Foundation 10: Die Rückkehr zur Erde
einem Aberglauben entspringen. Bewundern Sie das?«
»Das bewundere ich nicht, aber ich verurteile es auch nicht. In Ermangelung von Wissen wird das Handeln stets von Aberglauben gelenkt. Die Foundation glaubt an den Seldon-Plan, obwohl niemand in unserem Reich ihn verstehen, ihn in seinen Einzelheiten interpretieren oder ihn für Vorhersagen nutzen kann. Aus Unwissenheit und Glauben folgen wir ihm blindlings – ist das nicht auch Aberglaube?«
»Ja, das könnte sein.«
»Und Gaia auch. Sie glauben, daß ich die richtige Entscheidung getroffen habe, indem ich das Urteil fällte, daß Gaia die Galaxis in einen einzigen großen Organismus absorbieren sollte. Aber Sie wissen nicht, weshalb ich recht haben sollte oder ob es für Sie ungefährlich ist, dieser Entscheidung zu folgen. Lediglich aus Unwissenheit und Glauben sind Sie bereit, der Entscheidung zu folgen und sind sogar über mich verstimmt, weil ich versuche, Beweise zu finden, die die Unwissenheit beseitigen und den bloßen Glauben unnötig machen sollen. Ist das nicht Aberglaube?«
»Ich glaube, jetzt hat er dich, Wonne«, sagte Pelorat.
»Nein«, widersprach Wonne. »Er wird auf seiner Suche entweder überhaupt nichts finden oder etwas finden, was seine Entscheidung bestätigt.«
»Und hinter diesem Glauben steht nur Ihre Unwissenheit und Ihr Glaube«, sagte Trevize. »Mit anderen Worten: Aberglaube!«
25
Vasil Deniador war ein kleiner Mann mit einem unauffälligen Gesicht. Er hatte eine Art an sich, aufzublicken, indem er die Augen hob, ohne dabei auch den Kopf zu heben. Das im Verein mit dem häufigen Lächeln, das in periodischen Abständen sein Gesicht erhellte, verlieh ihm den Anschein, als würde er sich insgeheim über die Welt lustig machen.
Sein Arbeitszimmer war lang und schmal und mit Bänden angefüllt, die sich in wildem Durcheinander zu befinden schienen. Nicht, weil es deutliche Hinweise darauf gab, sondern weil sie nicht sorgfältig in ihren Behältern verstaut waren, so daß die Regale irgendwie zahnlückig aussahen. Die drei Sessel, die er seinen Besuchern anbot, paßten nicht zusammen und ließen erkennen, daß sie in letzter Zeit nicht besonders sorgfältig abgestaubt worden waren.
Er sagte: »Janov Pelorat, Golan Trevize und Wonne. - Ihren zweiten Namen kenne ich nicht, Madam.«
»Man nennt mich gewöhnlich nur Wonne«, sagte sie und nahm Platz.
»Es reicht ja schließlich«, sagte Deniador und zwinkerte ihr zu. »Sie sind so attraktiv, daß man Ihnen selbst dann verzeihen würde, wenn Sie überhaupt keinen Namen hätten.«
Als alle Platz genommen hatten, meinte Deniador: »Ich habe von Ihnen gehört, Dr. Pelorat, obwohl wir nie korrespondiert haben. Sie sind doch von der Foundation, nicht wahr? Von Terminus?«
»Ja, Dr. Deniador.«
»Und Sie, Ratsherr Trevize. Ich glaube, ich habe in letzter Zeit gehört, daß man Sie aus dem Rat ausgestoßen und verbannt hat. Ich glaube, ich habe nie ganz verstanden, weshalb.«
»Nicht ausgestoßen, Sir. Ich bin immer noch Mitglied des Rates, obwohl ich nicht weiß, wann ich meine Pflichten wieder aufnehmen werde. Und auch nicht verbannt. Man hat mir eine Mission aufgetragen, in bezug auf die wir Sie gerne konsultieren möchten.«
»Ich will gerne versuchen, Ihnen zu helfen«, sagte Deniador. »Und die wonnigliche Dame? Kommt sie auch von Terminus?«
»Sie kommt von anderswo, Doktor«, antwortete Trevize schnell.
»Ah, eine fremde Welt, dieses Anderswo. Von dort kommt eine höchst ungewöhnliche Sammlung menschlicher Wesen. – Aber nachdem Sie beide aus der Hauptwelt der Foundation kommen und dies hier eine höchst attraktive junge Frau ist und Mitza Lizalor nicht gerade wegen ihrer Zuneigung zu diesen beiden Kategorien bekannt ist, wie kommt es da, daß sie Sie so eindringlich meiner Fürsorge anempfiehlt?«
»Wahrscheinlich, um uns loszuwerden«, sagte Trevize. »Denn je schneller Sie uns helfen, verstehen Sie, desto schneller werden wir Comporellon verlassen.«
Deniador musterte Trevize interessiert (wieder dieses zwinkernde Lächeln) und meinte: »Ein kräftiger junger Mann wie Sie freilich könnte schon anziehend auf sie wirken, gleichgültig, woher er kommt. Sie spielt zwar immer die Rolle der kalten Vestalin, aber nicht ganz überzeugend.«
»Davon weiß ich nichts«, sagte Trevize steif.
»Das ist auch besser so. Zumindest in der Öffentlichkeit. Aber ich bin ein Skeptiker und von Berufs wegen wenig darauf eingestellt, an Äußerlichkeiten zu glauben. Also
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