Foundation Trilogie 3 - Alle Wege Führen nach Trantor
werden sollte.
Die Psychohistorie war die Fortführung der Geisteswissenschaften oder vielmehr ihrer endgültigen mathematischen Umsetzung. Die Entwicklung einer Mathematik, notwendig zum Verständnis der Nervenphysiologie und der Elektrochemie des Nervensystems, die ihrerseits bis auf die atomaren Kräfte zurückverfolgt werden mußten, machte es erstmals möglich, echte psychologische Forschungsarbeit zuleisten. Und durch die Übertragung der psychologischen Erkenntnisse vom Individuum auf die Gruppe erhielt auch die Psychologie eine mathematische Grundlage.
Die größeren Gruppen, die Milliarden, die Planeten bewohnten, die Billionen, die Sektoren bevölkerten, die Billiarden der ganzen Galaxis waren fortan nicht nur menschliche Wesen, sondern gigantische Kräfte, die mittels statistischer Methoden zu erfassen waren. Für Hari Seldon wurde die Zukunft auf diese Weise klar und unausweichlich, und der Plan konnte aufgestellt werden.
Die gleichen grundlegenden Entwicklungen der Geisteswissenschaft, die zum Entstehen des Seldon-Plans geführt hatten, enthoben den Ersten Sprecher der Notwendigkeit, im Gespräch mit dem Studenten Wörter zu benutzen.
Jede Reaktion auf ein Stimulus, so geringfügig sie sein mochte, zeigte alle kleinen Veränderungen, jedes Flackern im Geist des anderen vollständig an. Der Erste Sprecher war nicht fähig, die Gesamtheit der Emotionen des Studenten instinktiv zu erkennen, wie es das Maultier gekonnt hätte. Denn als Mutant hatte das Maultier Fähigkeiten besessen, die ein normaler Mensch, und sei er ein Mitglied der Zweiten Foundation, wohl nie ganz würde erfassen können. Doch intensive Ausbildung ermöglichte es dem Ersten Sprecher, diese Emotionen abzuleiten.
Es ist jedoch einer Gesellschaft, deren Fundament die Sprache ist, ihrem Wesen nach unmöglich, die Kommunikationsmethoden exakt wiederzugeben, die die Angehörigen der Zweiten Foundation unter sich verwendeten, und deshalb wird die Sache von nun an ignoriert werden. Der Erste Sprecher wird dargestellt, als spreche er auf normale Art, und wenn die Übersetzung den Kern nicht immer genau trifft, ist sie doch das beste, was unter diesen Umständen möglich ist.
Wir wollen deshalb so tun, als habe der Erste Sprecher tatsächlich gesagt: »Zuerst muß ich Ihnen sagen, warum Sie hier sind«, statt auf eine ganz bestimmte Art zu lächeln und auf eine ganz bestimmte Art einen Finger zu heben.
Der Erste Sprecher sagte: »Sie haben Ihr Leben zum größten Teil damit verbracht, mit Fleiß und Erfolg die Geisteswissenschaften zu studieren. Sie haben alles in sich aufgenommen, was Ihre Lehrer Ihnen geben konnten. Es ist soweit, daß Sie und ein paar andere wie Sie mit der Lehrzeit für das Sprecheramt beginnen sollen.«
Erregung von der anderen Seite des Schreibtischs.
»Nein. Sie müssen das mit aller Ruhe aufnehmen. Sie hatten gehofft, sich zu qualifizieren. Sie hatten gefürchtet, sich nicht zu qualifizieren. Im Grunde waren sowohl die Hoffnung als auch die Furcht Schwächen. Sie wußten, Sie würden sich qualifizieren, und Sie zögern, diese Tatsache zuzugeben, weil ein solches Wissen Sie als anmaßend abstempeln und deshalb ungeeignet machen würde. Unsinn! Der am hoffnungslosesten dumme Mensch ist der, der sich nicht bewußt ist, klug zu sein. Sie haben sich nicht zuletzt deswegen qualifiziert, weil Sie überzeugt waren, es zu schaffen.« Erleichterung auf der anderen Seite des Schreibtischs.
»Genau. Jetzt fühlen Sie sich besser, und Sie sind nicht mehr auf der Hut. Es fällt Ihnen leichter, sich zu konzentrieren und zu begreifen. Vergessen Sie nicht, wenn der Geist wirklich etwas leisten soll, ist es nicht notwendig, ihn hinter einer undurchdringlichen Barriere zu halten, die für das intelligente Gegenüber ebenso informativ ist wie ein weit offener Verstand. Man sollte vielmehr eine Unschuld, ein Bewußtsein seiner selbst und eine Unbefangenheit kultivieren, die es überflüssig machen, etwas zu verbergen. Mein Geist ist Ihnen geöffnet. Lassen Sie dies für uns beide gelten.«
Er fuhr fort: »Es ist nicht leicht, Sprecher zu sein. Es ist schon nicht leicht, Psychohistoriker zu sein, und auch der beste Psychohistoriker ist nicht unbedingt zum Sprecher geeignet. Hier gibt es einen Unterschied. Ein Sprecher muß die mathematischen Feinheiten des Seldon-Plans nicht nur kennen, er muß Sympathie für sie und ihren Zweck empfinden. Er muß den Plan lieben, für ihn muß er leben und atmen. Mehr als das, er muß für ihn wie
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