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Fragmente des Wahns

Fragmente des Wahns

Titel: Fragmente des Wahns Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Schmid
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und Duschsachen liegen oben im Bad bereit. Gleich die erste Tür rechts.“
    „Danke.“
    Alex stand auf, ging zu seiner Reisetasche und fischte schnell frische Kleidung heraus. Dann ging er in den ersten Stock und öffnete die besagte Tür ins Badezimmer. Es war geräumig, sauber und hauptsächlich in Weiß gehalten.
    Er entledigte sich seiner Kleidung, warf sie achtlos in die nächste Ecke und stieg in die Dusche. Er genoss das kalte Wasser. Er drehte es sogar noch weiter herab. Er genoss den sanften Schmerz. Er symbolisierte Leben.
    Das Wasser perlte kontinuierlich von seinem nackten Körper ab. Alex hatte in den letzten Tagen ganz schön an Gewicht verloren. Es war kein Wunder. Kaum etwas gegessen, nur bescheiden geschlafen und viel zu viel Stress gehabt. Sein Bauchspeck war verschwunden. Wenigstens ein positiver Aspekt seines angehenden Wahnsinns.
    Alex musste über seine kranken Gedanken lachen. Er wurde tatsächlich verrückt. Sein Hirn machte, was es wollte, und zeigte ihm, was es wollte. Und Alex glaubte auch noch alles. Zum Glück hatte er Ralfie.
    Was, wenn sein bester Kumpel ihm nicht zur Seite stehen würde? Wo wäre er dann? Wäre er schon im Bezirksklinikum eingewiesen worden? Hätte er bereits sein Schaumstoffzimmer?
    Er drehte das Wasser ab, ohne sich wirklich gewaschen zu haben, zog die frischen Sachen über und ging zurück ins Wohnzimmer. Ralfie war gerade dabei, etwas fürs Abendessen vorzubereiten, doch Alex lehnte dankend ab.
    Er wollte nur noch schlafen. Ewig schlafen.
     
     
    Alex hatte wieder denselben Traum.
    Er riss die Tür auf und sah seinen kleinen Bruder am Boden liegen, wie er von seinem Vater traktiert wurde. Alex ging dazwischen, packte Andreas und fuhr mit ihm fort. Alles war genau wie einst … doch diesmal ging es weiter.
    Er erreichte seine kleine Zweizimmerwohnung und stellte den Koffer seines Bruders neben dem Sofa ab. Andreas setzte sich. Er wirkte schwach und mitgenommen, was verständlich war.
    „Es tut mir so leid“, sagte Alex.
    „Es ist nicht deine Schuld. Du kannst nichts dafür, dass unser Vater so ist, wie er ist.“
    „Aber ich hätte das hier verhindern können. Ich bin seit drei Monaten achtzehn, Andreas. Ich hätte mich vorher darum kümmern müssen. Ich hätte dich von ihm wegholen sollen. Es tut mir leid. Ich habe versagt.“
    „Nein, hast du nicht“, erwiderte sein kleiner Bruder. „Du warst heute da und hast mich gerettet. Du bist ein wahrer Bruder und du hast definitiv nichts falsch gemacht.“
    „Doch, das habe ich.“ Alex war deprimiert. „Wir haben einst einen Schwur geleistet, Andreas und ich allein habe ihn gebrochen. Ich habe gesagt, dass ich mich um dich kümmern werde und das habe ich nicht getan.“
    „Du kannst nicht die ganze Schuld der Welt auf deinen Schultern tragen, Alex.“
    „Und doch hätte ich mehr tun müssen.“
    „Du hast genug getan. Ich bin stolz darauf, dich als großen Bruder zu haben. Du bist mir mehr ein Vorbild, als jemals ein anderer sein könnte.“
    Alex ging auf seinen kleinen Bruder zu, half ihm aufzustehen und ging mit ihm ins Badezimmer. „Dusch dich erst mal. Ich hole inzwischen etwas zum Verbinden und Desinfizieren. Dann fahren wir ins Krankenhaus.“
    „Nein, das wird schon wieder.“
    „Der Schnitt sieht tief aus. Er wird womöglich nicht richtig zusammenheilen.“
    „Das passt schon. Ich möchte gar nicht, dass es verschwindet.“
    „Warum?“
    „Weil es ein Symbol für unsere Verbindung ist. Ich habe diesen Schnitt an der Hüfte, du an der Hand. Wir gehören zusammen. Wir sind Brüder in Ewigkeit.“
    „Du bist ein Dummkopf. So was ist nichts, worauf man stolz sein sollte.“
    „Aber das bin ich. Es wird mich mein Leben lang daran erinnern, dass ich einen großen Bruder habe, der auf mich aufpasst. Es zeigt mir, dass ich stärker werden muss, damit so etwas nie wieder passiert. Eines Tages werde ich es sein, der dich beschützt. Versprochen.“
    „Das musst du nicht.“
    „Aber ich will es. Du warst immer für mich da, auch wenn du es nicht glauben magst und nun ist die Zeit gekommen, dass ich das Gleiche für dich tue. Machen wir einen neuen Schwur?“
    Andreas streckte ihm seinen kleinen Finger entgegen. Alex musste grinsen. Er tat es ihm gleich.
    „Von heute an werde ich immer für dich da sein, egal worum es geht, egal wie schlimm es auch werden mag. Wir bleiben zusammen!“
    „Okay.“
    Sie besiegelten ihren Bund fürs Leben.
     
    Er sollte nie vergessen werden …

Dienstag, 20. Juli

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