Foundation 09: Die Suche nach der Erde
Pelorat an. Sie trug eine
silbrige, äußerst hauchdünne Bluse.
Sofort sprang Pelorat auf. »Ich dachte, Sie hätten uns
Adieu gesagt.«
»Keineswegs. Ich hatte einen Bericht zu machen und sonstige
Arbeiten zu erledigen. Darf ich mich nun dazugesellen, Dom?«
Dom hatte sich ebenfalls erhoben (Trevize dagegen blieb sitzen).
»Du bist absolut willkommen, und du entzückst meine
gealterten Augen.«
»Diese Bluse habe ich zu keinem anderen als deinem
Entzücken angezogen. Pel steht über solchen Dingen, und
Trev mißfallen sie grundsätzlich.«
»Wenn Sie glauben, ich stünde über derartigen
Dingen, Wonne«, sagte Pelorat, »könnte es sein,
daß ich Sie eines Tages gehörig überrasche.«
»Das dürfte eine wundervolle Überraschung
werden«, sagte Wonne und nahm Platz. Die beiden Männer
setzten sich gleichfalls wieder hin. »Ich bitte darum, sich
durch mich nicht stören zu lassen.«
»Ich war gerade drauf und dran«, sagte Dom,
»unseren Gästen die Geschichte von der Ewigkeit zu
erzählen. Um sie begreifen zu können, muß man erst
einmal verstehen, daß die Existenz von vielen verschiedenen
Universen vorstellbar ist – von einer buchstäblich
unendlichen Zahl, jeder einzelne Vorfall, der sich ereignen kann, mag
sich ereignen oder ausbleiben, oder er kann sich auf diese oder auch
auf jene Weise ergeben, und jede einzelne einer gewaltigen Menge von
Alternativen muß in einen künftigen Ablauf von
Vorkommnissen münden, die zumindest in gewissem Umfang
voraussehbar sind. Wonne hätte vielleicht nicht in diesem Moment
kommen müssen, sie hätte etwas früher oder viel
früher kommen können, und sie könnte eine andere Bluse
tragen. Möglicherweise könnte sie die Bluse tragen, aber
nicht älteren Männern schelmisch zulächeln, wie’s
ihre gutmütige Angewohnheit ist. Bei jeder dieser Alternativen
– oder bei jeder einer großen Anzahl möglicher
alternativer Abläufe dieses einen Vorgangs – hätte das
Universum danach einen anderen Lauf genommen, und so verhält es
sich mit jeder einzelnen Abwandlung jedes anderen Geschehens, egal
wie geringfügig.«
Trevize vollführte Regungen, die von innerer Unruhe zeugten.
»Ich glaube, das ist eine in der Quantenmechanik geläufige
Spekulation… – und auch schon seit uralten Zeiten
bekannt.«
»Aha, Sie haben also davon gehört. Aber weiter. Denken
Sie sich einmal, es sei Menschen möglich, die unendliche Menge
vorstellbarer Universen gewissermaßen zu sabotieren, von einem
alternativen Universum nach Belieben in ein anderes
überzuwechseln, zu entscheiden, welches ›real‹ werden
soll – was immer das in diesem Zusammenhang heißen
kann.«
»Ich höre, was Sie sagen«, meinte Trevize,
»und ich kann mir sogar ausmalen, was Sie da schildern, aber ich
kann mich nicht dazu durchringen, Ihnen zu glauben, daß so
etwas tatsächlich machbar sein könnte.«
»Im großen und ganzen kann ich es ebensowenig
glauben«, entgegnete Dom, »und das ist der Grund, warum ich
es vorziehe, von einer Fabel zu sprechen. Dennoch, die Fabel
jedenfalls behauptet, es habe einmal Menschen gegeben, die aus dem
Strom der Zeit treten und die endlos verzweigten Stränge
potentieller Realität untersuchen konnten. Man nannte diese
Leute ›Ewige‹, und wenn sie sich außerhalb der Zeit
aufhielten, hieß es von ihnen, sie befänden sich in der
Ewigkeit. Ihre Aufgabe war es, eine Realität auszuwählen,
wie sie für die Menschheit optimal wäre. Sie nahmen
unbegrenzt Modifikationen vor – und in dieser Hinsicht geht die
Geschichte sehr ins Detail, und ich muß erwähnen, sie ist
in epischer Breite und in ungewöhnlicher Länge
niedergeschrieben worden. Schließlich fanden sie – so
heißt es – ein Universum, in dem die Erde in der ganzen
Galaxis als einziger Planet ein komplexes ökologisches System
und eine entwickelte intelligente Spezies mit der Fähigkeit zur
Konzipierung von Hochtechnologie aufwies. Das sei eine Situation,
entschieden sie, die der Menschheit die größte Sicherheit
biete. Sie sorgten dafür, daß dieser Strang von
potentieller Realität zur wirklichen Realität gedieh, dann
stellten sie ihre Operationen ein. Daher leben wir nun in einer
Galaxis, die ausschließlich von Menschen besiedelt ist, und im
wesentlichen von den Pflanzen und Tieren und dem mikroskopischen
Leben, das Menschen eben so mitzuführen pflegen –
absichtlich oder unwissentlich –, von Planet zu Planet, wo es
dann normalerweise das heimische Leben verdrängt. Irgendwo in
den
Weitere Kostenlose Bücher