Foundation 09: Die Suche nach der Erde
wohl in den Finger«, sagte die Frau. »Terminus City ist doch die Hauptstadt der Foundation-Föderation, stimmt’s? Es gibt doch keinen zweiten Terminus, oder?«
»Nein, soviel ich weiß, gibt’s nur einen Terminus, und von dort kommen wir – aus Terminus City, der Hauptstadt der Foundation-Föderation.«
»Also, dann muß es doch eine enorme Stadt sein. Und Sie sind eine so weite Strecke gereist, um den Professor zu besuchen? Wir sind hier sehr stolz auf ihn, müssen Sie wissen. Man sieht in ihm die größte Autorität der ganzen Galaxis.«
»Wahrhaftig?« meinte Trevize. »In welcher Beziehung?«
Die Frau riß von neuem die Augen auf. »Sie sind aber ein Spaßvogel. Er weiß mehr über die Vorgeschichte als ich von… von meiner Familie weiß.« Und weiter schritt sie auf ihrem musikalischen Schuhwerk voran.
Man kann wohl nicht kurz hintereinander Fingerzwicker und Spaßvogel genannt werden, ohne tatsächlich eine gewisse Laune in diese Richtung zu entwickeln. Trevize lächelte, als er seine nächste Frage stellte. »Ich vermute, dann weiß der Professor auch alles über die Erde?«
»Erde?« Die Frau blieb vor einer Tür stehen und sah die beiden Männer verständnislos an.
»Sie wissen doch, die Welt, auf der die Menschheit früher mal entstanden ist.«
»Ach, Sie meinen diesen Planeten, der als erster da war.
Ja, ich denke, er müßte auch darüber alles wissen. Immerhin befindet er sich ja im Sayshell-Sektor. Das weiß jeder. Hier ist Professor Quintesetz’ Büro. Ich werde Sie anmelden.«
»Nein, halt, ein Momentchen noch!« sagte Trevize. »Erzählen Sie uns noch mehr über die Erde!«
»An sich habe ich noch nie gehört, daß jemand ›Erde‹ dazu sagt. Wahrscheinlich ist das ein Wort aus der Foundation. Wir hier nennen die fragliche Welt Gaia.«
Trevize warf Pelorat einen raschen Blick zu. »Ach? Und wo liegt sie?«
»Nirgends. Sie ist im Hyperraum, und niemand kann hin. Als ich ein Kind war, hat meine Großmutter mir mal erzählt, Gaia wäre früher einmal im richtigen Weltraum gewesen, aber angewidert von…«
»…den Verbrechen und der Dummheit der Menschen gewesen«, sagte Pelorat leise, »daß sie aus Scham den Normalraum verließ und mit der Menschheit, die sie in die Galaxis ausgesandt hatte, nichts mehr zu tun haben mochte.«
»Sehen Sie, Sie kennen die Geschichte genauso gut. Eine Freundin von mir behauptet immer, das sei bloß Aberglaube. Na, ich werde ihr erzählen, daß Sie sie auch kennen. Wenn sie sogar für Professoren von der Foundation gut genug ist…«
Im rauchigen Glas der Tür befand sich ein Ausschnitt, dessen Fläche schimmerte und in der schwer lesbaren sayshellischen Kalligraphie die Aufschrift ABT SOTAYN QUINTESETZ aufwies, und darunter stand in den gleichen Buchstaben: ABTEILUNG FÜR VORGESCHICHTE.
Die Frau legte einen Finger auf eine glatte, kreisförmige Metallfläche. Hören ließ sich nichts, aber die Rauchigkeit des Glases verfärbte sich für einen Moment milchig. »Bitte identifizieren Sie sich«, sagte eine leise Stimme in irgendwie geistesabwesendem Ton.
»Janov Pelorat von Terminus«, sagte Pelorat, »in Begleitung von Golan Trevize von derselben Welt.« Sofort schwang die Tür auf.
52
Der Mann, der sich erhob, seinen Schreibtisch umrundete und ihnen entgegenkam, war hochgewachsen und in fortgeschritten-mittlerem Alter. Seine Haut war von hellem Braun, sein Haar, das den Kopf in drahtigen Locken bedeckte, war eisengrau. Er streckte zum Gruß eine Hand in die Höhe; seine Stimme klang gedämpft und dunkel. »Ich bin S. Q. Ich bin hocherfreut, Sie kennenzulernen, meine Herren Professoren.«
»Ich trage keinen akademischen Titel«, sagte Trevize. »Ich begleite Professor Pelorat lediglich. Sie können mich ganz einfach Trevize nennen. Freut mich, Sie kennenzulernen, Professor Abt Quintesetz.«
In deutlicher Verlegenheit hob Quintesetz seine Arme. »Nein, nein. ›Abt‹ ist nur so ein alberner Titel, der außerhalb Sayshells keine Bedeutung hat. Bitte vergessen Sie dergleichen völlig und nennen Sie mich S. Q. Im alltäglichen Umgang pflegen wir auf Sayshell die Initialen zu benutzen. Ich freue mich sehr, Sie beide begrüßen zu dürfen, nachdem ich anfangs nur einen Besucher erwartet habe.«
Er zögerte für einen Moment, dann streckte er seine Rechte aus, nachdem er sie sich zuvor unauffällig an der Hose abgewischt hatte.
Trevize drückte ihm die Hand, während er sich fragte, wie wohl die richtige Art der sayshellischen
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