstand?«
Hardin dachte bei sich, großer Scharfsinn sei eben nicht
erforderlich, um zu merken, daß seine Eminenz ihn auf plumpe
Weise ausholen wollte. Er antwortete unbefangen: »Nein –
und auch keinen Adel.«
Haut Rodrics Augenbrauen wanderten in die Höhe. »Und Ihr
Führer – der Mann, der mir vorgestellt werden
soll?«
»Sie meinen Dr. Pirenne? Ja! Er ist Vorsitzender des
Kuratoriums – und der Vertreter des Kaisers.«
»Doktor? Kein anderer Titel? Ein Wissenschaftler? Und er steht im Rang über den Zivilbehörden?«
»Nun, gewiß«, antwortete Hardin
liebenswürdig. »Wir sind alle mehr oder weniger
Wissenschaftler. Wir sind ja eigentlich keine Welt, sondern die
Foundation, eine Stiftung, ein Zusammenschluß von
Wissenschaftlern, der unter der unmittelbaren Kontrolle des Kaisers
steht.«
Die leichte Betonung auf dem letzten Satz rief bei dem
Unterpräfekten Unbehagen hervor. Während der restlichen
langsamen Fahrt zum Cyclopaedia-Platz verharrte er in nachdenklichem
Schweigen.
Der folgende Nachmittag und Abend wurde für Hardin
langweilig, doch wurde ihm zumindest die Genugtuung zuteil, daß
Pirenne und haut Rodric – nachdem sie sich beide lautstark ihrer
gegenseitigen Hochachtung und Wertschätzung versichert hatten
– die Gesellschaft des jeweils anderen verabscheuten.
Haut Rodric hatte bei der Besichtigung des
Enzyklopädie-Gebäudes mit glasigem Blick Pirennes Vortrag
zugehört. Mit höflichem, leerem Lächeln hatte er das
Schnellfeuer-Geplapper über sich ergehen lassen, während
sie große Lagerhallen mit Literaturverzeichnis-Filmen und die
zahlreichen Projektionsräume durchschritten.
Erst nachdem er Stockwerk auf Stockwerk die Setzereien,
Redaktionen, Verlagsabteilungen und Filmabteilungen durchwandert
hatte, gab er die erste umfassende Erklärung von sich.
»Das ist ja alles sehr interessant«, sagte er,
»aber es scheint mir eine merkwürdige Beschäftigung
für erwachsene Männer zu sein. Wozu ist es gut?«
Es war eine Bemerkung, stellte Hardin fest, auf die Pirenne keine
Antwort fand, obwohl sein Gesichtsausdruck höchst beredt
war.
Das Dinner dieses Abends glich den Ereignissen des Nachmittags
fast wie ein Spiegelbild, denn haut Rodric bestritt die Unterhaltung
ganz allein, indem er – in genauen technischen Einzelheiten und
mit unglaublicher Begeisterung – seine eigenen Heldentaten als
Bataillonschefin dem vor kurzem stattgefundenen Krieg zwischen
Anakreon und dem benachbarten, jüngst proklamierten
Königreich von Smyrno beschrieb.
Der Bericht des Unterpräfekten wurde erst vollendet, als das
Dinner vorüber war und die kleineren Beamten sich einer nach dem
anderen verdrückt hatten. Das letzte bißchen
triumphierender Beschreibung von zerfetzten Raumschiffen kam, als er
Pirenne und Hardin auf den Balkon begleitete und sich in der warmen
Luft des Sommerabends entspannte.
»Und jetzt«, sagte er mit dick aufgetragener
Fröhlichkeit, »zum Ernst des Lebens.«
»Nur zu«, murmelte Hardin, steckte sich eine lange
Zigarre aus weganischem Tabak an – es waren nicht mehr viele
übrig, überlegte er – und kippte seinen Stuhl auf zwei
Beinen zurück.
Die Galaxis stand hoch am Himmel, und ihre neblige Linsenform
streckte sich träge von einem Horizont zum anderen. Die wenigen
Sterne hier am äußersten Rand des Universums waren im
Vergleich dazu unbedeutende Pünktchen.
»Natürlich«, sagte der Unterpräfekt,
»werden all die offiziellen Diskussionen – das
Unterzeichnen von
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