Foundation 09: Die Suche nach der Erde
einem solchen Stadium der Entwicklung befand, das es nur der Erde
allein ermöglichte, intelligentes Leben
hervorzubringen.«
»Sicherlich können Sie diese Ansicht vertreten«,
sagte Trevize, »aber ich finde, meine Version klingt
einleuchtender.«
»Das ist natürlich ein rein subjektiver
Standpunkt…«, begann Pelorat mit einer gewissen Hitzigkeit,
aber Dom unterbrach ihn.
»Das sind nur logische Haarspaltereien«, sagte er.
»Kommen Sie, wir wollen nicht verderben, was – wenigstens
für mich – ein angenehmer und behaglicher Abend
ist.«
Es gelang Pelorat, sich zu mäßigen und seine Erregung
zu meistern, und schließlich lächelte er. »Wie Sie
meinen, Dom.«
Trevize, der unterdessen mehrfach Wonne gemustert hatte, die in
einer Parodie auf alle Züchtigkeit an ihrem Platz saß,
ihre Hände im Schoß, wandte sich nun an Dom. »Und wie
ist diese Welt entstanden, Dom? Gaia mit ihrem
Kollektivbewußtsein?«
Dom legte das greise Haupt zurück und stieß ein leicht
schrilles Lachen aus. »Als Antwort kann ich Ihnen auch diesmal
nichts als Fabeln bieten«, erwiderte er, während sich sein
Gesicht in vielfältige Runzeln legte. »Manchmal mache ich
mir darüber so meine Gedanken, wenn ich sehe, was für
Aufzeichnungen über die Geschichte der Menschheit vorhanden
sind. Ganz gleich, wie sorgfältig man Aufzeichnungen verwahrt,
ordnet und in Computern speichert, im Laufe der Zeit werden sie immer
verschwommener. Darstellungen von Ereignissen werden durch
häufige Bestätigung des Hergangs jedesmal nur länger.
Anekdoten sammeln sich an… geradeso wie Staub. Je ausgedehnter
der erfaßte historische Zeitraum ist, um so verstaubter wird
Geschichte, bis sie zu Fabeln herunterkommt.«
»Wir Historiker sind mit diesem Prozeß vertraut«,
sagte Pelorat. »Unsereins hat sogar eine gewisse Vorliebe
für Fabeln, Dom. ›Falsche Dramatik vertreibt das wahre
Langweilige‹, hat vor ungefähr fünfzehnhundert Jahren
Liebel Gennerat gesagt. Gennerat-Regel nennt man’s
heute.«
»Wahrhaftig?« meinte Dom. »Und ich dachte, diese
Haltung sei bei mir eine persönliche zynische Anwandlung. Nun
ja, jedenfalls erfüllt die Gennerat-Regel die historische
Vergangenheit mit Glanz und Ungewißheit. Wissen Sie, was ein
Robot ist?«
»Wir haben’s auf Sayshell erfahren«, sagte Trevize
mit trockenem Humor.
»Haben Sie einen gesehen?«
»Nein. Man hat uns dort die gleiche Frage gestellt, und als
wir verneint haben, ist es uns erklärt worden.«
»Aha, verstehe. Die Menschheit hat einmal mit Robotern
gelebt, müssen Sie wissen, aber das hat sich nicht allzu gut
bewährt.«
»Das haben wir auch gehört.«
»Die Roboter waren gründlich mit etwas indoktriniert
worden, was man die drei Regeln der Robotik nannte, die bis in
prähistorische Zeiten zurückgehen. Es gibt mehrere
Versionen, wie diese drei Regeln beschaffen gewesen sein sollen. Nach
orthodoxer Auffassung haben sie folgendermaßen gelautet:
›Erstens: Ein Robot darf keinen Menschen verletzen oder durch
Untätigkeit zu Schaden kommen lassen. Zweitens: Ein Robot
muß den Befehlen der Menschen gehorchen – es sei denn,
solche Befehle stehen im Widerspruch zur Ersten Regel. Drittens: Ein
Robot muß seine eigene Existenz schützen, solange dieser
Schutz nicht der Ersten oder Zweiten Regel widerspricht.‹
Während die Roboter an Intelligenz und Vielseitigkeit zunahmen,
gingen sie allerdings dazu über, diese drei Regeln, vor allem
die erste und wichtigste, immer großzügiger auszulegen und
maßten sich in ständig wachsendem Umfang die Rolle von
Beschützern der Menschheit an. Diese Art von Schutz lähmte
das Leben der Menschen und erwies sich als immer unerträglicher.
Natürlich waren die Roboter vollkommen gutartig. Was sie taten,
war von eindeutig menschenfreundlichem Charakter und zum Nutzen aller
bestimmt – aber das machte alles irgendwie bloß noch
unerträglicher. Jeder robotische Fortschritt verschlimmerte die
Situation. Roboter mit telepathischen Kapazitäten gelangten zur
Entwicklung, und das hieß, Roboter konnten von da an auch die
Gedanken der Menschen lesen, und infolgedessen mußte das
menschliche Verhalten in noch größere Abhängigkeit
von der Oberaufsicht der Roboter geraten. Auch in ihrer
äußeren Erscheinung brachten die Roboter es zu einer immer
stärkeren Ähnlichkeit mit den Menschen, aber weil sie in
ihrem Benehmen unmißverständlich Roboter blieben und
trotzdem humanoid aussahen, waren sie für die Menschen in
zunehmendem Maße noch
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