Foundation 08: Foundation
daß du überhaupt keine
Aufmerksamkeit erregst. Wenn du eines Blinden Passagiers wegen
umkehrst, bringt das Fernsehen es vielleicht sogar in den
Nachrichten.«
»Woher hast du d-diese… Ideen über Kalgan?
Diese… äh… kindischen…« Mit einem so
beleidigenden Ton hätte er nicht einmal jemanden überzeugt,
der weniger wußte als Arcadia.
»Ich habe euch« – sie konnte den Stolz darauf nicht
völlig unterdrücken – »mit meinem
Tonempfänger abgehört. Ich weiß alles – und
deshalb mußt du mich mitnehmen.«
Homir spielte einen schnellen Trumpf aus. »Und was ist mit
deinem Vater? Er wird annehmen müssen, du bist gekidnappt
worden… bist tot.«
»Ich habe eine Nachricht hinterlassen«,
übertrumpfte sie ihn, »und wahrscheinlich sieht er ein,
daß er kein Theater machen darf. Wahrscheinlich wirst du ein
Raumtelegramm von ihm erhalten.«
Für Munn war die einzige Erklärung Zauberei, denn zwei
Sekunden später hupte das Empfangssignal los.
Arcadia behauptete: »Das ist mein Vater«, und so war es
auch.
Die Botschaft war nicht lang, und sie war an Arcadia adressiert.
Sie lautete: »Danke für das hübsche Geschenk. Du hast
sicher guten Gebrauch davon gemacht. Schöne Ferien.«
»Siehst du wohl«, sagte sie, »das sind
Anweisungen.«
Homir gewöhnte sich an sie. Nach einer Weile freute er sich,
daß sie dabei war. Schließlich fragte er sich, wie er
ohne sie zurechtgekommen wäre. Sie plapperte! Sie war aufgeregt!
Vor allem machte sie sich überhaupt keine Sorgen. Sie
wußte, daß die Zweite Foundation der Feind war, aber es
beunruhigte sie nicht. Sie wußte, daß Homir auf Kalgan
mit einer feindselig eingestellten Beamtenschaft verhandeln
mußte, aber sie konnte es kaum erwarten.
Vielleicht kam es daher, daß sie vierzehn war.
Jedenfalls bedeutete die Reise von einer Woche jetzt Unterhaltung
statt einsamer Meditation. Sicher, er hatte dabei nicht viel
geistigen Gewinn von der Unterhaltung, weil es dabei fast
ausschließlich um die Ideen des Mädchens ging, wie der
Lord von Kalgan am besten zu behandeln sei. Amüsant und
unsinnig, und doch mit gewichtiger Überzeugung vorgetragen.
Homir entdeckte beim Zuhören, daß er tatsächlich
zum Lächeln fähig war. Aus welchem phantastischen
historischen Roman hatte sie bloß ihre verdrehten Vorstellungen
von dem großen Universum!
Es war am Abend vor dem letzten Sprung. Kalgan leuchtete als
heller Stern in der Leere der galaktischen Außenbezirke. Das
Schiffsteleskop machte einen funkelnden Punkt mit kaum erkennbarem
Durchmesser daraus.
Arcadia saß mit übereinandergeschlagenen Beinen in dem
guten Sessel. Sie trug knappe Hosen und ein ihr nicht allzu
großes Hemd, das Homir gehörte. Ihre eigene femininere
Garderobe war für die Landung gewaschen und gebügelt
worden.
»Ich werde historische Romane schreiben«,
verkündete sie. Die Reise war ein echtes Vergnügen. Onkel
Homir machte es gar nichts aus, ihr zuzuhören, und eine
Unterhaltung wird so viel angenehmer, wenn man zu einem wirklich
intelligenten Menschen spricht, der das, was man sagt, ernst
nimmt.
Sie fuhr fort: »Ich habe eine Menge Bücher über
alle großen Männer in der Geschichte der Foundation
gelesen. Du weißt schon, Seldon, Hardin, Mallow, Devers und
alle übrigen. Ich habe sogar das meiste von dem gelesen, was du
über das Maultier geschrieben hast. Nur machen die Stellen
keinen Spaß, wo die Foundation verliert. Möchtest du nicht
lieber ein historisches Werk lesen, in dem alle dummen, tragischen
Teile weggelassen sind?«
»Klar«, versicherte Munn ihr ernsthaft. »Aber es
wäre keine faire Darstellung, Arkady. Akademische Achtung
erwirbt man sich nur, wenn man die ganze Geschichte
wiedergibt.«
»Pff! Wer kümmert sich um die akademische Achtung?«
Sie fand ihn köstlich. Schon seit Tagen hatte er nie
versäumt, sie Arkady zu nennen. »Meine Romane werden
interessant sein und sich gut verkaufen und mich berühmt machen.
Was hat es für einen Sinn, Bücher zu schreiben, wenn man
sie nicht los wird? Ich will nicht nur bei ein paar alten Professoren
bekannt sein, sondern bei allen Menschen.«
Bei dem Gedanken glänzten ihre Augen vor Vergnügen, und
sie wand sich in eine bequemere Position. »Sobald ich Vater dazu
bringen kann, daß er es mir erlaubt, werde ich Trantor
besuchen, um Hintergrundmaterial über das Erste Imperium zu
sammeln. Ich bin auf Trantor geboren, hast du das
gewußt?«
Er hatte es gewußt, aber er fragte:
»Tatsächlich?« und legte genau den
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