Foundation 08: Foundation
Foundation sich in die emotionalen Ritzen seiner
Persönlichkeit tasteten und ihn auseinanderrissen und neu
zusammensetzten?
Er hatte das erstemal überhaupt nichts gespürt, keinen
Schmerz, keinen innerlichen Ruck – nicht einmal ein Gefühl
der Diskontinuität. Er hatte das Maultier immer geliebt. Wenn er
vor langer Zeit – vor fünf kurzen Jahren – einmal
geglaubt hatte, ihn nicht zu lieben, sondern zu hassen, dann war das
nichts als eine schreckliche Sinnestäuschung gewesen. Der
Gedanke an diese Sinnestäuschung setzte ihn in Verlegenheit.
Aber er hatte keinen Schmerz gespürt.
Würde sich das damalige Erlebnis bei dem Zusammentreffen mit
dem Gouverneur wiederholen? Würde alles frühere Geschehen
– sein Leben im Dienst des Maultiers, seine ganze Orientierung
– sich dem nebelhaften Traum von dem anderen Leben, in dem das
Wort ›Demokratie‹ eine Rolle spielte, beigesellen?
Würde das Maultier auch zum Traum werden und nichts bleiben als
seine Treue zu Tazenda?
Er wandte sich scharf ab.
Er spürte den starken Drang, sich zu übergeben.
Und dann klang ihm Channis’ Stimme ins Ohr: »Ich glaube,
das ist es, General.«
Pritcher drehte sich wieder um. Ein Ältester hatte leise die
Tür geöffnet und stand mit würdevoller, ruhiger
Ehrerbietung auf der Schwelle.
Er sagte: »Seine Exzellenz, der Gouverneur von Rossem,
eingesetzt von den Lords von Tazenda, erteilt Euch gern die Erlaubnis
zu einer Audienz und bittet Euch, vor ihm zu erscheinen.«
»Na klar!« Und Channis zog mit einem Ruck seinen
Gürtel fest und stülpte sich eine rossemitische Kapuze
über den Kopf.
Pritchers Kiefer spannte sich. Jetzt begann das eigentliche
Spiel.
Der Gouverneur von Rossem war keine eindrucksvolle Erscheinung.
Zunächst einmal war er barhäuptig, und sein schütter
werdendes Haar – ein helles Braun, das ins Graue ging – gab
ihm einen sanften Ausdruck. Er sah sie unter gesenkten
Brauenwülsten an, und seine Augen in dem feinen Netzwerk der sie
umgebenden Fältchen hatten einen beredten Ausdruck. Aber sein
frisch rasiertes Kinn war weich und klein und, wenn man nach der
Pseudowissenschaft der Charakterbestimmung aus der Knochenstruktur
des Gesichts ging, ›schwach‹.
Pritcher mied die Augen und betrachtete das Kinn. Er wußte
nicht, ob ihm das nützte – falls ihm überhaupt etwas
nützen konnte.
Die Stimme des Gouverneurs klang hoch und gleichgültig.
»Willkommen in Tazenda. Wir grüßen Euch in Frieden.
Ihr habt gegessen?«
Seine Hand – lange Finger, hervortretende Adern – wies
in fast königlicher Geste auf den U-förmigen Tisch.
Sie verbeugten sich und setzten sich. Der Gouverneur saß an
der äußeren Seite der Basis des U’s, sie an der
inneren. Entlang beiden Armen saß die Doppelreihe der
schweigenden Ältesten.
Der Gouverneur sprach in kurzen, abrupten Sätzen. Er pries
das Essen als tazendischen Import – und es war tatsächlich
anders, wenn vielleicht auch nicht besser, als die gröberen
Speisen der Ältesten. Er tadelte das rossemitische Wetter und
spielte mit einem Versuch, es als beiläufige Erwähnung
erscheinen zu lassen, auf die Schwierigkeiten der Raumfahrt an.
Channis sprach wenig, Pritcher überhaupt nicht.
Dann war es vorüber. Die kleinen gekochten Früchte waren
alle, die Servietten benutzt und weggelegt. Der Gouverneur lehnte
sich zurück.
Seine kleinen Augen funkelten.
»Ich habe mich nach Eurem Schiff erkundigt. Natürlich
würde ich gern veranlassen, daß es
ordnungsgemäß gewartet und überholt wird. Man sagte
mir, niemand wisse, wo es sich befinde.«
»Klar«, antwortete Channis leichthin. »Wir haben es
im Raum gelassen. Es ist ein großes Schiff, für lange
Reisen in manchmal feindlichen Regionen geeignet, und wir meinten,
wenn wir hier landeten, könnte das Zweifel an unseren
friedlichen Absichten wecken. Wir zogen es vor, allein und
unbewaffnet zu kommen.«
»Ein freundlicher Akt«, bemerkte der Gouverneur ohne
Überzeugung. »Ein großes Schiff, sagt Ihr?«
»Kein Kriegsschiff, Exzellenz.«
»Ha, hmm. Woher kommt Ihr?«
»Von einer kleinen Welt im Santanni-Sektor, Euer Exzellenz.
Es mangelt ihr so an Bedeutung, daß Sie von ihr vielleicht noch
gar nichts gehört haben. Wir sind daran interessiert,
Handelsbeziehungen anzuknüpfen.«
»Handel, so? Und was habt Ihr zu verkaufen?«
»Maschinen aller Art, Exzellenz. Dafür hätten wir
gern Lebensmittel, Holz, Erze…«
»Ha, hmm.« Es klang zweifelnd. »Ich verstehe zu
wenig von diesen Dingen.
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