Frag die Toten
Gespräche ab. Ich weiß, dass Sie’s nicht zugeben können, das versteh ich schon, aber es ist klar, dass Sie’s tun.«
Wedmore überlegte sich ihre nächste Frage sorgfältig. »Als Sie zu Mr. Garfield sagten, dass die Polizei vielleicht sein Telefon abhört, warum haben Sie das getan?«
»O Gott, dann stimmt es also? O Gott, nein.«
»Warum glauben Sie, dass wir seine Leitung anzapfen, Laci?«
»Ich schwöre Ihnen, ich hatte
nichts
damit zu tun.«
»Womit hatten Sie nichts zu tun, Laci?«
»Ich meine, ich weiß nicht, was er mit ihr gemacht hat. Ich weiß nicht mal,
ob
er was mit ihr gemacht hat. Aber wenn er was getan hat, dann müssen Sie wissen, dass ich
nichts
damit zu tun hatte. Ich würde mich nie auf so was einlassen. Ich habe
Kinder
.«
Detective Wedmore nickte. »Wie lange ging das schon mit Ihnen beiden?«
Sie legte sich die Hand auf die Stirn, verdrehte ihre Augen nach oben in Richtung der heißen Lampen. »O nein, das ist furchtbar, das ist –«
»Glauben Sie, dass Wendell Garfield seiner Frau etwas angetan hat?«
»Ich kann nicht … oh, das ist so … Bitte sagen Sie meinem Mann nichts davon.«
»Er weiß nichts von Ihrer Affäre?«
»Er hat keine Ahnung. Bitte, bitte – er kommt im Laufe des Tages mit den Kindern aus Schenectady zurück. Bitte versprechen Sie mir, dass Sie ihm nichts sagen.«
»Ms. Harmon, ich kann Ihnen leider –«
Wedmores Handy klingelte. Sie zog es aus der Tasche, hielt es sich ans Ohr und sagte: »Wedmore.«
»Kip hier.« Eine Kollegin.
»Was gibt’s?«
»Die Tochter aus deinem Vermisstenfall ist gerade hereinspaziert. Ich glaube, Sie will dir was erzählen.«
[home]
Vierzehn
A ls Rona Wedmore auf dem Revier eintraf, saß Melissa Garfield mit Kip Jennings im Vernehmungsraum. Kip war nicht die Ermittlungsleiterin, deshalb hielt sie Melissa bis zu Wedmores Ankunft nur das Händchen.
»Hallo«, sagte Kip, als Rona hereinkam. »Wir haben gerade über Kinder geredet.«
Melissas Augen schimmerten. Im Moment weinte sie zwar nicht, aber Rona konnte davon ausgehen, dass irgendwann, seit Melissa das Polizeirevier betreten hatte, Tränen geflossen waren.
»Hi, Melissa«, sagte Rona. »Wie geht’s Ihnen denn? Ich weiß, das ist eine blöde Frage bei dem, was Sie gerade durchmachen, aber geht’s einigermaßen?«
»Nicht wirklich.«
»Kann ich mir vorstellen.«
»Melissa möchte gerne mit dir über ihren Vater reden«, sagte Kip und machte den Stuhl für ihre Kollegin frei.
»Klar, das verstehe ich«, sagte Rona und setzte sich, während Kip leise den Raum verließ. »Auch er hat’s jetzt nicht leicht. Steht bestimmt auch tausend Ängste aus. Genau wie Sie.«
Melissa nickte. »Ich möchte Ihnen etwas sagen.«
»Ich höre.«
»Aber bevor ich anfange, müssen Sie mir etwas versprechen.«
»Ihnen etwas versprechen? In welchem Zusammenhang?«
»Mit meinem Dad.«
»Also«, sagte Rona, »ich kann Ihnen schlecht etwas versprechen, bevor ich weiß, worum Sie mich bitten werden.«
»Ich möchte, dass Sie Nachsicht mit meinem Dad haben.«
»Nachsicht?«
Melissa nickte. »Wegen, Sie wissen schon, wie heißt das? Mildernde Umstände. Ich meine, ich weiß, wenn ich hierherkomme und Ihnen etwas sage, kann das meinen Dad in Schwierigkeiten bringen, aber ich möchte, dass Sie mir versprechen, dass Sie alles berücksichtigen.«
»Das tun wir immer«, sagte Rona. »Wir bemühen uns immer, alles zu berücksichtigen. Aber ich kann Ihnen im Moment nicht versprechen, dass das, was Ihr Vater vielleicht getan hat, keine Konsequenzen nach sich ziehen wird.«
»Ich will ihn nicht in Schwierigkeiten bringen«, sagte Melissa. »Aber genau das wird passieren, das weiß ich.«
»Wissen Sie, was ich glaube, Melissa? Ich glaube, Sie müssen tun, was Sie für richtig halten. Ich glaube, dass Sie im Augenblick eine große Last mit sich herumschleppen, und das Richtige zu tun wird Ihnen sehr helfen, sich von dieser Last zu befreien. Deshalb sind Sie doch hier, stimmt’s?«
»Irgendwie schon«, sagte Melissa. »Wissen Sie was? Ich habe mich gerade erst hingesetzt, aber ich muss schon wieder aufs Klo. Wegen dem Baby, und überhaupt.«
»Natürlich«, sagte Rona. »Ich zeig Ihnen, wo’s langgeht.«
Melissa ging auf die Toilette, und ein paar Minuten später saßen sie und Rona Wedmore einander wieder gegenüber. Melissa hatte eine Hand auf den Tisch und die andere auf ihren Bauch gelegt.
»Ich habe meinen Dad sehr lieb«, sagte sie. »Wirklich.«
»Aber natürlich. Und Ihre
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