Fragmente des Wahns
etwas, aber ich kann diese Gefühle nie wirklich zuordnen, da sie sich mit der Realität zu vermischen scheinen.“
„Okay. Schön, oder?“
„Ja. Ich bin zumindest froh darum.“ Alex wurde wieder ernst. „Soll ich etwa ausziehen, Lisa?“
„Was?“
„Ich meine, ich könnte es verstehen, wenn du …“
Ihre Hände wanderten über den Tisch und griffen nach den seinen. „Eins sage ich dir sofort, Alex. Egal was du durchgemacht hast, noch durchmachen wirst und wie merkwürdig die Zukunft auch sein wird … mich wirst du bei all dem sicher nicht los. Verstanden? Lilli braucht dich, genauso wie ich es tue.“
„Schön.“
Sie hatten bis zum Mittagessen miteinander geredet, und zwar nicht nur über das Geschehene seitens Alex, sondern auch darüber, was Lisa die letzten beiden Tage ohne ihn gemacht hatte. Die Stimmung war überzogen mit einem Nebel der Ungewissheit, doch die Sonne der Liebe strahlte ungebrochen weiter.
Alex hatte wieder angefangen, ein Mann und Vater zu sein. Niederseher hatte ihn für diese und nächste Woche krankgeschrieben, damit er über alles gründlich nachdenken und die richtigen Schritte einleiten konnte, ohne sich über die Arbeit Gedanken machen zu müssen. Er schätzte diesen Gefallen sehr.
Lilli genoss die freie Zeit mit ihrem Papa am meisten. Alex las ihr wieder Gutenacht-Geschichten vor, brachte sie ins Bett und spielte mit ihr im Garten. Zudem versprach er ihr für die nächsten Tage ein paar Ausflüge. Sie freute sich ungemein.
Doch bevor er sich vollkommen seiner Familie widmen konnte, seiner jetzigen Familie, musste er seinen besten Freund besuchen. Am Nachmittag verabredete er sich mit Ralfie, wieder einmal in der Galerie , auf einen Kaffee. Am Ende waren es vier gewesen.
Auch ihm hatte Alex alles anvertraut, was nach dem Besuch bei seinem Bruder passiert war. Ralfie hatte es verdient, alles über diese unglaubliche Geschichte zu erfahren. Er reagierte nicht anders wie Lisa und Alex es getan hatten. Ralfie brauchte einfach Zeit, um alles verarbeiten zu können.
Alex wollte sich auch bei Fleischmann bedanken, doch weder am Mittwoch noch am Donnerstag war er im Krankenhaus anzutreffen oder telefonisch erreichbar gewesen. Die Krankenschwester hatte ihm sogar mitgeteilt, dass Doktor Fleischmann vermisst wurde. Alex machte sich zwar ein wenig Sorgen, doch er vergaß den Vorfall ebenso schnell wieder. Seine Familie war im Moment wichtiger.
Und nun war Freitag und er war mit Lisa und Lilli in den Straubinger Tierpark gefahren. Das Verhältnis zwischen ihnen war bereits besser geworden und doch gab es immer wieder kleine Momente, die die schöne Stimmung zerstörten.
Doch es gab auch gute Neuigkeiten. Seit der Erinnerung an sein altes Haus hatte er keine weiteren Halluzinationen mehr. Alex war sogar soweit, zu sagen, dass er vielleicht geheilt war. Dass die Wirkung des Autounfalls verschwunden und er wieder der Alte war.
Zumindest schien der Alptraum endgültig ein Ende zu haben. Alex sah mit einem Lächeln in die Zukunft, denn er hatte Lisa und Lilli, und mehr brauchte er nicht.
„Papa. Papa, schau!“
„Ja, Süße, ich sehe sie ja schon.“
Alex tauchte hinter seiner Tochter auf und hievte sie in die Höhe, um sie daraufhin auf seinen Schultern zu platzieren. „Jetzt kannst du die Pinguine viel besser sehen.“
„Ja! Super, Papa!“
Lilli strahlte übers ganze Gesicht. Sie lachte und erfreute sich an diesem wunderschönen Anblick. Sie liebte Pinguine und jetzt gerade schwammen sie äußerst aktiv, da sie kurz zuvor etwas zu essen bekommen hatten.
Die Familie sah sich so viele Tiere wie möglich an und der Tag verging wie im Flug. Nachmittags saßen sie im angrenzenden Wirtshaus, um zu Mittag zu essen. Lilli bekam Pommes, Lisa nahm einen großen Salat, während sich Alex ein großes Schnitzel gönnte. Es war ein wirklich schöner Familienausflug.
Der Abend brach herein und Alex hatte die Idee, dass sie ein paar Gesellschaftsspiele ausprobieren könnten. Lillis Lieblingsspiel war „Lauf, Schnecke, lauf“, was sie dann auch zur Genüge spielten. Alex genoss jede einzelne Minute dieser friedlichen und normalen Zeit.
Dann war es Alex, der Lilli ins Bett brachte und ihr das Märchen von Hänsel und Gretel vorlas, aber er kam nicht weit. Kaum hatte Hänsel damit begonnen, die Brotkrümel im Wald zu verstreuen, fielen Lilli die Augenlider zu und sie schlief ein.
Den Rest des Abends verbrachten Alex und Lisa kuschelnd auf dem Sofa und sahen sich eine
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