Frag Nicht - Kuess Mich
hieß er noch gleich? Bill?“
„Bill?“ Laras Miene verriet ihre Ahnungslosigkeit.
„Ja, Bill. Der ehemalige Geschäftsführer.“
„Ach, du meinst Bill !“ Lara lachte herzlich bei der Vorstellung. Der arme Bill mit seiner Frau, mit der er seit über zwanzig Jahren verheiratet war, und der großen Schar verzogener Kinder. „Ja, du hast recht. Das wäre eine Möglichkeit“, behauptete sie scherzend, obwohl sie es besser wusste. Überlegend wiegte sie den Kopf hin und her. „Okay, Sandro, du hast mich überredet. Ich heirate Bill. Du kannst ihn gleich anrufen und fragen, ob er kinderlieb ist.“
Natürlich wusste Alessandro genau, dass sie ihn auf den Arm nahm, doch er ging zum Schein auf sie ein. „Du solltest aber nichts überstürzen“, riet er. „Mir ist das passiert, und ich habe es bitter bereut.“ Er nahm ihre Hand. „Aber ich bin froh, bei dir zu sein, bevor du dich für einen anderen Mann entscheidest, Liebling.“
Lara rang sich ein Lächeln ab. Sie war den Tränen nahe und sagte rau: „Und ich bin froh, dass ich dich zwischen zwei Ehen wiedergetroffen habe.“
Er beugte sich vor und küsste sie zärtlich auf den Mund. Sofort wurde es Lara heiß. Wogen des Verlangens pulsierten durch ihren Körper.
Es verwirrte sie, dass sie bei der kleinsten Geste so heftig auf Alessandro reagierte. Für ihn war das schließlich alles nur ein Spiel, oder?
Die Vorspeisen wurden serviert. Die mit etwas Spinat zubereitete Kürbissuppe war cremig und mit Muskatnuss und einem Hauch Ingwer abgeschmeckt.
Beim Essen versuchte Lara, das Gespräch in andere Bahnen zu lenken, und erfuhr, dass Alessandro hauptsächlich von London aus arbeitete, aber auch in Zürich, Stockholm und Brüssel zu tun hatte. Zuvor hatte er zwei Jahre in New York gewohnt. Ein ziemlich unpassender Lebensstil für einen Vater oder Ehemann.
„Gefällt dir die Arbeit für den Konzern? Du bist ja ständig in der Welt unterwegs.“
Alessandro spießte etwas von seinem Meeresfrüchtesalat auf die Gabel. „Ich habe mir den Job nun mal ausgesucht.“
„Und ist daran …“ Hätte Lara nicht schon reichlich Champagner und den Weißwein getrunken, wäre sie nicht mutig genug gewesen, diese Frage zu stellen. Doch sie musste die Antwort unbedingt wissen, auch wenn sie vermutlich schmerzte.
Tapfer blickte sie Alessandro in die Augen. „Ist deine Ehe gescheitert, weil du ständig unterwegs bist?“
Die unvermittelte Frage warf Alessandro sekundenlang aus der Bahn. Dann hatte er sich wieder gefangen. „Die Ehe wurde geschieden, weil sie völlig leidenschaftslos war.“
„Oh.“ Verlegen senkte Lara den Blick. „Und warum …“ Sie brach ab. Er sollte nicht glauben, dass es sie wirklich interessierte. Sie wollte gar keine Einzelheiten über diese längst vergangene Beziehung wissen. Trotzdem wagte Lara sich weiter vor, auch wenn sie wusste, dass sie sich auf gefährlichen Boden begab. Alessandro hatte einen messerscharfen Verstand und wusste sicher sofort genau, worauf sie hinauswollte – selbst wenn sie es noch so gut zu vertuschen suchte.
Sie trank einen Schluck Wein, begegnete Alessandros fragendem Blick und wich ihm schnell aus. „Dann hast du mit Guilia keine Kinder?“
Er zog die dunklen Brauen hoch und verzerrte den Mund zu einem ironischen Lächeln. „Nein, ganz sicher nicht.“
„Wer wollte keine Kinder? Du oder Guilia?“
In seinem Blick blitzte eine versteckte Warnung auf, nicht zu weit zu gehen. „Welcher Mann möchte schon Kinder, tesoro ? Männer wollen Frauen und setzen Himmel und Hölle in Bewegung, um die Frau zu bekommen, die sie begehren. Und manchmal nehmen sie dafür sogar Kinder in Kauf.“ Er lächelte charmant. „Jedenfalls habe ich mir das sagen lassen.“
Automatisch erwiderte sie sein Lächeln, obwohl ihr nicht danach zumute war.
Wenn er eine Frau genug begehrte, würde er sich also auch mit Kindern abfinden. Das waren ja rosige Aussichten!
Eigentlich neigte Lara nicht zur Eifersucht, doch seine Worte versetzten ihr einen schmerzvollen Stich. Was sollte sie tun, wenn er Vivi in sein Leben ließ, aber nicht sie, Lara? Mit überwältigender Deutlichkeit wurde ihr bewusst, dass sie das nicht ertragen könnte. Doch sie musste an Vivi denken. Irgendwann würde die Kleine ihren Vater brauchen. In diesem Punkt hatte Greta völlig recht.
Trotzdem fand Lara es seltsam, dass die Ehe mit Guilia so schnell gescheitert war. Wieso war die Leidenschaft erloschen? Diese Fragen ließen sie nicht mehr los. Immer
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