Foundation 09: Die Suche nach der Erde
abstoßender. So mußte das
alles natürlich ein Ende finden.«
»Wieso ›natürlich‹?« fragte Pelorat, der
sehr aufmerksam gelauscht hatte.
»Insofern natürlich, als es hier darum geht, die Logik
bis zum bitteren Ende zu verfolgen«, sagte Dom. »Zuletzt
nämlich waren die Roboter so fortgeschritten und von ausreichend
menschenähnlicher Natur, um zu begreifen, warum es Menschen
zuwider sein mußte, selbst zum eigenen Wohlergehen um alles
Menschliche gebracht zu werden, und auf lange Sicht sahen sich die
Roboter zu der Erkenntnis gezwungen, daß es für die
Menschheit besser wäre, selber für sich zu sorgen, egal wie
achtlos und ineffizient. Ferner heißt es, daß es die
Roboter gewesen seien, die infolge dieser Einsicht die Organisation
namens Ewigkeit gründeten und eine Realitätsebene ausfindig
machten, wo die Menschen unter möglichst sicheren Bedingungen
ihr weiteres Schicksal in eigene Hände nehmen konnte –
nämlich ganz allein in der Galaxis. Und dann, nachdem sie getan
hatten, was sie nur konnten, um uns zu schützen – in
wortgetreuester Erfüllung der Ersten Regel der Robotik –,
hörten die Roboter aus eigenem Entschluß zu funktionieren
auf, und seitdem haben wir Menschen… uns allein
weiterentwickelt, so gut wir eben dazu imstande sind.«
Dom schwieg einen Moment lang. Dann ließ er seinen Blick
zwischen Trevize und Pelorat hin- und herwandern. »Nun, neigen
Sie dazu«, erkundigte er sich, »das alles zu
glauben?«
Trevize schüttelte den Kopf. »Nein. Ich kenne keine
historischen Aufzeichnungen, in denen Hinweise auf so was enthalten
wären. – Sie, Janov?«
»Es gibt einige Mythen«, konstatierte Pelorat, »die
gewisse Ähnlichkeiten aufweisen.«
»Kommen Sie, Janov, es gibt genug Mythen, die in dieser oder
jener Hinsicht allem ähneln dürften, was jemand von uns
überhaupt aushecken kann, wenn man sich nur um eine
genügend erfinderische Interpretation bemüht. Ich rede von
Historie – von zuverlässigen Aufzeichnungen.«
»Nun gut. Soviel ich weiß, gibt’s nichts
dergleichen.«
»Das überrascht mich keineswegs«, sagte Dom.
»Ehe sich die Roboter zurückzogen, verließen
zahlreiche Gruppierungen von Menschen ihre Welten und besiedelten in
entfernteren Bereichen des Alls roboterlose Welten, um sich eigene
Maßstäbe ihrer Freiheit zu schaffen. Sie kamen vor allem
von der überbevölkerten Erde mit ihrer langen Geschichte
des Widerstands gegen die Roboter. Auf den neuen Welten erfolgten
regelrechte Neugründungen, weil man sich an die Zeiten der
Erniedrigung als Unmündige unter Robot-Aufpassern nicht einmal
noch zu erinnern wünschte. Man zeichnete darüber nichts
auf, und folglich geriet es in Vergessenheit.«
»Das finde ich unwahrscheinlich«, bemerkte Trevize.
»Nein, Golan«, erhob Pelorat Widerspruch, »das ist
keineswegs unwahrscheinlich. Jede Gesellschaft schreibt ihre eigene
Geschichte und hat dabei eine Tendenz, primitive Anfänge zu
verschweigen, entweder durch allgemeines Vergessen oder durch das
Erfinden irgendwelcher völlig aus der Luft gegriffener
heroischer Anfänge. Auch die Herrscher des Galaktischen
Imperiums haben Versuche unternommen, jedes Wissen um eine
präimperiale Vergangenheit restlos auszumerzen, um ihre
mystische Aura ewiger Herrschaft zu verstärken. Zudem existieren
so gut wie keine historischen Unterlagen aus der Ära vor dem
Beginn der Hyperraumfahrt – und Sie wissen, heute ist den
allermeisten Menschen nicht einmal noch bekannt, daß es einmal
so etwas wie die Erde gegeben hat.«
»Wenn die Galaxis die Roboter vergessen hat«, wandte
Trevize ein, »wie ist es dann möglich, daß Gaia sich
noch an sie entsinnt? Man kann schwerlich beides annehmen,
Janov.«
Ein plötzliches Gelächter entfuhr Wonne. »Wir sind
anders.«
»So?« meinte Trevize. »In welcher Weise?«
»Laß mich antworten, Wonne«, sagte Dom. »Ja,
wir sind anders, Menschen von Terminus. Von allen
Flüchtlingsgruppen, die sich der Bevormundung durch die Roboter
entzogen, haben nur wir, die wir uns auf Gaia niederließen
– im Gefolge anderer, die Sayshell besiedelten –, von den
Robotern die Gabe der Telepathie zu beherrschen gelernt. Es ist eine Gabe, müssen Sie wissen. Die Veranlagung dazu ist dem
menschlichen Verstand inhärent, aber die entsprechende
Fähigkeit muß auf sehr subtile und diffizile Art und Weise
herausgebildet werden. Es braucht viele Generationen, um das
Potential voll zu entwickeln, aber sobald man erst einmal einen guten
Anfang gemacht hat,
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