Foundation 08: Foundation
besser daran
getan, darauf zu verzichten.«
Tränen standen in Lady Callias leeren blauen Augen. In
letzter Zeit sah sie Poochie kaum noch, und wenn er ihr, wie heute,
den Abend versprochen hatte, drängte sich dieser schreckliche
dünne graue Mann, der immer durch sie hindurchblickte, statt sie
anzusehen, mit Gewalt ein. Und Poochie ließ es ihm durchgehen.
Lady Callia wagte nicht, etwas zu sagen. Sie hatte sogar Angst, ein
Aufschluchzen nicht unterdrücken zu können.
Stettin sprach jetzt in dem Ton, den sie haßte, hart und
ungeduldig. »Sie sind ein Sklave der fernen Vergangenheit. Die
Foundation ist an Umfang und Bevölkerung gewachsen, aber das
Gebilde ist lose geknüpft und wird beim ersten Streich
auseinanderfallen. Heutzutage ist es allein die Trägheit, die es
zusammenhält, und ich bin stark genug, diese Trägheit zu
zerschmettern. Sie sind hypnotisiert von der alten Zeit, als nur die
Foundation Atomenergie besaß. Es gelang ihr, den letzten
Hammerschlägen des sterbenden Imperiums auszuweichen, und dann
hatte sie es nur noch mit der gehirnlosen Anarchie der Kriegsherren
zu tun, die gegen die Atom-Raumschiffe der Foundation nichts als
Überbleibsel der kaiserlichen Marine einzusetzen hatten.
Aber das Maultier hat das alles geändert, mein lieber Meirus.
Er verbreitete das Wissen, das die Foundation für sich gehortet
hatte, durch die halbe Galaxis, und dadurch verlor die Foundation ihr
Monopol für immer. Wir sind ihr gewachsen.«
»Und die Zweite Foundation?« fragte Meirus
kühl.
»Und die Zweite Foundation?« wiederholte Stettin ebenso
kühl. »Kennen Sie vielleicht ihre Absichten? Es hat sie
zehn Jahre gekostet, das Maultier aufzuhalten, wenn das wirklich der
ausschlaggebende Faktor war, was manche bezweifeln. Ist Ihnen nicht
bekannt, daß eine ganze Reihe von Psychologen und Soziologen
der Foundation die Meinung vertritt, der Seldon-Plan habe seit der
Zeit des Maultiers seine Gültigkeit verloren? Wenn es den Plan
nicht mehr gibt, existiert ein Vakuum, und das kann ich ebensogut
füllen wie irgendein anderer.«
»Unser Wissen von diesen Dingen ist nicht groß genug,
um den Einsatz zu wagen.«
»Unser Wissen vielleicht nicht, aber wir haben einen
Besucher aus der Foundation auf unserem Planeten. Haben Sie das
gewußt? Einen gewissen Homir Munn – der, wie ich
hörte, Artikel über das Maultier geschrieben hat und darin
auch klar und deutlich ausführte, der Seldon-Plan existiere
nicht mehr.«
Der Premier nickte. »Ich habe von ihm oder zumindest von
seinen Veröffentlichungen gehört. Was will er?«
»Er bittet um die Erlaubnis, den Palast des Maultiers zu
betreten.«
»Tatsächlich? Am besten wäre es, ihn abzuweisen. Es
ist nie ratsam, den Aberglauben zu stören, mit dem ein Planet
gehalten wird.«
»Ich will es bedenken – und dann sprechen wir noch
einmal darüber.«
Meirus ging unter Verbeugungen hinaus.
Lady Callia fragte weinerlich: »Bist du böse auf mich,
Poochie?«
Stettin fuhr wild auf sie los. »Habe ich dir nicht gesagt, du
sollst mich in Gegenwart anderer nicht mit diesem lächerlichen
Namen anreden?«
»Früher hat er dir gefallen.«
»Dann gefällt er mir eben nicht mehr, und so etwas darf
nicht wieder vorkommen.«
Er betrachtete sie finster. Es war ihm schleierhaft, warum er sie
immer noch ertrug. Sie war ein sanftes, hirnloses Ding, sie
faßte sich angenehm an, und ihre fügsame Zärtlichkeit
bildete eine willkommene Facette seines harten Lebens. Doch sogar
diese Zärtlichkeit wurde ihm jetzt lästig. Sie träumte
von einer Heirat, sie wollte die Erste Dame werden.
Lächerlich!
Sie war ihm recht gewesen, als er Admiral war – aber nun, als
Erster Bürger und künftiger Eroberer, brauchte er mehr. Er
brauchte Erben, die seine künftigen Gebiete vereinigen konnten,
etwas, das dem Maultier nicht beschieden gewesen war. Aus diesem
Grund hatte sein Imperium sein seltsames, nichtmenschliches Leben
nicht überdauert. Er, Stettin, brauchte eine Frau aus den
großen historischen Familien der Foundation, mit der er
Dynastien verschmelzen konnte.
Er fragte sich gereizt, warum er sich nicht von Callia befreite.
Es wäre kein Problem. Sie würde ein bißchen
winseln… Er verbannte den Gedanken. Sie hatte bei Gelegenheit
ihre Vorzüge.
Callias Stimmung heiterte sich auf. Der Einfluß des
Graubartes war verschwunden, und Poochies granitenes Gesicht wurde
schon milder. Sie erhob sich mit einer einzigen fließenden
Bewegung und schmolz auf ihn zu.
»Du wirst doch nicht mit
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