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Fränkisch Schafkopf

Fränkisch Schafkopf

Titel: Fränkisch Schafkopf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Kirsch
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hatte ich schon befürchtet. Frieder meint nämlich auch, du wirst dich zunächst einmal an gar nichts erinnern können. Das ist in dem Fall aber saudumm, weil du ja ein Tatzeuge bist und anscheinend der einzige noch dazu.«
    Sie dachte kurz nach. Ihr kam eine Idee. Eine, wie sie fand, geniale. »Da müssen wir halt das Pferd von hinten aufzäumen. Ich weiß auch schon, wie wir das machen.«
    In diesem Moment öffnete sich die Tür, und Anna Bartels schwankte mit einem schwer beladenen Tablett herein. Paula eilte ihr entgegen und nahm es ihr ab.
    Nachdem sie den Tee hastig in sich hineingeschüttet hatte, bedeutete sie Heinrich, ihr nach draußen zu folgen.
    Zu Anna Bartels, die sich mühsam aus ihrem Stuhl schraubte, sagte sie: »Ach, bleiben Sie doch sitzen, Frau Bartels. Und passen Sie auf Ihren Enkel gut auf.«
    Diese erwiderte die Floskel mit einem ernst gemeinten: »Das werde ich, das werde ich, Frau Steiner. Das passiert uns kein zweites Mal, gell, Heinrich?«
    An der Wohnungstür sagte sie: »Komm mal mit runter. Ich muss dir noch was sagen.« Heinrich folgte ihr widerstandslos.
    Unten, im Gang vor der Haustür, ergänzte sie ihren Rapport. Die Schonzeit war zu Ende. Sie erzählte ihm nun das, was sie bislang so sorgfältig ausgespart hatte. Vor allem den nur um Haaresbreite missglückten Angriff im Klinikum.
    Â»Du steckst tiefer in dieser Geschichte drin, als du vielleicht denkst. Aber vor deiner Großmutter wollte ich dir das nicht sagen. Ich bin überzeugt, dass du dich immer noch in Gefahr befindest. Dieser Typ vom Krankenhaus kann wiederkommen. Und zwar mit derselben Absicht. Du bist erst dann außer Gefahr, wenn wir den Mörder von Jakobsohn haben.«
    Und weil er dazu schwieg, sie nur konsterniert ansah, fügte sie leise hinzu: »Hast du das verstanden, Heinrich?«
    Â»Schon, ja. Auch wenn ich mir das Ganze nicht erklären kann. Wer soll schon den Ulli umbringen? Dafür gibt es überhaupt keinen …«
    Â»Genau das ist unsere wichtigste Frage. Die nach dem Motiv. Und solange die nicht beantwortet ist, wirst du deine Wohnung zu keiner Zeit verlassen. Nicht zum Einkaufen, nicht zum Spazierengehen, nicht, um jemanden zu besuchen. Nur unter Polizeischutz. Sind wir uns da einig?«
    Er nickte. »Du meinst, der kommt wirklich …« Den Rest des Satzes ließ er unausgesprochen, so ungeheuerlich schien ihm diese Vorstellung.
    Â»Ja. Das meine ich. Morgen früh holen Frau Brunner und ich dich hier ab und fahren zusammen in die Spenglerstraße. Wir versuchen es dort mal mit einer sequenziellen Rekonstruktion des Tathergangs. Gerade bei einer solchen Art Amnesie, wie du sie hast, kann das durchaus von Nutzen sein.«
    Â»Solches Sequenzzeug ist doch bloß neumodischer Firlefanz. Davon verspreche ich mir gar nichts«, widersprach Heinrich.
    Â»Aber ich verspreche mir was davon. Und du machst, was ich sage. Genau wie alle anderen auch.«
    Â»Welche anderen?«, fragte Heinrich nach.
    Sie überhörte seine ironische Bemerkung. »Also, du hältst dich morgen früh bereit. Aber du wartest in der Wohnung auf uns. Nicht auf der Straße. Ich klingel dann, lang – kurz – lang. Damit du weißt, dass wir es sind.«
    Sie hatte den Türgriff bereits in der Hand, als sie sich noch einmal umdrehte und das nachholte, was ihr schon die ganze Zeit am Herzen lag: Sie nahm Heinrich in die Arme und drückte ihn fest an sich.
    Â»Schön, dass du wieder da bist. Du hast mir sehr gefehlt.«
    Auf dem Weg ins östliche Nürnberg machte sie sich Vorwürfe wegen ihrer Pflichtvergessenheit. Warum hatte sie Heinrich nicht gleich noch nach seinem Thailand-Urlaub gefragt? Warum nicht nach der Zehntausend-Euro-Überweisung? Und warum hatte sie auch vergessen, sich nach dem vierten Mann, diesem Eigner, zu erkundigen? Warum, warum? Wahrscheinlich, weil sie mit der Situation überfordert war. Emotional überfordert.
    Eine gute halbe Stunde später klingelte sie an der Gartenpforte in der Steuerwald-Landmann-Straße. Jetzt erst entdeckte sie neben der schweren Eingangstür die Videokamera, die auf sie gerichtet war. Sie sah zu dem kleinen vergitterten Küchenfenster, das hell erleuchtet war. Ein Mann starrte zu ihr herüber, schließlich nickte er ihr zu. Kurze Zeit später öffnete er die Haustür und trat mit einem breiten Lächeln an die Gartenpforte.
    Sie war

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