Fragmente des Wahns
Liebeskomödie auf DVD an. Wenn Alex an diesen Tag dachte, musste er über beide Ohren lächeln. Doch wenn er an diese Nacht dachte …
Seine Augen waren starr geradeaus gerichtet. Immer wieder fielen ihm die Lider zu. Er war sichtlich müde und geschafft, auch wenn er gar nicht wusste, wovon . Er wusste nur, dass er in einem Wagen saß, den er nicht kannte und eine Straße entlangfuhr, die er noch nie zuvor gesehen hatte.
Er betätigte den Blinker und sah kurz zurück, ehe er abbog. Alles geschah automatisch und ohne sein Zutun. Es war wie in einem dieser schlechten Träume, wo man alles miterleben musste, ohne eingreifen zu können.
Wenige Minuten später parkte Alex am rechten Straßenrand und stieg aus. Erst jetzt erkannte er im Dämmerlicht die Umgebung. Es war die Straße in Nürnberg, wo er vor wenigen Tagen noch mit seinem kleinen Bruder gewesen war.
Alex würde recht behalten. Er machte sich auf den Weg in Richtung Gartentor. Es war dasselbe Gartentor wie in seiner Halluzination. Dann kam der Vorgarten, wo die rote Schaukel fehlte, die er noch von der Besichtigung her kannte.
An der Eingangstür machte er kurz halt, um seine Schlüssel aus der Hosentasche zu fischen. Also war es wirklich sein Haus. Alex erkannte auch das weiße Schild bei der Glocke. Dort stand in Großbuchstaben „SCHNEIDER/EFFHAUSER“ geschrieben.
Hatte er wieder eine dieser Halluzinationen?
Es ging weiter.
Alex sperrte die Tür auf und gab sich alle Mühe, keine lauten Geräusche zu machen. Es war schon nach acht Uhr und er wollte Leonie nicht wecken. Sie wachte sehr leicht auf.
Warte, was habe ich gerade gedacht? Leonie? Ich will Leonie nicht wecken? Okay, ich träume wirklich.
Er stand vor seinem alten Haus und dachte dabei an seine erste Tochter, doch etwas stimmte nicht und Alex bekam es mit der Angst zu tun. Er spürte, wie sein Herz schneller schlug und Schweiß von seiner Stirn perlte. Irgendetwas stimmte ganz und gar nicht. Es war diese Stille!
Alles war dunkel, es brannte kein Licht und es gab nur die schwache Dämmerung. Alex vermisste das künstliche Licht, die Stimmen aus dem Fernseher oder die Schritte seiner Frau auf dem Parkett. Alles war so verlassen und … tot.
Angst durchflutete seinen gesamten Körper. Er fing an zu brennen. Dann roch er es. Dieser beißende, bekannte und doch fremde Geruch. Alex konnte ihn nicht zuordnen, doch je weiter er den Flur entlangging, desto intensiver wurde er. Bis es sich offenbarte. Bis die Hölle seine Pforten öffnete.
„Nein“, stammelte Alex vor sich hin. „Nein, das ist nicht … das kann nicht …“
Es war Leonie. Er hatte sie noch nie gesehen und doch erkannte sein Herz sie sofort. Seine kleine Tochter lag leblos am Boden. Ihr Körper war gegen die linke Wand des Flurs gepresst. Alex rannte los, sein Herz hörte dabei fast zu schlagen auf. Er kniete sich zu seiner Tochter hinab. Seine geliebte Leonie. Seine kleine Prinzessin. Er weinte, noch ehe er feststellte, dass sie nicht mehr atmete und keinen Puls mehr hatte. Er weinte und er konnte nicht mehr aufhören.
Alex nahm den toten Körper seiner Prinzessin in die Arme und wiegte sie, als wäre sie noch am Leben und er würde ihr beim Einschlafen helfen. Doch Leonie würde nie wieder aufwachen. Sie würde nie wieder lachen, weinen, seinen Namen rufen. Sie war tot … für immer.
Ein Geräusch zerstörte die Stille seiner Trauer. Es kam aus der Küche. Er hatte es vorher nicht wahrgenommen, doch jetzt hörte er es umso deutlicher. Wut und Angst erwachten gleichermaßen in seinem leidenden Körper. Dann ging er los.
Leise, langsame Schritte. Er wollte nicht entdeckt werden. Es gelang ihm und er erreichte die Flurtür zur Küche, die offen stand. Alex fuhr herum und starrte in das Innere. Das Grauen lächelte ihn an.
Dieses Bild würde sich auf ewig in seinen Kopf brennen und festbeißen, auch wenn er es eines Tages hinter einer imaginären Tür begraben würde. Es war da und würde ihn nie wieder gehen lassen. Alex schrie kein einziges Mal, denn er konnte nicht. Er war bereits tot.
Dann bemerkte er ihn. Der Mann, der in der Küche stand, warf einen verwirrten Blick in Alex’ Richtung. Seine Hose war noch immer heruntergelassen und Sandra lag reglos auf dem Küchentisch. Sie war splitterfasernackt.
Alex wollte schreien, laufen, brüllen, um sich schlagen, alles zerstören … doch stattdessen tat er nichts … gar nichts. Er stand einfach nur da und war unfähig, etwas zu unternehmen.
Der Mann zog sich
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