Fragen Sie Dr. Ozzy - Osbourne, O: Fragen Sie Dr. Ozzy - Trust Me, I'm Dr. Ozzy
künftigen Familientreffen komisch rüberkomme. Was ist bloß mit diesen Leuten los? Und das ist noch längst nicht alles. Da fehlen selbst Dr. Ozzy manchmal die Worte.
Bei den Routinesachen habe ich aber fast immer eine gute Antwort parat. So ist das eben, wenn man sich dauernd Sorgen macht, vor allem, wenn man obendrein ein Hypochonder ist: Man lässt jedes Zipperlein untersuchen und weiß daher mit der Zeit eine Menge unzusammenhängender Einzelheiten. Wenn ich mir doch Texte auch so leicht merken könnte!
Dabei war ich nicht immer so ein Hypochonder. Damals, während meiner Kindheit in Aston, war ein Dr. Rosenfield
unser Hausarzt, und ich tat alles, um nicht zu ihm zu müssen – vor allem, weil seine Arzthelferin einen Bart hatte. Kein Scherz: einen richtigen schwarzen, buschigen Schnauzbart. Das machte mich irre. Sie sah aus wie Kapitän Hook in einem Kleid. Und die Praxis von Dr. Rosenfield war so düster, dass man sich nach einem Arzttermin noch schlechter fühlte als vorher. Dr. Rosenfield an sich war zwar kein schlechter Kerl, aber der gütige Typ war er auch nicht gerade. Ich weiß noch, wie ich einmal beim Äpfelklauen vom Baum fiel: Ich knallte mit dem Gesicht gegen einen Ast, und mein Auge schwoll zu einem großen schwarzen Ballon an. Als ich heimkam, gab mir mein alter Herr zuerst einmal eins hinter die Ohren und schickte mich dann zum Arzt. Und Dr. Rosenfield verpasste mir noch eine Ohrfeige, dieses Mal auf die andere Wange. Einfach unglaublich.
Eine richtige medizinische Behandlung gab es damals ohnehin nur selten. Wenn eins der sechs Osbourne-Kinder Ohrenschmerzen hatte, bekamen wir einen Löffel heißes Frittenfett ins Ohr geträufelt. Das machte man damals so. Und bei Krupphusten verabreichte meine Oma uns Milch mit Hammelfett. Mein Vater hatte in seinem Schuppen eine Dose mit einer schwarzen Paste – ich weiß nicht, was das war, irgendeine eklige schwarze Schmiere. Wenn man einen eitrigen Pickel am Hals hatte, sagte er: »Den mach ich dir weg, mein Sohn, hähähä«, und tat die schwarze Paste drauf. Wir schrien dann: »NICHT DIE SCHWARZE PASTE! NEIN!«, aber was anderes konnten sich meine Eltern nicht leisten. Geld für eine Pickelcreme von Boots auszugeben war einfach nicht drin, meine Eltern hatten schon genug Mühe, jeden Tag eine warme Mahlzeit auf den Tisch zu bringen.
Mein Vater gehörte zu den Leuten, die nie zum Arzt gehen. Er fehlte auch nie einen Tag in der Fabrik. Ihm hätte
wirklich ein Arm oder ein Bein abfallen müssen, bevor er sich krankgemeldet hätte – und selbst dann wäre er wahrscheinlich zur Fabrik gehumpelt, als ob nichts wäre. Ich glaube nicht, dass er je zu einer Kontrolluntersuchung gegangen ist, nicht einmal im Alter – und da war er dann schon völlig verkrebst. Seine Prostata gab zuerst auf. Ich weiß nicht, warum er nicht zum Arzt wollte – er war ja krankenversichert und hätte nichts dafür bezahlen müssen –, aber ich habe daraus gelernt und mache es genau umgekehrt. Ich sage mir: Wenn ich jetzt den Arzt aufsuche und etwas mit mir nicht stimmt, dann findet er das heraus, und ich kann noch ein bisschen weiterleben. Nicht, dass ich Angst vor dem Tod hätte. Allerdings wüsste ich schon gern, wo es mich erwischt – dann würde ich einfach gar nicht hingehen …
Manchmal glaube ich, die Engländer nutzen den National Health Service deshalb nicht, weil sie so damit beschäftigt sind, sich darüber zu beschweren. Amerikaner stellen sich drei Tage lang vor einer Sporthalle an, um eine kostenlose Behandlung zu bekommen, und können gar nicht glauben, was uns Briten alles geboten wird. Ich werde nie vergessen, wie ich mich nach meinem Quad-Unfall in den USA röntgen ließ. Der Arzt kam herein, hielt die Röntgenbilder vor sich hin und pfiff durch die Zähne. »Muss Sie einiges gekostet haben. Wie viel haben Sie denn dafür hingelegt? « Dabei zeigte er auf die vielen Schrauben und Metallstäbe, die meinen Nacken und Rücken zusammenhalten. »Ein paar Tausend? Dreitausend? Vier? Wahrscheinlich bekommen Sie immer noch Rechnungen?«
»Nichts, um ehrlich zu sein«, sagte ich. »Der Unfall war in England.«
Ich hätte fast eine Krankenschwester für ihn rufen müssen, weil er so geschockt war.
Für einen Prominenten ist die medizinische Versorgung in den USA unglaublich. Viel zu gut sogar, wenn man süchtig ist, denn die Ärzte drücken einem die Pillen in die Hand, als wäre man im Einkaufszentrum. Immer wenn ich in den USA auftrete, lasse ich mich vor der
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