Foxtrott 4: Sechs Monate mit deutschen Soldaten in Afghanistan (German Edition)
einprägen:
wichtige Abkürzungen.
Hier ein paar »Begrifflichkeiten« aus der Sprache der NATO und der Bundeswehr, die jeder kennen sollte, der sich – egal, in welcher Position – in einem Auslandseinsatz befindet:
TIC Troops in Combat. Das heißt, wir stehen im Feuerkampf
TPZ-Fuchs: Transportpanzer Fuchs
SPZ-Marder: Schützenpanzer Marder
ATF-Dingo: Allschutz-Transport-Fahrzeug Dingo
Leitspruch der Panzergrenadiere: »drauf, dran, drüber«
G 36 ist die Standardinfanterie-Waffe der Bundeswehr. Ein Sturmgewehr von Heckler & Koch, das 5,56-mm-Munition verschießt
EODs: Explosive Ordnance Disposals. Die Kampfmittelbeseitiger
EPa: das kleine Verpflegungspaket der Bundeswehr, mit dem sich der Soldat mindestens einen Tag lang ernähren kann
RPG: Rocket Propelled Grenade. Eine raketengetriebene Granate. Wird von den Aufständischen für Angriffe benutzt
HKR: Hauptkampfraum
IED: Improvised Explosive Device. Selbstgebaute Sprengfalle. Wird von den Aufständischen für Anschläge eingesetzt
AK-47: Awtomat Kalaschnikowa, sowjetisch-russisches Sturmgewehr. Standardwaffe der Aufständischen
Suicider: Selbstmordattentäter
ANA: Afghanische Armee
ANP: Afghanische Polizei
CIP oder LSF-Kräfte: Lokale Sicherheitskräfte, die gegen die Aufständischen kämpfen. Meist gegen Bezahlung
COP: Combat Outpost. Ein Außenposten oder Vorposten, der von LSF-Kräften, der ANA, der ANP oder auch der Bundeswehr betrieben wird, um die Umgebung zu überwachen
Compound: mit einer Lehmmauer geschützter Gebäudekomplex
Allgemeiner Rat im Einsatz: Schlaf, wenn du kannst, friss, trink, rauch und kack, wenn du kannst – etwa in der Reihenfolge
Falls Sie, lieber Leser und liebe Leserin, sich jetzt darüber geärgert haben, Abkürzungen lernen zu müssen, sage ich Ihnen nur eins: Das offizielle Dokument mit NATO-Abkürzungen umfasst 34 5 Seiten. Ich habe versucht, die für Sie wichtigsten aufzulisten.
Laut Einweisung ist die Situation in unserem Einsatzgebiet derzeit wie folgt: Das südliche Chahar Darreh ist im Moment relativ ruhig, nachdem deutsche Truppen zusammen mit den Amerikanern im vergangenen Jahr hier heftige Gefechte geführt haben. Nun möchte man auch in den Norden von Chahar Darreh vordringen. Kunduz gilt trotz der derzeit ruhigen Lage als Unruheprovinz und als einer der gefährlichsten Orte, an denen die Bundeswehr bisher präsent war. Im September 2009 wurden in dem Distrikt bei einem Luftangriff auf zwei Tanklaster – befohlen durch den deutschen Oberst Klein – bis zu 142 Menschen getötet, die meisten von ihnen wohl Zivilisten. Der Süden des Distrikts war im Herbst 2010 Haupteinsatzgebiet der Operation Halmazag (»Blitz«). Nach schweren Gefechten mit Einsatz von Luft- und Artillerie-Unterstützung und in Zusammenarbeit mit den Amerikanern wurden große Teile der Aufstandsbewegung aus der Region vertrieben oder in den Untergrund gedrückt.
Nach dieser langen Lektion stehe ich mit meiner Gruppe zusammen. Thorsten Körner erzählt von Reaktionen auf seinen Einsatz in Afghanistan: »Jeder hat seine eigene Meinung. Viele sagen, ich finde das Scheiße, was du machst, du Mörder. Das ist natürlich nicht gut. Aber das ist halt dann deren Meinung.«
Wild sagt: »Ob das, was wir hier tun, jetzt wirklich Sinn macht, interessiert mich als Soldat eigentlich ziemlich wenig. Ich bin gewöhnlicher Landser. Ich kämpfe, ich sitze ab, ich mache das, was mir gesagt wird. Und was die obere Führung sagt, denkt, macht oder machen möchte, das hat mich eigentlich gar nicht zu interessieren.«
Foxtrott 4
Provincial Reconstruction Team Kunduz (PRT Kunduz) – Feldlager der Bundeswehr in Nord-Afghanistan
Wir verstauen unser Gepäck in den Zwei-Mann-Unterkünften in dem baufrischen Gebäude mit dem gelb-schwarzen Ortsschild »Leipzig«. Unsere Vorgänger wohnten noch in Zelten. In dem neuen Gebäude lässt es sich aushalten: Bett, Schrank, ein Stuhl und eine Klimaanlage. Mehr, als wir alle erwartet haben. Und Luxus im Vergleich zu den Zelten.
Im Innenhof des Gebäudes entdecke ich ein kleines Beet mit Sonnenblumen. In die Erde haben Soldaten kopfüber Wasserflaschen gesteckt – eine Bewässerungsanlage, um den Boden für den »Ziergarten« auch bei Hitze feucht zu halten.
Der Zugführer der etwa 35 Soldaten des Foxtrott-Zuges, Hauptfeldwebel Andreas Isensee – Spitzname Isi –, sammelt seine Schafe um sich: »Habt ihr jeder noch ’ne Flasche Wasser abgegriffen? Trinken, trinken, trinken, Leute. Und: Ärmel runter!
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