Fragmente des Wahns
unbedingt und doch hatte er furchtbare Angst vor dem, was ihn erwarten würde.
Das Innere des Krankenhauses war für ihn zu einem zweiten Zuhause geworden. Der Empfang war sein Wohnzimmer und die Dame dahinter seine neue Frau. Als sie ihren Kopf hob, erkannte Alex sie als dieselbe Frau wie heute früh. Auch sie schien sich noch an ihn zu erinnern. Leider.
„Herr Schneider, nicht wahr?“, begrüßte sie ihn kühl und abweisend.
„Ja. Ähm … tut mir übrigens leid wegen heute Morgen. Ich war nicht ganz ich selbst.“
„Schon okay. Sie sind nicht der Erste und bestimmt nicht der Letzte, der ein wenig aus der Reihe tanzt. Wir sind ein Krankenhaus, da ist so was fast schon normal.“
„Okay. Trotzdem, es tut mir leid.“
„Angenommen. Und was kann ich diesmal für Sie tun?“
Sie wirkte fast freundlich.
„Herr Fleischmann hat mich angerufen. Er wollte persönlich mit mir über meine Untersuchungsergebnisse sprechen.“
„Ich verstehe. Ich werde Doktor Fleischmann kontaktieren und Ihnen dann Bescheid geben. Würden Sie vielleicht einen Moment im Wartebereich Platz nehmen?“
„Ja gern. Ich warte dort.“
Alex ging nach links in den Wartebereich und setzte sich. Er wusste es zwar nicht mehr genau, aber es war gut möglich, dass er unbewusst denselben Stuhl gewählt hatte wie heute Morgen. Ein unbedeutendes Detail, doch gerade jetzt ging es ihm durch den Kopf und beschäftigte ihn.
Die Zeit war gegen ihn. Alex zählte die Minuten und immer wieder musste er aufstehen und ein wenig im Kreis gehen, um nicht dem Wahnsinn zu verfallen. Dann tauchte Ralfie auf.
„Schon fertig?“, fragte er verblüfft.
„Nein, ich war noch gar nicht dran. Wie viel Zeit ist den bereits vergangen?“
Alex hatte ganz vergessen, auf die Uhr zu sehen, als er angekommen war.
„Ich schätze mal eine Viertelstunde wird es schon her sein.“
„Doch schon so lange?“
Alex empfand es als merkwürdig und auch Ralfie schien dieses Gefühl mit ihm zu teilen. „Soll ich mal nachfragen?“
„Ich würde es tun“, sagte Ralfie.
„Okay. Überredet.“
Alex und Ralfie gingen zurück zum Empfang und der Dame.
„Ähm, ich will ja nicht schon wieder negativ auffallen“, fing Alex an, „aber dauert es normalerweise immer so lang?“
„Nein, eigentlich nicht“, musste sie zugeben. „Außerdem ist das für Doktor Fleischmann sehr untypisch, dass er so lange nicht erreichbar ist.“
„Was meinen Sie damit?“
„Ich konnte ihn telefonisch nicht erreichen, da habe ich ihn ausrufen lassen. Doch bis jetzt kam keine Reaktion. Merkwürdig.“
„Könnten Sie es bitte noch einmal versuchen?“
„Natürlich. Kleinen Moment.“
Alex ging einen Schritt beiseite und die Frau ging ihrer Arbeit nach. Zuerst versuchte sie es noch einmal am Apparat von Doktor Fleischmann, doch wieder kein Erfolg. Ein weiterer Ausruf folgte. Nach fünf Minuten war immer noch kein Fleischmann in Sicht. Niemand konnte es sich erklären.
„Es tut mir leid, Herr Schneider. Ich habe wirklich keine Ahnung, wo Doktor Fleischmann sich gerade aufhält. Kann ich ihm vielleicht eine Nachricht hinterlassen?“
„Nein!“, protestierte Alex lauter als er beabsichtigt hatte. „Ich will jetzt mit ihm sprechen! Verdammt, er hatte mich doch angerufen. Wie kann es dann sein, dass er nicht aufzufinden ist?! Haben Ärzte denn keine Piepser mehr?!“
„Herr Schneider, bitte nicht schon wieder“, tadelte ihn die Dame. Es war ein Déjà-vu, das seinesgleichen suchte.
Ralfie ging dazwischen und versuchte Alex zu beruhigen, doch auch sein bester Freund schaffte es nicht, zu ihm durchzudringen.
„Nein, Ralfie! Wie lange muss ich noch warten?! Ich will endlich die Wahrheit erfahren! Das kann doch einfach nicht wahr sein!“
„Okay, Herr Schneider. Sein Piepser reagiert ebenfalls nicht“, meldete sich die Empfangsdame nochmals zu Wort. „Ich kann Ihnen leider derzeit keine bessere Möglichkeit einräumen, als Sie zu informieren, sobald sich Doktor Fleischmann wieder meldet. Es tut mir leid.“
„Schon in Ordnung“, antwortete Ralfie. „Danke. Seine Handynummer hat der Doktor bereits. Er soll sich einfach noch mal melden.“
„Gerne.“
Alex wollte protestieren, doch Ralfie ließ das nicht mehr zu. „Nein, Alex! Jetzt ist Schluss! Es bringt nichts, sich aufzuregen. Wir verlassen jetzt das Krankenhaus und warten auf einen neuen Anruf.“
Er musste kapitulieren. Alex wusste nur zu gut, dass er gegen Ralfie nicht bestehen konnte. Seine mentale Stärke war
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