Foxtrott 4: Sechs Monate mit deutschen Soldaten in Afghanistan (German Edition)
Möglichkeiten haben, uns gegen solche Anschläge zu schützen. Ich versuche eben, und da schließt sich der Kreis, meine Männer, so gut es eben möglich ist, durch den Auftrag zu bringen.
◆ Ist das nicht auch ein Ritterschlag, nach Afghanistan zu gehen? Nach der Ausbildung will man doch auch das Gelernte anwenden, oder nicht?
Für Außenstehende ist die Motivation, warum Soldaten nach Afghanistan gehen, unter Umständen schwer oder nur teilweise nachvollziehbar. Klar, wir haben einen Auftrag. Das Parlament hat uns einen Auftrag gegeben, und den führen wir aus. Nichtsdestotrotz hat jeder einzelne Soldat für sich noch eine Motivation, die ihn in den Einsatz nach Afghanistan bringt. Und da gehört auch ein Stück weit dazu – ich wage mal den Vergleich zum Fußball –, dass wir lange trainiert haben. Dass wir viele Trainingsstunden hatten und jetzt eben auch spielen, jetzt eingewechselt werden und unseren Auftrag ausführen wollen. Wir haben lange auf der Bank gesessen, und jetzt geht es los. Und da sind wir heiß drauf. Das gehört dazu.
◆ Sie waren schon zweimal zur Erkundung in Afghanistan. Was steht Ihren Soldaten dort zurzeit bevor?
Viele Tage im Felde und wenige Tage im Feldlager selbst. Unser Auftrag wird es sein, im Raum westlich von Kunduz, im sogenannten Chahar Darreh, die Bewegungsfreiheit für unsere Kräfte auf den wichtigsten Verbindungsstraßen dort wiederherzustellen, wo sie eingeschränkt worden ist. Und das immer und konsequent im Zusammenwirken mit afghanischen Sicherheitskräften. Da konnte ich zuletzt sehr gute Ansätze sehen und, gerade im Raum Kunduz, sehr zuverlässige afghanische Polizisten.
Meinen Soldaten habe ich gesagt, dass – unabhängig von den Vorfällen, die es im OP North gab, wo ein Kamerad der afghanischen Sicherheitskräfte um sich geschossen hat – der Weg für uns nur über die Zusammenarbeit mit den afghanischen Sicherheitskräften geht. Das, denke ich, hat jeder gut verstanden. Ich habe vor Ort selbst gesehen, dass es gut funktioniert.
◆ Welche Führungsprinzipien sind für Sie wichtig?
Das oberste Prinzip ist für mich Vertrauen.
◆ Wie ist es, Männer in diesem Alter zu führen?
Unsere Jungs sind zwischen 20 und 25 Jahre, also junge Männer. Denen möchte ich den – manchmal vorhandenen – Sinn für den Unsinn gar nicht austreiben, im Gegenteil. Spaß im Dienst ist absolut wichtig, um gemeinsam auch mal durch größere Herausforderungen gehen zu können. Ansonsten habe ich für mich festgestellt, dass die Jungs mit Aufträgen gefordert werden müssen. Dann gehen sie mit erstaunlicher Konzentration da ran und kommen mit einem guten Gefühl aus der Aufgabe raus.
◆ Was macht das Soldatsein für Sie so besonders?
Wir leisten nicht nur einen Dienst für die Gesellschaft im Auftrag des Parlaments und stehen damit ein für ganz Deutschland, sondern wir tun das eben auch in einer Gemeinschaft. Da spielt Kameradschaft eine ganz große Rolle, was für mich ein wichtiger Motivationsfaktor ist. Und wir tun das in einer fordernden Umgebung und mit einem fordernden Auftrag wie jetzt in Afghanistan. Im schlimmsten Falle kann das auch dazu führen, dass Kameraden eben nicht mehr nach Hause kommen.
◆ Was muss einer mitbringen, um ein guter Soldat zu sein?
Einen fitten Körper und einen fitten Geist. Er muss nicht zwangsläufig studiert oder eine abgeschlossene Berufsausbildung haben. Er muss körperlich fit sein, um den Herausforderungen, die in einer Region wie Afghanistan auf ihn zukommen, standzuhalten. Mit – wie wir es jetzt im Juni, Juli haben – Durchschnittstemperaturen von um die 45 Grad tagsüber und einer Ausrüstung von, je nachdem, in welcher Funktion der Soldat ist, 30 bis 50 Kilo, manchmal auch mehr. Er sollte fit sein, um dem standhalten zu können. Und er muss geistig fit sein, um in den Situationen, die aufblitzen, die ihn dann schnell, unmittelbar und sofort fordern – wenn es zum Beispiel zu einem Hinterhalt oder einem IED-Anschlag kommt –, das Ausgebildete abrufen zu können. Körperlich fit, geistig fit. Das sind gute Soldaten.
◆ Was bedeutet Mut in diesem Zusammenhang für Sie?
Mut ist grundsätzlich schon mit unserem Auftrag verbunden. Ganz viel Mut wird es erfordern, in das Flugzeug zu steigen und nach Afghanistan zu fliegen. Und noch viel mehr Mut wird es dann natürlich bedeuten, in Afghanistan rauszugehen ins Feld und den jeweiligen Auftrag umzusetzen. Ich denke also, dass Mut sich nicht nur zeigt im Gefecht – in das wir
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