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Frag die Toten

Frag die Toten

Titel: Frag die Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linwood Barclay
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hatten. Wenn sie das Blut vollständig beseitigt hatten, dann war sie aus dem Schneider.
    Nein, es gab noch was, das sie loswerden musste.
    Das Geld. Das Bargeld, das Garfield ihr gegeben hatte. Sie hatte es im Bad versteckt, hinter dem Klopapier im Schrank unter dem Waschbecken. War da Blut dran? Das hatte sie sich doch noch einmal ansehen wollen. Bevor Gail aufgetaucht war und sie noch mal in dieses Horrorhaus geschleppt hatte.
    Sie stand auf und machte sich auf den Weg ins Bad.
    Da klingelte das Telefon.
    Keisha wollte es ignorieren, dachte dann aber, dass es vielleicht Matthew war. Sie lief ins Schlafzimmer. Dort stand ein altes Telefon ohne Nummernanzeige.
    »Hallo.«
    »Keisha, hier ist Gail.«
    »Oh. Ja, Gail?«
    »Diese Kriminalpolizistin. Die hat mich ganz durcheinandergebracht.«
    Keisha schloss müde die Augen. »Ja. Wegen meiner Karte.«
    »Genau!«
    »Sie war gerade da.«
    »Ich habe ihr gesagt, dass du mir eine deiner Karten gegeben hast und ich sie wohl irgendwann einmal Wendell weitergegeben haben muss. Aber dann hat sie mich gefragt, wann mir das eingefallen ist, und ich habe ihr gesagt, dass du heute Vormittag davon gesprochen hast, und –«
    »Ich weiß, ich weiß.«
    »Und weswegen ich noch anrufe«, hier zögerte Gail ein wenig. »Ich wollte dich fragen, ob, seit du nach Hause gekommen bist, ja, also, ob du vielleicht –«
    »Wenn ich eine Eingebung habe, rufe ich dich sofort an.«
    »Ja gut. Hör mal, ich muss Schluss machen. Ich muss die Verwandtschaft anrufen, mit dem Bestatter muss ich mich auch in Verbindung setzen und –«
    »Gail, ich muss auch Schluss machen.«
    Keisha legte auf. Sie wollte schon gehen, da klingelte das Telefon schon wieder. So unerwartet schnell, dass sie vor Schreck zusammenzuckte.
    Noch ehe der erste Klingelton zu Ende war, hatte sie den Hörer schon in der Hand und sagte: »Gail, bitte, ich kann jetzt nicht –«
    »Hey«, sagte Kirk. »Ich bin’s.«
    Du hast meinem Sohn eingeredet, dass ich ihn loswerden will.
    Das war das Erste, was ihr in den Sinn kam, doch was sie laut sagte, war: »Was?«
    »Ich habe gute Nachrichten.«
    Das konnte sie sich zwar kaum vorstellen, trotzdem brachte sie die Energie auf zu fragen, welche das seien.
    »Ich bin noch mal hingefahren.«
    »Wohin?«
    »Ich hab den Sack. Den
richtigen
. Ich hab wieder nebenan geparkt, mich rübergeschlichen, den Container aufgemacht, als keiner da war, und ich hab ihn. Ich hab reingeguckt. Um sicherzugehen, verstehst du? Ich hab die Kleider gesehen. Ich dachte mir, dieses Miststück, diese Polizistin, jetzt, wo sie die Pizza gesehen hat, fängt sie vielleicht an, in sämtlichen Pizzerien rumzuschnüffeln, ja, und –«
    »Sag mir, dass du den jetzt nicht auch noch herbringst.«
    »Mensch, Keesh, ich bin doch kein Idiot. Den hab ich schon verschwinden lassen. In einem Müllcontainer in einem Einkaufszentrum kilometerweit weg. Und diesmal hat mich
niemand
gesehen. Das ist doch gut, oder?«
    »Ja«, sagte sie, schwach vor Angst, sich falsche Hoffnungen zu machen. »Das ist gut.«
    Es war tatsächlich eine gute Nachricht, das musste sie zugeben. Wenn die Polizei die Kleider nicht fand und auch keine Spuren im Haus oder im Auto, dann kam sie vielleicht – aber nur vielleicht – ungeschoren aus dieser Sache heraus.
    Vorausgesetzt, sie kamen nicht in den nächsten fünf Sekunden, um das Haus auf den Kopf zu stellen.
    »Also, was ist jetzt mit ein bisschen feiern heut Abend? Du und ich und die kleine Sackratte?«
    Das Gefühl der Erleichterung, das sie kurz empfunden hatte, wich Hass und Verachtung.
    »Wir werden sehen«, sagte sie.
    »Bin gleich da.« Er legte auf.
    »Na, endlich«, sagte sie und ging aus dem Schlafzimmer. Sie öffnete eben die Tür des Schranks unter dem Waschbecken, als sie wieder unterbrochen wurde.
    Dieses Mal von einem Klopfen an der Tür.
    »Nein«, sagte sie. »Bitte nicht.«
    So schnell konnte Wedmore sich doch keinen Durchsuchungsbefehl besorgt und ein Spurensicherungsteam zusammengestellt haben. Aber wenn es darauf ankam, wer weiß, wie schnell die Polizei dann in die Puschen kam?
    Als sie die Tür öffnete, war sie auf das Schlimmste gefasst.
    Und irgendwie bekam sie das auch. Allerdings war es nicht Rona Wedmore, die da auf der obersten Stufe stand und sie angrinste.
    Es war Justin.
    Am Straßenrand parkte der Range Rover seines Stiefvaters, doch Dwayne Taggart war nirgendwo zu sehen.
    »Hey«, sagte Justin. »Mir ist was anderes eingefallen, um an ein bisschen Geld zu kommen,

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