Frag Nicht - Kuess Mich
wieder grübelte sie darüber nach, bis der Ober den nächsten Gang brachte.
Vor sechs Jahren war Lara von Alessandros Charme völlig überwältigt gewesen. Unschuldig und unerfahren, wie sie war, hatte sie Alessandro offen gezeigt, wie sehr sie sich in ihn verliebt hatte.
Guilia hingegen hatte ihn vermutlich lange an der Leine zappeln lassen. Die schöne Italienerin aus reichem Haus stellte wohl eine Trophäe für Männer dar. Diese Frau war gern gesehener Gast bei Modeschauen und auf den Skipisten von St. Moritz. Wahrscheinlich flirtete sie gern und viel, war temperamentvoll und sexy und verdrehte den Männern den Kopf. Kein Wunder, dass Alessandro sie unbedingt für sich gewinnen und in seinem Bett haben wollte.
Dagegen hätte Lara, das naive, unschuldige Mädchen aus Australien, trotz ihrer Schönheit und Jugend niemals bestehen können.
Geknickt starrte sie auf den gegrillten Fisch auf Spargelbett vor sich.
„Salat?“
Erschrocken blickte sie auf und sah in Alessandros lächelnde Augen.
„Ja, bitte.“ Als er eine Auswahl bunter Salatblätter auf ihren Teller tat, fasste Lara neuen Mut und sagte: „Ich habe Fotos von deiner Hochzeit in einer Zeitschrift gesehen, die ich in einem Wartezimmer gelesen habe. Guilia ist sehr schön.“
Sekundenlang schwebte das Salatbesteck über der Schüssel. Mit undurchdringlicher Miene schaute Alessandro sie an. Dann antwortete er ausweichend: „Ich habe Guilia nicht aus den Gründen geheiratet, die man normalerweise bei einer Eheschließung erwartet.“ Als er merkte, dass Lara sich damit nicht zufriedengeben würde, fügte er ungeduldig hinzu: „Also gut, es war eine Vernunftehe, die sich fast sofort als ausgesprochen unvernünftig erwies. Sie wurde gelöst, noch bevor alle Geschenke ausgepackt waren.“
„Gelöst?“, fragte Lara erstaunt.
Alessandro wusste, was seine Aussage bei Lara auslösen musste. Er sah ihr an, welche Gedanken durch ihren Kopf gingen und unterdrückte ein amüsiertes Lächeln. War es für sie erträglicher, dass er nicht mit Guilia geschlafen hatte? Er verzog das Gesicht. Wenn eine Frau einen Mann abwies, aus welchen Gründen auch immer, konnte es ihr doch egal sein, ob er sich mit einer anderen tröstete. Oder nicht?
„Der Grund für die Eheschließung war nicht mehr wichtig.“ Er legte das Salatbesteck zurück. „Also haben wir die Konsequenzen gezogen.“
Betont ungerührt widmete er sich seinem Fisch. Dann sah er kurz auf. Lara schien zu überlegen, wieso ein Alessandro Vincenti sich auf eine Ehe ohne Sex eingelassen hatte.
„Alessandro?“ Tröstend umfasste sie seine Hand. „Ich weiß, dass Männer so etwas nicht gern zugeben, aber … hat Guilia dich verletzt?“
Das Mitgefühl in ihrem Blick brachte ihn sekundenlang aus der Fassung.
Als er sich wieder gefangen hatte, musterte er sie ungläubig. Am liebsten hätte er sie wachgerüttelt. Sie vermutete doch nicht allen Ernstes, dass seine männliches Selbstwertgefühl zu Schaden gekommen war?
Abwehrend fuchtelte er mit seiner Gabel herum. „Nein, sie hat mich nicht verletzt. Wir hatten eine Vereinbarung. Gefühle waren nicht im Spiel.“
„Aha.“
Es war Lara anzusehen, dass sie kein Wort verstand. Verflixt! Wie konnte sie ihn für einen Mann halten, der eine Frau liebte und fünf Minuten später eine andere begehrte?
Alessandro atmete tief durch. So schwierig hatte er sich das Gespräch nicht vorgestellt. Erneut lehnte er sich zurück und streckte die Beine aus. Die sonnengebräunten Hände umfassten sein Weinglas. „Was ist los, tesoro ? Machst du dir Sorgen um Vivi?“, wechselte er das Thema.
„Nein, sie ist bei meiner Mutter bestens aufgehoben.“
„Gut. Und was ist mit deiner Mutter? Macht sie sich jetzt Sorgen um dich?“
Lara lächelte. „Hätte sie denn Grund dazu?“
„Nun ja, eine Mutter will immer das Beste für ihre Tochter. Könnte sein, dass sie fürchtet, der große böse Wolf möchte ihre Tochter mit Haut und Haar verspeisen.“
Der unterschwellig erotische Tonfall erregte Lara. Auf dieses Spiel ließ sie sich gern ein …
Kühl musterte sie ihn über den Glasrand hinweg und klimperte aufreizend mit den Wimpern. „Meine Mutter weiß, dass ich mir große böse Wölfe vom Leib halten kann.“
„Möchtest du das denn?“
Das anzügliche Glitzern in seinen dunklen Augen entflammte heißes Verlangen in Lara. Sehnsüchtig drängten sich ihre harten Brustspitzen gegen den schwarzen BH.
Die Versuchung war einfach zu groß. Eigentlich hatte sie
Weitere Kostenlose Bücher