Fountain Bridge - Verbotene Küsse (Deutsche Ausgabe): E-Novella (German Edition)
in meinen Ohren zu rauschen. Ich spürte ein Brennen tief unten in der Kehle, als irgendein masochistischer Teil in mir mich zwang, still und heimlich um die Container herumzuschleichen.
Alle Hoffnung, die ich zuvor empfunden hatte, zerfiel jäh in tausend Scherben.
Als ich zusah, wie Adam die junge Frau vom Catering an der Backsteinwand stehend vögelte, ging mir auf, was für ein erbärmlicher Idiot ich gewesen war. Was für ein kindisches, dummes, naives Ding.
Und dann kam die Wut. Der Frust. Der Schmerz – dass ich aus irgendeinem Grund nicht gut genug war. Nicht gut genug für Adam. Nicht gut genug für meinen Vater.
Meine Augen verengten sich. Es gab einen Menschen, der fand, dass ich sehr wohl gut genug war – also, worauf wartete ich noch? Auf Blumen und Sonette und einen Mann, der vor mir auf die Knie fiel? Das würde niemals passieren. Dies hier war die Wirklichkeit. Sex war Sex. Er hatte nichts Magisches an sich.
Wie man ja deutlich sehen konnte.
Ich war von Natur aus nicht leicht zu reizen, aber die Eifersucht schürte meinen Zorn, als ich lautlos den Rückzug ins Hotel antrat. Kaum war ich drinnen, tauchte immer wieder Adam vor meinem geistigen Auge auf, wie er sich mit der Frau vom Catering vergnügte. Mir wurde schlecht. Ich stürzte hastig etwas von meinem Wasser hinunter und kam dann zu einer Entscheidung. Ich musste das Bild aus meinem Gedächtnis verbannen. In den Tiefen des Saals erspähte ich Clark im Gespräch mit seinem Bruder. Glücklicherweise war Mum nirgendwo zu sehen, denn höchstwahrscheinlich wäre sie nicht gerade begeistert gewesen, wenn sie gehört hätte, worum ich sie bitten wollte.
»Els, was willst du eigentlich mit all deinen Geschenken machen?«, fragte Clark und deutete auf den Gabentisch, der im hinteren Bereich des Saals aufgebaut war.
»Kann ich dich und Mum um einen Riesengefallen bitten?«
Er schmunzelte, weil er bereits vermutete, um was für einen Gefallen es sich handelte. »Sollen wir die Geschenke für dich mit nach Hause nehmen?«
»Meine Freunde und ich wollen noch in einen Club, wäre das okay?«
Clark musterte mich einen Moment lang, dann seufzte er. »Na gut, geh schon, bevor deine Mum dich sieht. Und sei vorsichtig.«
Ich nickte und gab ihm einen flüchtigen Kuss auf die Wange. Dann drängte ich mich zu Liam und Allie durch, die miteinander tanzten. Ich warf Allie ein entschuldigendes Lächeln zu und zog Liam zur Seite.
»Was gibt’s?«, fragte er und schlang einen Arm um meine Taille.
Ich sah ihm in die Augen und spürte, wie mein Magen einen Purzelbaum machte, als ich bedeutungsvoll sagte: »Lass uns verschwinden.«
Sein Körper spannte sich an, und er zog die Brauen zusammen. »Nur du und ich?«
»Ja.«
»Und wo willst du hin?«
Ich drängte mich ganz dicht an ihn, um meine Absicht deutlich zu machen. »Die Frage ist wohl eher, wo du mit mir hinwillst?«
Liams Atem geriet ins Stocken. Er schluckte schwer. »Ich könnte uns ein Zimmer besorgen.«
»Gut.«
Rasch verließen wir den Saal und die Party, bevor Mum oder Braden uns sehen konnten. Meine Nerven begannen verrückt zu spielen, als wir durch die Lobby zur Rezeption gingen, und ich hatte Mühe, meinen Magen unter Kontrolle zu bringen, während Liam ein Zimmer für uns buchte.
Jeder Zentimeter meines Körpers zitterte, als wir mit dem Fahrstuhl in den ersten Stock fuhren. Als wir endlich im Zimmer waren und Liam mich zu küssen begann, spürte ich, wie ich in seinen Armen zitterte.
»Bist du dir sicher?«, wisperte er an meinem Mund.
Wieder sah ich die Szene vor mir, die ich erfolglos aus meinem Kopf zu verdrängen versucht hatte. Ich wollte Feuerwerk und Schmetterlinge. Ich wollte heiße Haut und Leidenschaft. Ich wollte Vertrauen und Geborgenheit, ich wollte Zuneigung und Lachen. Ich wollte Treue und Freundschaft. Ich wollte Liebe.
Dummerweise hatte mir das Leben einen üblen Streich gespielt, und ich hatte mich in den einen Menschen auf der Welt verliebt, den ich nicht haben konnte.
Aber das hieß noch lange nicht, dass ich gewisse Dinge nicht genießen konnte. Keine meiner Freundinnen war noch Jungfrau. Was war Jungfräulichkeit überhaupt – außer einer Last? Früher hatte man sie noch als Geschenk betrachtet. Zumindest hatte ich sie in meinem Kopf dazu verklärt, in Wahrheit war sie vermutlich in erster Linie ein Zeichen von Besitzdenken gewesen. Aber mittlerweile lebten wir im einundzwanzigsten Jahrhundert. Ich war niemandes Eigentum. Und meine »Jungfräulichkeit«
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