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Fragmente des Wahns

Fragmente des Wahns

Titel: Fragmente des Wahns Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Schmid
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Recht verloren, dich Papa schimpfen zu dürfen! Siehst du denn nicht, wozu dich der Alkohol getrieben hat?! Du bist wahnsinnig!“
    „Du Rotzbengel!“
    Sein Vater holte aus und schlug diesmal in Alex’ Richtung. Er traf ihn am linken Arm. Es war nur ein Kratzer. Wenig Blut, wenig Schmerz. Dann packte Alex den Gürtel am anderen Ende und zog ihn seinem Vater aus der rechten Hand.
    „Wage es ja nicht!“, drohte er seinem Jungen.
    „Nein, Vater! Wag du es nicht! Ich werde jetzt Andreas’ Sachen packen und dann mit ihm aus dieser Wohnung verschwinden. Wir werden nie wieder kommen und du wirst niemals nach uns suchen. Verstanden?! Wir sind für dich gestorben, Vater!“
    „Ich werde …“
    „Du wirst gar nichts mehr! Du bist schwach und ich kein kleines Kind mehr. Lass uns gehen, Vater, sonst garantiere ich für nichts mehr.“
    Alex’ Blick verriet, dass er es ernst meinte.
    Ihr Vater verstand. Er kapitulierte.
    Alex ließ den Gurt nicht aus seinen Händen. Er ging auf seinen kleinen Bruder zu, half ihm auf und zog ihm die Hose hoch. Andreas lag den Arm um seinen Bruder und gemeinsam stolperten sie in Richtung seines Zimmers. Alex war es, der die Habseligkeiten in den Koffer packte. Er war es auch, der ihn zum Wagen trug. Sie sagten kein einziges Wort, ehe sie im Golf saßen und fortfuhren.
    „Was … was machen wir jetzt, Alex?“
    Andreas Gesicht war von getrockneten Tränen übersät und es kamen immer neue hinzu.
    „Du wirst bei mir einziehen, Andreas und ich kümmere mich um dich, so wie ich es einst versprochen habe. Ich bin achtzehn Jahre alt, mein kleiner Bruder, und selbst wenn Vater Ansprüche erheben sollte, kann ich für dich immer noch das Sorgerecht einfordern. Wir gewinnen auf jeden Fall.“
    „Alex …“
    „Ich bin dein großer Bruder. Ich habe viel zulange gewartet, Andreas. Es tut mir so unendlich leid. Doch jetzt wird alles anders, das verspreche ich dir. Und nun fahren wir dich ins Krankenhaus.“
     
    Wir hatten lange nicht mehr über diesen Vorfall geredet und doch verfolgt mich seither dieser Moment. Ich habe als großer Bruder versagt und doch wollte ich alles besser machen.
    Doch habe ich das?
    Das penetrante Klingeln seines Handys riss Alex aus seiner Traumwelt. Er wollte noch weiter darüber nachdenken und sich seinen Erinnerungen hingeben, doch die Zeit war gegen ihn.
    „Hier, für dich. Unbekannte Nummer“, sagte Ralfie und reichte ihm das Handy. Alex hatte sich auf dem Sofa Platz geschaffen und war nach wenigen Minuten eingeschlafen. Er drückte auf den grünen Hörer.
    „Schneider.“
    „Herr Schneider? Hier spricht Doktor Fleischmann.“
    „Ja, ich bin es. Haben Sie endlich Neuigkeiten für mich? Was sagen die Ergebnisse?“
    „Alles mit der Ruhe, Herr Schneider.“
    Fleischmann war die Nervosität nicht entgangen. Alex hingegen bemerkte die zittrige Stimme von Fleischmann keineswegs. Er wirkte ein wenig verstört.
    „Entschuldigung. Es ist nur …“
    „Schon gut, ich verstehe Sie ja. Also, die Ergebnisse habe ich und auch meinen Kollegen habe ich erreicht, aber ich möchte nicht am Telefon darüber reden. Können Sie vielleicht noch einmal zu mir ins Krankenhaus kommen?“
    „Natürlich, wenn Sie es wollen.“
    „Wäre mir lieb, ja. Können Sie gleich kommen? So schnell wie möglich?“
    „Ja, sicher. Ich mache mich gleich auf den Weg.“
    Nun bemerkte auch Alex, dass etwas nicht stimmte.
    „Dann bis gleich.“
    „Bis glei …“, doch Fleischmann hatte bereits aufgelegt.
    Alex tat es ihm gleich und sah daraufhin zu Ralfie, der über dem Sofa gelehnt auf seine Reaktion wartete. „Und?“
    „Es war Doktor Fleischmann. Er hat die Ergebnisse.“
    „Und?“
    „Er möchte persönlich mit mir reden.“
    „Merkwürdig.“
    „Ja“, gab Alex ihm recht.
    Irgendwie hatte Fleischmann nicht wie er selbst geklungen. Was war nur los? Waren seine Ergebnisse so schlimm?
    „Könntest du mich noch einmal ins Krankenhaus fahren?“
    „Klar. Mach dich bereit!“
     
    Alex kam es vor wie ein Déjà-vu.
    Ralfie hielt vor dem Eingang der Barmherzigen Brüder . Er sah Alex an und gab ihm folgende Worte mit auf dem Weg: „Los, raus mit dir. Du hast dir die Wahrheit verdient.“
    „Danke. Bis gleich. Selber Ort, andere Zeit?“
    „Klar doch.“
    Er war allein. Der Gang hinauf zur Schiebetür wirkte unendlich lang. Seine Beine wurden schwer und sein Herz pochte wild. Er war so nahe dran an der Wahrheit, dass er das Gefühl hatte, sie greifen zu können. Alex wollte es

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