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Fränkisch Schafkopf

Fränkisch Schafkopf

Titel: Fränkisch Schafkopf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Kirsch
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Bewusstseinsminderung, in der sich ihr Kollege nun schon seit zwei Tagen befand.
    Â»Herr Bartels ist nicht ansprechbar. Insofern ist es für uns sehr wichtig, dass wir zumindest mit Ihnen reden können. Sie sind derzeit unser einziger Zeuge, Herr Weberknecht.«
    Er setzte sich wieder und sah sie nachdenklich an. »Kann ich ihn noch mal sehen, den Ulli?«
    Â»Natürlich. Gern sogar. Es muss ihn nämlich jemand identifizieren. Ansonsten müssten wir seine Schwester bitten, die allerdings wenig Neigung dazu gezeigt hat.«
    Â»Nein, das mache ich«, sagte Weberknecht bestimmt, fast barsch. »Ulli war ja schließlich mein bester Freund. Ich will nicht, dass die das macht. Er würde das auch nicht wollen.«
    Â»Gut. Wie schon gesagt, uns wäre das auch lieber. Wann haben Sie Ihren Freund denn zum letzten Mal gesehen?«
    Â»Bei der letzten Schafkopfrunde am …«
    Â»â€¦Â vergangenen Samstag«, ergänzte sie vorschnell.
    Â»Nein, nicht am letzten Samstag. Das war schon am Samstag zuvor.«
    Â»Ach, dann ist Ihr Kartelabend am Ostersamstag ausgefallen?«, fragte sie erstaunt. Aber Heinrichs Großmutter hatte ihr doch erzählt, dass …
    Â»Ja«, erwiderte Weberknecht. »Letzten Samstag war ja ein Feiertag, und an Feiertagen spielen wir nie oder besser: spielten wir nie. Das war schon von Anfang an so.«
    Â»Wer ist eigentlich wir?«, hakte Paula nach. »Sagen Sie mir bitte die Namen Ihrer Schafkopfrunde.«
    Â»Das sind Ulli oder war Ulli, dann Heinrich, Wolf-Rüdiger und ich.«
    Â»Wolf-Rüdiger und wie noch?«
    Â»Eigner.«
    Sie zog den Block aus ihrer Tasche und notierte den Namen. »Also besteht beziehungsweise bestand Ihre Schafkopfrunde nur aus Ihnen, Jakobsohn, Bartels und Eigner. Oder spielten Sie einen Fünfer-Schafkopf?«
    Â»Nein, nur wir vier. Sonst hätte ja auch immer einer aussetzen müssen. Das wollten wir nicht.«
    Â»Immer in derselben Besetzung? Oder hatten Sie Ersatzmänner beziehungsweise Ersatzfrauen, die eingesprungen sind, wenn einer von Ihnen mal nicht konnte?«
    Â»Nein. Wenn einer abgesagt hat, fiel das Spiel aus.«
    Â»Haben Sie sich außer an diesen Samstagen auch sonst gelegentlich gesehen, gegenseitig besucht oder etwas gemeinsam unternommen?«
    Â»Eigentlich nicht. Nur der Ulli und ich, aber auch das nur selten. Aber telefoniert haben wir oft, Ulli und ich. Mindestens jeden zweiten Tag.«
    Â»Dann wissen Sie also nichts von diesem Treffen zwischen Herrn Jakobsohn und Herrn Bartels und können uns gar nichts dazu sagen?«
    Â»Nein. Ungewöhnlich ist das schon, sowohl das Treffen als auch, dass ich davon keine Ahnung hatte. Wie gesagt, nur an diesen Samstagen, wenn alle Zeit hatten, haben wir vier uns beim Ulli getroffen. Ulli hätte es mir auch sicher erzählt, wenn er vorgehabt hätte, sich mit Heinrich zu treffen. Ich kann mir das nicht erklären. Irgendwie passt das überhaupt nicht zu ihm.«
    Â»Vielleicht hatten die beiden etwas zu besprechen, bei dem Sie nicht dabei sein sollten?«
    Â»Quatsch«, sagte Weberknecht, und seine Stimme hatte einen beleidigten Ton, »zwischen uns gibt es keine Geheimnisse, gab es nie. Dieses Treffen war nicht geplant, da bin ich mir sicher. Heinrich ist überraschend bei ihm aufgekreuzt.«
    Â»Erzählen Sie mir doch bitte mehr von Ihrem Freund. War er berufstätig, und wenn ja, was und wo hat Herr Jakobsohn gearbeitet?«
    Weberknecht zögerte eine Weile mit der Antwort. »Nein, berufstätig war Ulli nicht. Derzeit jedenfalls nicht.«
    Â»Seit wann denn nicht mehr?«
    Wieder diese kleine Anstandspause. »Seit zwölf Jahren nicht mehr.«
    Â»Aber er hatte schon einen Beruf erlernt, oder? Seine Schwester sagte uns, er habe Ingenieurwissenschaften studiert. Stimmt das?«
    Â»Ja, das ist richtig. Wir, Ulrich und ich, haben uns während des Studiums in Erlangen kennengelernt. Ich habe auf Lehramt studiert und er Elektrotechnik. Wir haben beide im selben Jahr unser Studium beendet. Ich habe sofort einen Job als Lehrer gefunden, beim Ulli hat es etwas länger gedauert. Er hat dann bei Siemens angefangen, das war übrigens auch in Erlangen. Aber da ist er nicht lange geblieben. Das war nicht das, was er sich vorgestellt hatte. Und dann noch die Fahrerei jeden Tag hin und zurück. Ihm blieb gar keine Zeit mehr für seine Hobbys, das war ihm alles zu eng, zu

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