Foundation 09: Die Suche nach der Erde
– oder irgendeines kleinen Flugwesens
–, und von einer Seite hörte man etwas Klack-klack machen, bei dem es sich möglicherweise um irgendein
Farmgerät handelte.
Pelorat war der erste, der den Mund auftat, aber er
äußerte sich zu nichts von dem, was man sah oder
hörte. »Ah, das riecht gut«, sagte er statt dessen,
»ganz wie frisches Apfelmus.«
»Wahrscheinlich ist das, was wir dort sehen, eine
Apfelplantage«, sagte Trevize, »und es ist durchaus
denkbar, daß man Apfelmus herstellt.«
»Auf Ihrem Schiff dagegen«, sagte Wonne,
»hat’s gerochen wie… Na – es hat jedenfalls
schrecklich gerochen.«
»Solange Sie an Bord waren, haben Sie sich nicht
beschwert«, grollte Trevize.
»An Bord mußte ich höflich sein. Ich war Gast auf
Ihrem Schiff.«
»Und was spricht dagegen, auch höflich zu
bleiben?«
»Jetzt befinde ich mich auf meiner eigenen Welt. Sie sind hier die Gäste. Nun ist es an ihnen, höflich zu sein.«
»Vermutlich hat sie bezüglich des Schiffs recht,
Golan«, meinte Pelorat. »Gibt’s keine
Möglichkeit, das Schiff mal so richtig zu lüften?«
»Doch«, antwortete Trevize barsch. »Das ist
möglich – falls diese kleine Kreatur uns zusichern kann,
daß man das Schiff unangetastet läßt. Wie sie uns
bereits gezeigt hat, kann sie das Schiff mit ungewöhnlichen
Kräften beeinflussen.«
Wonne richtete sich zu voller Körpergröße auf.
»Klein bin ich nicht gerade, und wenn nicht mehr erforderlich
ist, als es in Ruhe zu lassen, um es zu säubern, kann ich Ihnen
versichern, es wird mir ein Vergnügen sein, davon auf Abstand zu
bleiben.«
»Und wann können wir denjenigen aufsuchen, den Sie immer
Gaia nennen?« wünschte Trevize zu wissen.
Wonne wirkte erheitert. »Ich weiß, Sie werden’s
mir nicht glauben, Trev. Ich bin Gaia.«
Trevize starrte sie an. Schon oft hatte er die Redewendung
›seine Gedanken zusammennehmen‹ in metaphorischem Gebrauch
gehört. Nun fühlte er sich zum erstenmal in seinem Leben,
als sei er buchstäblich mit einem solchen geistigen Vorgang
befaßt. »Sie?« meinte er
schließlich.
»Ja. Und der Boden ist Gaia. Und die Bäume dort sind
Gaia. Und auch das Kaninchen da hinten im Gras. Und der Mann, den Sie
da drüben zwischen den Bäumen sehen. Der gesamte Planet und
alles, was sich darauf befindet – das ist Gaia. Wir sind
durchaus alle Individuen, allesamt separate Organismen, aber wir
besitzen ein gemeinschaftliches Bewußtsein. Der unbelebte
Planet am wenigsten davon, die verschiedenen Lebensformen in
unterschiedlichen Graden, die Menschen am meisten – aber alles
hat daran Teil.«
»Ich glaube, sie will damit sagen, Trevize«, bemerkte
Pelorat, »Gaia ist eine Art von
Kollektivbewußtsein.«
Trevize nickte. »Soviel habe ich sehr wohl kapiert. In dem
Fall, Wonne – wer regiert diese Welt?«
»Sie unterhält sich aus eigener Kraft«, lautete
Wonnes Antwort. »Die Bäume dort wachsen von sich aus in
Reih und Glied. Sie vermehren sich genau in dem Umfang, wie’s
erforderlich ist, um die Exemplare zu ersetzen, die aus irgendwelchen
Gründen absterben. Die Menschen ernten Äpfel, soviel sie
brauchen, andere Tiere, auch die Insekten, verzehren ihren Anteil
– den und nicht mehr.«
»So, die Insekten wissen, wieviel sie fressen dürfen,
hm?« brummte Trevize.
»Gewissermaßen, ja. Es regnet, wenn’s nötig
ist, und es regnet ab und zu auch einmal stark, wenn das nötig sein sollte – und gelegentlich kommt es zu
Perioden der Trockenzeit, falls das sein muß.«
»Und der Regen weiß auch, was er zu tun hat,
was?«
»ja, gewiß«, antwortete Wonne völlig
ernsthaft. »Wissen in Ihrem Körper all die vielen
verschiedenen Zellen denn nicht auch genau, was sie zu tun haben?
Wann sie wachsen und wann sie mit dem Wachsen aufhören
müssen? Wann sie bestimmte Stoffe zu erzeugen haben und wann
nicht, und wenn welche erzeugt werden müssen, wissen sie nicht
auch, daß es soundsoviel sein muß, nicht mehr und nicht
weniger? In gewissem Maß ist jede Zelle eine selbständige
chemische Fabrik, aber alle bedienen sich ein und derselben Quelle
von Rohstoffen, die sie durch ein gemeinsames Transportsystem
erhalten, und alle tragen sie zu einem gesamtheitlichen
Grobbewußtsein bei.«
»Das ist äußerst bemerkenswert«, sagte
Pelorat mit einigem Enthusiasmus. »Sie wollen damit sagen,
daß der Planet ein Superorganismus ist und daß Sie eine
einzelne Zelle dieses Superorganismus sind.«
»Damit beschreibe ich allerdings nicht den
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