Foundation 09: Die Suche nach der Erde
behauptet, der
Zweiten Foundation. Die Sprecher Trantors sind selbständige
Menschen mit freiem Willen und infolgedessen genauso, wie sie schon
immer waren. Sind sie frei von destruktiver Konkurrenz, von Politik,
von Karrierismus ohne jede Rücksicht? Gibt es an der Tafel der
Sprecher keine Streitigkeiten, nicht sogar Haß und Abneigung?
Können Sie immer Vorkämpfer sein, denen zu folgen man wagen
darf? Stellen Sie Sprecher Gendibal diese Fragen bei seiner
Ehre.«
»Es erübrigt sich, meine Ehre zu bemühen«,
sagte Gendibal. »Ich gebe ohne Umschweife zu, daß wir an
der Tafel der Sprecher mit Haß, Konkurrenzdenken und Intrigen
zu tun haben. Doch wenn ein Entschluß einmal gefaßt ist,
richten sich alle nach ihm. Diesbezüglich hat es nie eine
Ausnahme gegeben.«
»Und wenn ich nun gar keine Wahl treffe?« fragte
Trevize.
»Sie müssen«, entgegnete Sura Novi/Gaia. »Sie
werden einsehen, daß es richtig ist, eine Wahl vorzunehmen, und
deshalb werden Sie es tun.«
»Und wenn ich versuche, eine Wahl zu treffen, aber es nicht
kann?«
»Sie müssen!«
»Wieviel Zeit habe ich?« wollte Trevize wissen.
»Sie haben Zeit«, erwiderte Sura Novi, »bis Sie die
erforderliche Gewißheit empfinden, wie lange es bis
dahin auch dauern mag.«
Trevize saß stumm da.
Obwohl auch die anderen Schweigen bewahrten, schien es Trevize,
als könne er sie durch das Pochen seines Blutes noch immer
hören.
›Freier Wille!‹ hörte er Bürgermeisterin
Brannos feste Stimme proklamieren.
›Richtungsweisung und Frieden‹, verhieß Sprecher
Gendibals Stimme mit gebieterischer Entschiedenheit.
›Leben‹, sagte Sura Novis/Gaias Stimme versonnen.
Trevize drehte sich um und sah, daß Janov Pelorat ihn
eindringlich musterte. »Janov«, fragte er, »haben Sie
das alles mitbekommen?«
»Ja, habe ich, Golan.«
»Und was meinen Sie?«
»Die Entscheidung liegt nicht bei mir.«
»Das weiß ich. Aber wie ist Ihre Meinung?«
»Keine Ahnung. Alle drei Alternativen bereiten mir
gehöriges Unbehagen. Und doch, mir kommt ein sonderbarer
Gedanke…«
»Ja?«
»Als wir ins All gestartet sind, haben Sie mir die Galaxis
gezeigt. Erinnern Sie sich?«
»Natürlich.«
»Sie haben mit dem Computer eine Beschleunigung des
Zeitablaufs simuliert, so daß man die Galaxis rotieren sehen
konnte. Und da habe ich gesagt, ganz als hätte ich diesen Moment
vorausgeahnt: ›Die Galaxis sieht wie ein Lebewesen aus, das
durch den Weltraum kriecht.‹ Halten Sie es für denkbar,
daß dieses Wesen in gewisser Weise bereits zum Leben erwacht
sein könnte?«
Und als sich Trevize an den beschriebenen Augenblick erinnerte,
empfand er plötzlich die erforderliche Gewißheit. Überstürzt wandte er sich ab, um sich erst gar keine
Zeit zum Nachdenken zu geben, so daß keine Zweifel aufkommen
konnten, keine Unsicherheit ihn nachträglich befiel.
Er legte seine Hände aufs Terminal des Computers und richtete
seine Gedanken mit einer Intensität, wie er sie nie zuvor
gekannt hatte, nach draußen.
Er hatte seine Entscheidung gefällt – die Entscheidung,
von der das Schicksal der Galaxis abhing.
Zwanzigstes Kapitel
Schluß
88
Bürgermeisterin Harla Branno besaß allen Grund zur
Zufriedenheit. Der Staatsbesuch hatte wenig Zeit beansprucht, aber
war durch und durch produktiv verlaufen.
»Wir können ihnen natürlich nicht
uneingeschränkt vertrauen«, sagte sie, wie um
wohlüberlegt jeder Hybris vorzubeugen. Sie beobachtete den
Bildschirm. Die Raumschiffe der Flotte verschwanden eines nach dem
anderen in den Hyperraum und kehrten zu ihren normalen
Stationierungsorten zurück.
Es stand außer Frage, daß ihre Anwesenheit Sayshell
beeindruckt hatte, aber trotzdem konnten den Sayshellern zwei Dinge
keinesfalls entgangen sein: erstens, daß die Raumschiffe
jederzeit im Hoheitsgebiet der Foundation verblieben waren; zweitens,
daß sie, sobald die Branno ihren Abflug angekündigt hatte,
tatsächlich ohne Umstände abflogen.
Andererseits würde Sayshell nicht vergessen, daß diese
Schiffe innerhalb eines Tages – oder noch schneller – an
die Grenzen der Sayshell-Union zurückbeordert werden konnten.
Das Manöver hatte sowohl eine Demonstration der Macht wie auch
eine Demonstration der Gutwilligkeit miteinander kombiniert.
»Ganz richtig«, sagte Kodell. »Wir dürfen
ihnen nicht uneingeschränkt trauen, aber schließlich kann
man niemandem in der Galaxis uneingeschränkt vertrauen, und es
liegt ja in Sayshells eigenem Interesse, sich an die
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