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Fraeulein Jensen und die Liebe

Fraeulein Jensen und die Liebe

Titel: Fraeulein Jensen und die Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Hansen
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schön ...
    Halt, jetzt kommt meine allerletzte Frage, auf die ich mächtig stolz bin.
    »Mit welcher Frau würdest du gerne einmal essen gehen, wenn du die freie Wahl hättest?«
    Ich finde diese Frage schlichtweg genial. Sie klingt sehr distanziert-professionell-journalistisch und gibt ihm gleichzeitig die einmalige Gelegenheit zu sagen: »Da wüsste ich schon jemanden, und dieser jemand sitzt gerade neben mir.«
    Ich lasse aufgeregt meine Beine baumeln. Gleich kommt’s. Mir wird schon wieder ganz heiß.
    »Hey«, ruft Tim lachend. »Jetzt kommen ja so richtige Playboy -Fragen.«
    » Playboy -Fragen?«, rufe ich entsetzt.
    »Na ja, da stehen auch immer so Pseudofragen drin. Genau wie deine: ›Mit wem möchten Sie gerne einmal essen gehen?‹« Er lacht.
    Ob das ein Kompliment ist? Ich sehe schon, wie ich bei meiner nächsten Bewerbung unter dem Punkt »Stärken« schreibe: »Ich bin bekannt für meine Playboy -Fragen.« Oje.
    »Ja und?«, frage ich schnell, »wen würdest du wählen?«
    »Ein Essen mit Angela Merkel würde ich schon interessant finden, muss ich sagen. Ich würde gerne mal mit ihr diskutieren.«
    Angela Merkel??? Das kann nicht sein Ernst sein.
    »Ach komm, du würdest doch nicht für ein gemeinsames Abendessen wirklich Angela Merkel unter allen Frauen dieser Welt auswählen, oder?« (Den Satz »Du könntest ja auch mich nehmen« verkneife ich mir.)
    »Mensch, Tim«, schreitet der Masseur ein. »Sie will wissen, auf welche Frau du so richtig abfährst.«
    Nein. Halt. Oh Gott. War das so eindeutig? Ich will gerade einschreiten, doch Tim legt schon wieder los.
    »Ja, wenn das so ist.« Er lacht. »Da wüsste ich einige: Cameron Diaz ist wirklich scharf, Uma Thurman – sensationell, Jennifer Lopez ist auch hot und dann natürlich diese Blonde aus Südafrika ... wie heißt die noch mal?«
    »Charlize Theron?«, helfe ich leise nach. Oh Gott, jetzt sage ich ihm auch noch, wie die Frauen heißen, auf die er steht.
    »Ja, genau. Danke, Hannah. Die ist auch ziemlich super.« Er lacht.
     
    »Huhu Hannah«, höre ich wieder Pia. »Oder soll ich lieber Cameron, Uma, Jennifer oder Charlize zu dir sagen?« Sie lacht schallend wie ein Ungeheuer in einer Geisterbahn.
     
    Ist ja gut, ich habe es kapiert. Tim und ich passen wohl ... äh ... nun ... doch nicht ... nun, ich bin wohl für jemand anderes gemacht.
    »So, wir sind dann fertig«, sagt der Masseur und Tim steht auf und zieht sich an.
    »Wir wohl auch, was?« Ich lächle ihn traurig an.
    Er bringt mich noch zur Tür.
    »Hat echt Spaß gemacht, das Interview«, sagt er und legt seine Hand auf meine Schulter.
    »Fand ich auch.«
    Ich gehe raus.
    Wir winken.
    Wenn er wieder zurück ins Haus gegangen ist, rufe ich mir ein Taxi. Nie wieder Sport.
     

7. Thorsten Havener und eine Liebe in Gedanken
     
    Wenn ich schon nicht glücklich werden kann, dann zumindest braun.
    Ich liege im »African Dream«, einer Ergoline-Power-900-Solariumliege für den »südeuropäischen Typ«. Gut, ich bin zwar nicht der südeuropäische Typ, aber ich möchte es gerne werden.
    Natascha, Solariumsaushilfe und knackebraun (steht ihr), meinte, das sei kein Problem. Ich solle einfach die Schutzbrille weglassen (»damit kriegt man so voll Scheißränder um die Augen«) und mich vor dem Solarium mit »Tropical-Hawai-Bronzing-Tanning-Oil-Turbo« einreiben. Außerdem drückte sie mir die »Golden Club Card« in die Hand. Damit kann ich jetzt ein Jahr lang »Sonne satt genießen«. Auch am Wochenende. Auch nach 21 Uhr. Unbegrenzt.
    »Das ist echt ein super Angebot«, sagte Natascha. »Kannst jetzt richtig oft kommen.«
    »Ist das nicht gefährlich? Von wegen Hautkrebs und so?«, fragte ich ein wenig ängstlich.
    »Ach was, alles nur Propaganda. Außerdem lebt man ja nur einmal.« Natascha lachte. Ich lachte auch und fragte mich, woher Natascha das Wort »Propaganda« kennt.
     
    Natascha hat auf jeden Fall recht. Im »African Dream« liegt und lebt es sich ganz ausgezeichnet. Hinter meinem Kopf singt Ricky Martin aus dem Lautsprecher. »Un, dos, tres ...«. Ich erinnere mich an unsere Abifahrt 1999 nach Rimini (Jochen Matthiesen gestand mir seine Liebe und ich lehnte souverän ab), singe leise mit, wippe mit den Füßen und freue mich auf die Zukunft. Auf eine braune Zukunft.
    Warum verteilen Psychologen eigentlich nicht erst einmal Zehner-Karten fürs Solarium, bevor sie mit einem darüber reden wollen, was wohl in der ersten Klasse schiefgelaufen sein könnte? Ich glaube, dass es

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