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Fragmente: Partials 2 (German Edition)

Fragmente: Partials 2 (German Edition)

Titel: Fragmente: Partials 2 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Wells
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durch gefährliches Gelände reiten. Afa wurde lebhafter, sobald die Stadt vor ihnen auftauchte. Es war eine riesige Metropole, womöglich sogar noch größer als New York City, sofern das überhaupt möglich war. Chicago lag am Ufer eines weiteren riesigen Sees und erstreckte sich am Ost- und Südufer und nach hinten so weit in die Ebene hinein, wie Kira blicken konnte – gewaltige Wolkenkratzer, Einschienenbahnen hoch über den Straßen, riesige Fabriken und Lagerhäuser, endlose Reihen von Häusern, Büros und Wohnblocks.
    Alles zerfiel, und überall schwappte öliges und schlammiges Wasser.
    »Hat das schon immer so ausgesehen?«, fragte Kira.
    »Auf keinen Fall«, antwortete Samm. Sie standen auf einem Bürohaus am Stadtrand und betrachteten die Szene durch die Ferngläser. »Der größte Teil ist überschwemmt, aber nicht alles. Anscheinend ist das Gelände nicht überall gleich hoch. Der See ist wohl über die Ufer getreten.«
    »In Chicago verliefen Dutzende Kanäle mitten durch die Stadt. Einige tief liegende Straßen sind inzwischen vermutlich Flüsse, aber man erkennt sie wenigstens leicht.«
    »Die Kanäle waren eine Meisterleistung der Ingenieurskunst«, verkündete Afa stolz, als hätte er sie selbst konstruiert. »Die Ingenieure der alten Welt haben tatsächlich die Richtung eines Flusses umgekehrt. Solche Ruhmestaten konnte man vollbringen, als der Mensch die Natur noch beherrschte.« Seine Augen glänzten, und Kira ahnte, wie viel ihm dieser Gedanke bedeutete. Nach vier Wochen in der Wildnis kam ihm ein Ort, an dem die Technik derart im Vordergrund stand, womöglich wie ein erhörtes Gebet vor.
    »Die Natur hat sich gewehrt«, warf Heron ein. »Wir wollen hoffen, dass sie dein Rechenzentrum nicht überflutet hat.«
    »Hier ist die Adresse.« Eifrig zog Afa einen zusammengefalteten Zettel aus dem Rucksack. Auch dies war wieder der Ausdruck einer E -Mail, auf dem weit unten eine Straßenadresse rot eingekreist war. »Ich war noch nie hier, deshalb weiß ich nicht, wo es sich befindet.«
    Samm betrachtete den Zettel und richtete den Blick anschließend auf die riesige Stadt vor ihnen. »Cermak Road. Wo sollen wir hier mit der Suche beginnen?« Wieder wanderte sein Blick zwischen dem Blatt und den Straßen hin und her. »Wir brauchen einen Stadtplan.«
    »Der Turm da gehört vermutlich zu einem Flughafen.« Kira deutete auf eine hohe Betonsäule in der Nähe des Seeufers. »Dort wurden früher auch Autos vermietet, und deshalb dürfte es dort auch Straßenkarten geben.« Die anderen waren ihrer Meinung, und so stiegen sie wieder zu den Pferden hinab. Die Straßen, die zum Flughafen führten, waren überwiegend trocken, doch die wenigen überfluteten Bereiche, auf die sie stießen, bereiteten ihnen große Schwierigkeiten. An manchen Stellen stand flaches Wasser, an anderen hatte sich nur ein wenig Schlamm angesammelt. Hier und dort hatten sich die Straßen jedoch in Bachläufe oder gar in reißende Ströme verwandelt. Aus den Gullys blubberte das Wasser des Sees, das Pflaster wölbte sich, weil die Trinkwasserleitungen darunter geborsten waren, und mitunter waren ganze Straßenzüge eingebrochen und fortgeschwemmt worden, weil die überlasteten Abwasserleitungen das Gelände unterspült hatten. Der Geruch war überwältigend, es roch jedoch nach See und nicht nach Abwässern. Die Menschheit war schon so lange fort, dass sich nicht einmal mehr der Geruch gehalten hatte. Es dauerte den ganzen Tag, bis Kira und ihre Gefährten den Flughafen erreichten. Die Nacht verbrachten sie in einem ebenerdigen Büro, die Pferde banden sie an einem verrosteten Gepäckscanner fest. Wie Kira vermutet hatte, gab es in der Autovermietung eine Anzahl von Karten. Im Licht von Herons Taschenlampe beugten sie sich darüber und planten die Route des folgenden Tages.
    »Hier ist das Rechenzentrum.« Samm deutete auf eine Stelle an der Küste, die mitten in der ehemaligen Innenstadt lag. »Dort ist der See, an beiden Seiten verlaufen Kanäle. Wir können vermutlich von Glück reden, wenn wir nicht hinüberschwimmen müssen. Außerdem müssen wir hoffen, dass das Wasser so dicht am kontaminierten Ödland nicht vergiftet ist.«
    »Die Pferde schaffen das nicht«, gab Kira zu bedenken.
    Heron betrachtete den Maßstab in der Ecke der Karte und schätzte die Entfernung ab. »Ohne Pferde wird es ein langer Marsch. Es sieht so aus, als könnten wir für die längste Strecke den Highway neunzig benutzen. Falls er erhöht gebaut ist wie

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