Foundation 08: Foundation
getroffen wurde.
»Sechs Monate genügen«, stellte Seldon in aller
Gemütsruhe fest.
»Das kann ich mir nicht vorstellen.«
»Sehen Sie, mein Junge, bei einem Plan wie dem unseren werden
die Handlungen anderer unseren Notwendigkeiten angepaßt. Habe
ich Ihnen nicht bereits gesagt, daß Chens Wesensart genauer
untersucht worden ist als die irgendeines anderen Menschen der
Geschichte? Dem Prozeß wurde erst erlaubt zu beginnen, als wir
Zeit und Umstände für passend hielten.«
»Aber konnten Sie es denn arrangieren…?«
»Daß wir ins Exil nach Terminus geschickt würden?
Warum nicht?« Er legte die Finger auf eine bestimmte Stelle
seines Schreibtischs, und ein kleiner Abschnitt der Wand hinter ihm
glitt zur Seite. Das konnte Seldon nur mit den eigenen Fingern
bewerkstelligen, weil allein durch seine Fingerabdrücke der
Scanner unter der Platte den Mechanismus freigab.
»Sie werden da drinnen verschiedene Mikrofilme finden«,
sagte Seldon. »Nehmen Sie den, der den Buchstaben ›T‹
trägt, heraus.«
Gaal tat das. Seldon legte den Film in den Projektor ein und
reichte dem jungen Mann ein Paar Okulare. Gaal justierte sie und sah
den Film vor seinen Augen ablaufen.
»Aber dann…«, begann er.
»Was wundert Sie?« fragte Seldon.
»Bereiten Sie sich seit zwei Jahren auf die Abreise
vor?«
»Seit zweieinhalb. Natürlich konnten wir nicht sicher
sein, daß er Terminus wählen würde, aber wir hofften
es, und wir handelten aufgrund dieser Annahme…«
»Aber warum, Dr. Seldon? Wenn Sie selbst auf das Exil
hingearbeitet haben – warum? Könnten die Ereignisse nicht
weitaus besser hier auf Trantor kontrolliert werden?«
»Nun, es gibt verschiedene Gründe. Wenn wir auf Terminus
arbeiten, bekommen wir kaiserliche Unterstützung, ohne jemals
Ängste zu erregen, wir bedrohten die Sicherheit des
Imperiums.«
»Aber Sie haben diese Ängste nur erregt, um die
Verbannung zu bewirken«, wandte Gaal ein. »Ich verstehe es
immer noch nicht.«
»Zwanzigtausend Familien würden vielleicht nicht
freiwillig bis ans Ende der Galaxis reisen.«
»Aber warum sollen sie dazu gezwungen werden?« Gaal
hielt inne. »Darf ich es nicht wissen?«
»Noch nicht«, sagte Seldon. »Im Augenblick brauchen
Sie nur zu wissen, daß auf Terminus ein Zufluchtsort für
Wissenschaftler errichtet werden wird. Und ein zweiter wird am
anderen Ende der Galaxis errichtet werden, sagen wir…«
– und er lächelte – »auf Star’s End. Und was
alles übrige betrifft, ich werde bald sterben, und Sie werden
mehr miterleben als ich. – Nein, nein. Ersparen Sie mir Ihren
Schock und Ihre guten Wünsche. Meine Ärzte geben mir nur
noch ein Jahr oder zwei. Aber dann habe ich in meinem Leben erreicht,
was ich wollte, und unter welchen Umständen ließe es sich
besser sterben?«
»Und danach, Sir?«
»Nun, es wird Nachfolger geben – vielleicht werden Sie
selbst einer sein. Und diese Nachfolger werden letzte Hand an den
Plan legen und zur richtigen Zeit und in der richtigen Art die
Revolution auf Anakreon provozieren. Danach können die
Ereignisse sich abwickeln, wie sie wollen.«
»Das verstehe ich nicht.«
»Sie werden es verstehen.« Seldons faltiges Gesicht
wurde gleichzeitig friedlich und müde. »Die meisten werden
nach Terminus reisen, aber einige werden bleiben. Das läßt
sich leicht arrangieren. – Und was mich angeht«, fügte
er so leise hinzu, daß Gaal es kaum verstehen konnte, »ich
bin am Ende.«
Zweiter Teil
Die Enzyklopädisten
9
TERMINUS
Terminus -… Seine Lage war
merkwürdig für die Rolle, die der Planet in der
galaktischen Geschichte spielen sollte, und doch war sie, wie
viele Autoren es niemals müde wurden zu betonen, unbedingt
notwendig. Am äußersten Rand der galaktischen Spirale
gelegen, als einziger Planet einer isolierten Sonne, arm an
Rohstoffen und unbedeutend an wirtschaftlichem Wert, wurde
Terminus in den fünf Jahrhunderten nach seiner Entdeckung
niemals besiedelt, bis die Enzyklopädisten landeten…
Es war unvermeidlich, daß aus Terminus mit dem
Heranwachsen einer neuen Generation mehr wurde als ein
Anhängsel der Psychohistoriker von Trantor. Mit der
anakreontischen Revolution und dem Machtanstieg Salvor Hardins kam
die erste große Linie der…
ENCYCLOPAEDIA GALACTICA
Lewis Pirenne war in einer der gut beleuchteten Ecken des Raums
eifrig an seinem Schreibtisch beschäftigt. Es gab Arbeit zu
koordinieren, Unternehmungen zu organisiern, Fäden zu einem
Muster zu
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