Foundation 08: Foundation
purpurne
Abendlicht wich dem weißen Leuchten der Atomkraft.
Han Pritcher setzte sich auf den ihm angewiesenen Platz. Bei
Privataudienzen des Maultiers gab es keine Verbeugung, kein
Niederknien, keine Ehrenbezeugung. Das Maultier war lediglich der
›Erste Bürger‹. Er wurde mit ›Sir‹
angesprochen. Man saß in seiner Gegenwart, und wenn es sich
gerade so ergab, durfte man ihm den Rücken zuwenden.
Für Han Pritcher war das alles ein Beweis der Sicherheit und
Macht dieses Mannes. Die Zufriedenheit machte ihm warm ums Herz.
Das Maultier sagte: »Ich habe Ihren Schlußbericht
gestern erhalten. Ich kann nicht leugnen, daß ich ihn etwas
deprimierend finde, Pritcher.«
Die Augenbrauen des Generals zogen sich zusammen. »Ja, das
kann ich mir vorstellen – aber ich weiß wirklich nicht, zu
welchen anderen Schlußfolgerungen ich hätte kommen
können. Es gibt einfach keine Zweite Foundation, Sir.«
Das Maultier dachte nach und schüttelte dann entschieden den
Kopf, wie er es schon viele Male getan hatte. »Da ist die
Aussage von Ebling Mis. An der kommen wir nicht vorbei.«
Das war nichts Neues. Pritcher erklärte, ohne dazu
qualifiziert zu sein: »Mis ist vielleicht der größte
Psychologe der Foundation gewesen, aber verglichen mit Hari Seldon
war er ein Baby. Zu der Zeit, als er Seldons Arbeiten untersuchte,
war sein Gehirn von Ihnen selbst künstlich stimuliert worden.
Sie könnten ihn zu sehr angetrieben haben. Er mag sich geirrt
haben, Sir. Er muß sich geirrt haben.«
Das Maultier seufzte und stieß den Kopf auf dem dünnen
Halsstengel vor. Sein Gesicht war kummervoll. »Wenn er doch eine
Minute länger gelebt hätte! Er wollte mir gerade sagen, wo
die Zweite Foundation liegt. Er wußte es, das versichere
ich Ihnen. Ich hätte es nicht nötig gehabt, mich
zurückzuziehen. Ich hätte es nicht nötig gehabt, zu
warten und zu warten. Soviel verlorene Zeit! Fünf Jahre für
nichts verschwendet.«
Pritcher war nicht imstande, Kritik an dem schwächlichen
Wunschdenken seines Herrschers zu üben; das machte die Kontrolle
über seine Emotionen unmöglich. Statt dessen empfand er ein
vages Unbehagen. Er sagte: »Aber welche andere Erklärung
wäre möglich, Sir? Fünfmal bin ich hinausgezogen. Sie
selbst haben die Routen festgelegt. Und ich habe unterwegs jeden
einzelnen Asteroiden unter die Lupe genommen: Es ist dreihundert
Jahre her, daß Hari Seldon angeblich zwei Foundations
gründete, die als Nuklei eines neuen Imperiums wirken und
später das sterbende alte Imperium ersetzen sollten. Hundert
Jahre nach Seldon war die Erste Foundation – unsere Foundation
– überall an der Peripherie bekannt. Hundertfünfzig
Jahre nach Seldon – zur Zeit des letzten Krieges mit dem alten
Imperium – war sie in der ganzen Galaxis bekannt. Und jetzt sind
dreihundert Jahre vergangen – und wo soll diese geheimnisvolle
Zweite Foundation liegen? In keinem Wirbel des galaktischen Stroms
hat man etwas von ihr gehört.«
»Ebling Mis meinte, sie halte ihre Existenz geheim. Nur die
Geheimhaltung könne ihre Schwäche in Stärke
verwandeln.«
»Falls sie tatsächlich existiert, wäre eine so
strenge Geheimhaltung ein Ding der Unmöglichkeit. Also existiert
sie nicht.«
Das Maultier blickte auf. Die großen Augen blickten scharf
und wachsam. »Doch. Sie existiert.« Er zeigte mit dem
knochigen Zeigefinger. »Die Taktik muß ein wenig
verändert werden.«
Pritcher runzelte die Stirn. »Sie planen, selbst
hinauszuziehen? Davon möchte ich abraten.«
»Nein, natürlich nicht. Sie werden von neuem
hinausziehen müssen – ein letztesmal. Aber Sie werden die
Befehlsgewalt mit einem anderen teilen.«
Schweigen herrschte. Dann fragte Pritcher mit harter Stimme:
»Mit wem, Sir?«
»Mit einem jungen Mann von hier. Bail Channis heißt
er.«
»Ich habe nie von ihm gehört, Sir.«
»Das ist auch nicht anzunehmen. Aber er hat einen flinken
Verstand, er ist ehrgeizig – und er ist nicht bekehrt.«
Pritchers langes Kinn zitterte für einen kurzen Augenblick.
»Ich erkenne den Vorteil nicht, der darin liegt.«
»Glauben Sie mir, es gibt einen, Pritcher. Sie sind ein
einfallsreicher und erfahrener Mann. Sie haben mir gute Dienste
geleistet. Aber Sie sind bekehrt. Ihre Motivierung besteht einfach in
einer erzwungenen und hilflosen Loyalität gegenüber meiner
Person. Mit der Ihnen angeborenen Motivierung haben Sie auch so etwas
wie eine subtile Antriebskraft verloren, die ich nicht ersetzen
kann.«
»Das glaube ich nicht, Sir«, gab
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