Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Fraeulein Jensen und die Liebe

Fraeulein Jensen und die Liebe

Titel: Fraeulein Jensen und die Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Hansen
Vom Netzwerk:
nicht so dicke wie bei Gewichthebern. Nein, Tims Beine sind sehnig, austrainiert, definiert, prall, hart, wunderschön. Und dann erst sein Hintern, den ich unter der Björn-Borg-Unterhose (guter Geschmack!) erahne.
    Ohgottohgottohgott.
    Ich sehe wieder ein kleines Teufelchen in Form von Pia auf meiner Schulter sitzen.
     
    »Hannah, der ist nichts für dich. Gleich und Gleich gesellt sich gern. Er ist sportlich, du bist unsportlich. Er ist knackig, du bist schwabbelig. Er hat einen Traumkörper, du hast ...«
     
    »Ruhe«, schreie ich innerlich. Pia will mir den ja nur madig machen.
    Zurück zum halbnackten Tim.
    »Und jetzt?«, quieke ich und fange hysterisch an zu kichern.
    »Jetzt geht’s in die Horizontale.« Tim lacht und legt sich auf eine Liege.
    »Äh, ja klar. In die Horizontale.«
    Oh Gott.
    Der Masseur beginnt, Tim durchzukneten, und ich setze mich auf die Liege daneben. Die Liege ist so hoch, dass meine Beine herunterbaumeln. Ich sehe aus wie eine Vierjährige, die an einer Tafel mit vielen Erwachsenen auf einem zu hohen Stuhl sitzt. Gleich bindet man mir ein Lätzchen um.
    Oh Gott.
    »Gehst du oft hierher?«, frage ich.
    »Ja, schon regelmäßig. Aber das ist auch die einzige Situation, in der ich ruhig bin. Ich liege sonst nie auf der faulen Haut.«
    »Nein?«, rufe ich. Als er sagte, dass er zur Massage müsse, war ich mehr als glücklich: Endlich mal ein Mann, der für Wellness einen Sinn hat! Ich meine, welcher Mann geht schon freiwillig zur Massage? Ich sah uns schon zusammen das Spa besuchen. Es gibt da doch so wunderbare Partnerbehandlungen, bei denen man nebeneinanderliegt und sich die ganze Zeit sinnlich in die Augen sieht, während man durchmassiert wird. Ich konnte ja nicht ahnen, dass diese Massage so gar nichts mit Wellness zu tun hat. Der Masseur bearbeitet gerade die Wade und Tim schreit laut auf. Entspannung hatte ich mir irgendwie anders vorgestellt.
    »Aber du kannst schon abschalten oder stehst du immer unter Strom?« Ich lache ein wenig. Immer unter Strom stehen, so etwas Absurdes. Jeder liebt es doch, sich auch mal auszuruhen. Also, wenn ich an meine geliebten Stunden auf dem Sofa denke ...
    »Sagen wir mal so: Ich will gar nicht abschalten. Eigentlich bin ich immer aktiv. Weißt du, schon wenn ich im Supermarkt in der Schlange stehe, werde ich echt nervös«, sagt Tim und lacht. »Ich bin da aber auch ein wenig extrem. Wenn ich zu Hause bin und noch fünf Minuten habe, bevor ich los muss, fällt mir immer noch was ein, was ich machen kann. Letztens habe ich zum Beispiel noch schnell die Blumen umgetopft.«
    »Ah ja«, lache ich gequält. »So mach ich es auch immer.« Wie gut, dass Tims Gesicht immer noch nach unten zeigt, dann sieht er nicht, wie mein ohnehin schon roter Kopf noch mehr die Farbe einer Tomate angenommen hat. Ob der Masseur mich verrät? »Du Tim, als du die Sache mit dem Blumenumtopfen erzählt hast und sie gesagt hat, dass sie das auch immer macht, ist sie total rot geworden.« Ach Quatsch, ich leide schon unter Verfolgungswahn.
    Aber soll ich Tim nicht besser fragen, ob er ein Problem damit hätte, wenn jedenfalls ich ab und zu auf dem Sofa liegen würde?
     
    »Das brauchst du ihn gar nicht zu fragen«, höre ich plötzlich wieder Pia.
    »Ihr passt sowieso nicht zusammen. Er ist aktiv, du bist faul. Er topft Blu men um, du gießt noch nicht einmal ...«
     
    Ich schüttle den Kopf und Pia löst sich in Luft auf. Wenn ich in Hamburg bin, muss ich dringend etwas gegen diese Stimmen in meinem Kopf tun.
    »Und wie ist das mit Sport? Kannst du davon abschalten und dich auf was anderes konzentrieren?«
    »Ab und zu geht das schon, aber Sport ist eine Sucht. Wenn man einmal davon befallen ist, kommt man nicht mehr los. Ich befürchte, ich bin ein hoffnungsloser Fall.«
    »Warum?«
    »Nun, ich kann schon nicht mehr spazieren gehen. Ich meine, entweder man joggt oder man geht, um von A nach B zu kommen. Aber einfach so spazieren gehen, um spazieren zu gehen – das ist echt übel.«
    Na toll, und ich wollte mit ihm doch so schön immer bummeln gehen.
    »Sonntags im Englischen Garten spazieren gehen ist für mich schlimmer als eine Woche U-Haft.«
    Tim lacht. Ich lache auch. Na ja, ich versuche es zumindest.
     
    »Realität an Hannah. Schmink ihn dir endgültig ab.«
     
    Ob Tim Pias Stimme wohl auch hört? Schneller Themenwechsel. Ich bestehe schließlich auch nicht darauf, mit ihm im Englischen Garten spazieren zu gehen. Aber um die Hamburger Alster? Wäre schon

Weitere Kostenlose Bücher