Foundation 08: Foundation
alle Planeten
gleich, auch Kalgan.
So fand sich Kalgan für ein Jahrzehnt in der seltsamen Rolle
einer galaktischen Metropole wieder, als Herrin des
größten Reiches seit dem Ende des galaktischen
Imperiums.
Und dann kam mit dem Tod des Maultiers der plötzliche Fall.
Die Foundation sagte sich los, und mit ihr und nach ihr taten das
große Teile von dem ehemaligen Herrschaftsgebiet des Maultiers.
Fünfzig Jahre später war nichts übriggeblieben als die
einem Opiumtraum gleichende Erinnerung an die kurze Spanne der Macht.
Kalgan erholte sich nie mehr ganz. Es konnte nicht wieder zu der
sorglosen Vergnügungswelt werden, die es gewesen war, denn der
Bann der Macht weicht niemals ganz. Statt dessen lebte es unter einer
Reihe von Männern, die von der Foundation die Lords von Kalgan
genannt wurden, die sich selbst aber in Nachahmung des Maultiers
jeweils den Ersten Bürger der Galaxis titulierten und die
Fiktion aufrechterhielten, ebenfalls Eroberer zu sein.
Der gegenwärtige Lord von Kalgan hatte dieses Amt seit
fünf Monaten inne. Erhalten hatte er es ursprünglich dank
seiner Stellung als Chef der kalganischen Marine und durch einen
beklagenswerten Mangel an Vorsicht seitens des vorigen Lords. Doch
kein Mensch auf Kalgan war dumm genug, die Frage der Legitimität
zu lange oder zu eingehend zu erörtern. So etwas geschah eben,
und am besten akzeptierte man es.
Doch diese Art von Überleben des Tüchtigsten, bei dem es
zusätzlich eine Prämie für Blutvergießen und
Untaten gab, erlaubte gelegentlich auch Fähigkeiten, zum Zuge zu
kommen. Lord Stettin war ein fähiger Mann und nicht leicht zu
lenken.
Nicht leicht für seine Eminenz, den Premierminister, der mit
schöner Unparteilichkeit dem letzten Lord ebenso gedient hatte,
wie er dem augenblicklichen diente, und der, falls er lange genug
lebte, auch dem nächsten ehrlich dienen würde.
Nicht leicht für Lady Callia, die mehr als Stettins Geliebte,
aber weniger als seine Ehefrau war.
An diesem Abend waren die drei in Lord Stettins Privaträumen
allein. Der Erste Bürger, den gewichtigen Körper in die
glitzernde Admiralsuniform gekleidet, die er bevorzugte, saß
auf einem harten Stuhl, hielt sich ebenso steif wie das
Plastikmaterial, aus dem das Mobiliar bestand, und blickte finster
drein. Sein Premierminister Lev Meirus, ihm gegenüber, wirkte
sorglos und verträumt. Seine langen, nervösen Finger
strichen geistesabwesend und rhythmisch die tiefe Furche, die sich
von der Hakennase über die hohle Wange bis fast zur Spitze des
mit einem grauen Bart gezierten Kinns zog. Lady Callia posierte
anmutig auf der dicken Pelzdecke einer Schaumstoff-Couch. Es blieb
unbeachtet, daß sie die vollen Lippen – sie zitterten ein
wenig – zum Schmollmund vorgeschoben hatte.
»Sir«, sagte Meirus – nur so konnte man einen Lord
anreden, der sich selbst schlicht ›Erster Bürger‹
nannte –, »es fehlt Ihnen in gewisser Weise der Blick
für die geschichtliche Kontinuität. Ihr eigenes Leben mit
seinen tiefgreifenden Umwälzungen verführt Sie zu der
Annahme, auch der Lauf der Zivilisation könne plötzlichen
Veränderungen unterworfen werden. Doch das ist nicht
so.«
»Das Maultier hat das Gegenteil bewiesen.«
»Aber wer kann in seine Fußstapfen treten? Vergessen
Sie nicht, er war mehr als ein Mensch. Und auch er war nicht
völlig erfolgreich.«
»Poochie«, wimmerte Lady Callia plötzlich und
verkroch sich bei der wütenden Geste des Ersten Bürgers in
sich selbst.
Lord Stettin befahl barsch: »Unterbrich uns nicht, Callia.
Meirus, ich habe die Untätigkeit satt. Mein Vorgänger
verbrachte sein Leben damit, die Marine zu einem fein abgestimmten
Instrument zu polieren, das in der Galaxis nicht seinesgleichen hat.
Und er starb mit dieser herrlichen Maschine im Leerlauf. Soll ich
damit fortfahren? Ich, ein Admiral der Marine?
Wie lange wird es dauern, bis die Maschine rostet? Im Augenblick
belastet sie die Staatskasse und leistet nichts dafür. Ihre
Offiziere lechzen nach Eroberungen, ihre Männer nach Beute. Ganz
Kalgan wünscht sich die Rückkehr von Reich und Ruhm. Sind
Sie fähig, das zu begreifen?«
»Das sind nur Wörter, aber ich verstehe, was Sie meinen.
Eroberungen, Beute, Ruhm – angenehm, wenn man sie errungen hat,
nur ist der Prozeß des Erringens oft riskant und immer
unangenehm. Die erste Begeisterung braucht nicht anzuhalten. Und in
der ganzen Geschichte hat es sich nie als klug erwiesen, die
Foundation anzugreifen. Sogar das Maultier hätte
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