Frag Nicht - Kuess Mich
„Venedig ist weit weg, Mum. Das darfst du nicht vergessen.“
Und Lara durfte nicht vergessen, was an diesem Abend auf dem Spiel stand. Aufgeregt schlüpfte sie in ihren schwarzen Mantel. Eigentlich sollte sie es langsam angehen lassen, aber inzwischen war ihr bewusst geworden, dass sie in den vergangenen sechs Jahren nur funktioniert, aber nicht richtig gelebt hatte. Die erneute Begegnung mit Alessandro hatte sie wieder zum Leben erweckt. Kein Wunder, dass sie sich auf den Abend freute. Zumal sie sich auch noch in dem Hotel trafen, in dem er sie so oft voller Leidenschaft geliebt hatte.
Ich darf mich nicht um den Finger wickeln lassen, dachte Lara nervös. Auf gar keinen Fall begleite ich Alessandro in seine Suite!
Als sie die Haustür hinter sich zuzog, bemerkte Lara eine elegante schwarze Limousine, die auf der anderen Straßenseite parkte und zwischen den Kleinwagen ins Auge fiel. Eine der Flugbegleiterinnen von gegenüber hatte offensichtlich das große Los gezogen.
Doch als Lara die Gartenpforte erreichte, stieg der Fahrer der Limousine plötzlich aus dem Wagen und überquerte zu ihrer Verwunderung die Straße. Dort blieb er vor ihr stehen und fragte höflich: „Miss Meadows?“
Ach, du liebe Zeit!
Alessandro verließ den Aufzug und begab sich auf direktem Weg zur Hotelbar. Er war zu früh dran, doch er wollte da sein, wenn Lara hereinkam. Den Platz an der Bar wählte er so, dass er einen uneingeschränkten Blick auf den Eingang hatte.
Fragend blickte der Barmann ihn an, doch Alessandro schüttelte dankend den Kopf. Es war noch zu früh für einen Drink. Schließlich musste er einen kühlen Kopf bewahren.
Ungeduldig blickte er auf seine Armbanduhr und rief sich in Erinnerung, wie er sich vor sechs Jahren hier mit Lara getroffen hatte. Damals war sie durch die Glastür geeilt und hatte fröhlich über das ganze Gesicht gestrahlt. Sie hatte Präsenz und Charisma, und er hatte es einfach immer gespürt, wenn Lara den Raum betrat. Es fiel auch anderen Männern auf, welche wunderbare Ausstrahlung Lara hatte. Sicher warteten sie alle nur auf ihre Chance, Alessandro diese wunderbare Frau auszuspannen.
Wie albern sich Alessandro nun fühlte, als sein Blick magisch zur Eingangstür gezogen wurde und sein Puls zu rasen begann. Und dann war sie da! Lara. Sie stand am Eingang, sah sich suchend um und knöpfte dabei den schwarzen Mantel auf.
In seiner Brust krampfte sich etwas zusammen.
Jetzt hatte Lara die Bar entdeckt und kam auf Alessandro zu. Im Schein der Kristallleuchter glänzte ihr Haar wie flüssiges Gold. Erwartungsvoll sah sie sich um. Sie ist nicht mehr das unbeschwerte, aufgeregt plappernde Mädchen, sondern eine elegante junge Frau, die Selbstbewusstsein ausstrahlt, dachte Alessandro fasziniert.
Aber ihr Strahlen war noch immer da, wie er betört bemerkte. Ihr Blick war leuchtend und der Mund leicht geöffnet. Alessandro wurde es heiß.
Das Blut rauschte in seinen Ohren, als sich ihre Blicke dann endlich begegneten. Am liebsten wäre er mit energischen Schritten zu ihr gegangen und hätte sie an sich gerissen. Doch er widerstand diesem Impuls. Stattdessen stand er auf und ging ihr ruhig und gelassen entgegen.
„Hallo.“
Er zog sie leicht an sich und küsste sie flüchtig auf die Wange. Sie war kühl und rosig von der Winterluft.
Die Leidenschaft der vergangenen Nacht flammte wieder auf, was sich sofort in Alessandros Hose bemerkbar machte. Lara trug unter dem Mantel ein schwarzes Kleid. Ihr Dekolleté war ebenso verführerisch wie ihre schimmernden Augen und der tiefrot geschminkte Mund.
Nur flüchtig sahen sie einander in die Augen, doch das war lang genug. Alessandro hatte das erregte Glitzern darin bemerkt.
Von ihm aus sollte Lara diesen Abend ruhig als ‚Besprechung‘ ansehen. Doch damit machte sie sich nur selbst etwas vor.
Jede ihrer Gesten, jeder Blick verriet, wie aufgeregt sie war.
„Es war sehr aufmerksam von dir, mir den Wagen zu schicken“, hauchte sie atemlos. „Ich weiß gar nicht, was ich sagen soll.“ Sie machte eine unbeholfene Geste. „Herzlichen Dank. Aber es wäre nicht nötig gewesen.“ Sie lächelte. „Ich hoffe, die Nachbarn haben mich beobachtet.“
Alessandro erwiderte das Lächeln. „Das war doch das Mindeste, was ich tun konnte, wo doch dein Haus für mich tabu ist. Jedenfalls vorläufig.“ Lara sah ihn fragend an, doch er ging lächelnd darüber hinweg. „Darf ich dich vor dem Essen zu einem Aperitif einladen?“
„Ich weiß nicht, ob ich so
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