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Fragmente: Partials 2 (German Edition)

Fragmente: Partials 2 (German Edition)

Titel: Fragmente: Partials 2 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Wells
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Behinderung«, widersprach Samm. »Zumindest unter Partials.«
    »Auch unter Menschen.«
    »Nun gut«, fuhr er fort. »Und niemand würde behaupten, Blindheit sei lediglich eine stilistische Abweichung. Es ist tatsächlich eine Minderung der Fähigkeiten.«
    »Sieh dir das an!«, sagte Kira. Sie riss die Augen weit auf und machte ein übertrieben erstauntes Gesicht. Samm reagierte nicht. »Hast du’s gesehen?«
    »Was denn?«
    »Ich habe gerade die Augen aufgerissen.«
    »Das tust du öfter«, erwiderte Samm. »Wenn du sprichst, sind verschiedene Teile deines Gesichts und deines Körpers ständig in Bewegung. Heron tut es auch. Früher dachte ich, sie leidet unter Muskelkrämpfen.«
    Kira lachte. »Das nennt man Körpersprache. Ein großer Teil der sozialen Interaktion, der bei euch über Pheromone läuft, findet bei uns mit dem Mienenspiel und kleinen Gesten statt. Dies bedeutet, dass ich überrascht bin.« Wieder riss sie die Augen auf. »Dies bedeutet, dass ich nichts weiß.« Sie zuckte mit den Achseln und zeigte ihm die leeren Handflächen.
    »Wie …?« Samm hielt inne, und statt wie ein Mensch die Stirn zu runzeln oder die Lippen zu schürzen, um seine Verwirrung zu zeigen, sandte er die gleiche Information mittels der Pheromone aus. »Wie bringt ihr euch das gegenseitig bei? Wie lange braucht ein neues Mitglied eurer Kultur oder ein Kind, um alle diese komplizierten kleinen Zeichen zu lernen?« Er versuchte, ein Achselzucken nachzuahmen, doch es wirkte steif und mechanisch.
    »Das ist ungefähr so, als würde man einen Spanisch sprechenden Menschen fragen, warum er sich so viel Mühe mit diesen vertrackten Wörtern gibt, obwohl er doch einfach Englisch sprechen könnte«, erwiderte Kira. »Müsst ihr den neuen Partials die Linkdaten beibringen?«
    »Wir haben seit Jahren keine neuen Partials mehr bekommen«, erklärte Samm. »Nein, natürlich müssen wir es ihnen nicht zeigen. Ich verstehe, worauf du hinauswillst. Du willst mir sagen, die Körpersprache sei für die Menschen ebenso selbstverständlich wie der Link für die Partials.«
    »Genau.«
    »Aber wie …« Er hielt inne, und diesmal konnte Kira nur raten, welche Linkdaten er aussandte. »Ich wollte gerade fragen: Wie könnt ihr euch über Funk verständigen, wenn die Hälfte eurer Kommunikation auf dem visuellen Eindruck beruht? Aber auch der Link kann sich nicht über Funk verbreiten, also ist es auch hier wieder das Gleiche. Andererseits können Partials sich sogar in völliger Finsternis verständigen.«
    »Das räume ich gern ein«, sagte Kira. »Aber zum Ausgleich haben wir viele sprachliche Ausdrucksmittel, die euch fehlen. Hör dir diese beiden Sätze an: Willst du das essen? Oder: Willst du das essen?«
    Samm starrte sie nur an. Beinahe hätte Kira über seine Verwirrung gelacht. »Du wirst mir sicher gleich erklären, dass die Veränderung der Lautstärke den Sinn der Aussage beeinflusst. Für derartige Betonungen benutzen wir meist den Link.«
    »Ich nehme an, damit sind wir im Funkverkehr im Vorteil.« Kira rieb sich die Nase. »Das könnte der Schlüssel für den Sieg in diesem Krieg sein.«
    Samm lachte, und Kira erkannte, dass wenigstens das Lachen für die Partials nichts Ungewöhnliches war. Womöglich brauchten sie es nicht, da sie Belustigung oder Humor über den Link ausdrücken konnten, aber sie lachten trotzdem. Vielleicht war es in einen menschlichen Teil ihrer maßgeschneiderten DNA eingebaut. Eine Art instinktive Reaktion? »Genug der Körpersprache!«, sagte Kira. »Ich will mit dem Link üben, also lass knacken!«
    »Ich fürchte, selbst wenn es laut knackt, wirst du den Link nicht entdecken.«
    »Das ist nur so ein Ausdruck. Schick mir ein paar Linkdaten! Überflute mich damit! Ich muss lernen, die Daten aufzufangen.«
    In den folgenden Tagen trainierten sie. Samm schickte ihr mittels der Pheromone einfache Botschaften, und Kira gab sich größte Mühe, sie aufzufangen und zu erkennen, welche Gefühle im Spiel waren. Einige Male glaubte sie, etwas zu spüren, doch meist war sie völlig ratlos.
    Auf einer breiten Straße, die mit der Zahl 80 markiert, stellenweise zerstört und verfallen, aber meist noch gut erhalten war, ritten sie durch die Appalachen. Jenseits des Flusses kamen sie schneller voran und hofften, das Hunderudel sowie alle möglichen Beobachter weit hinter sich zu lassen. Sobald sie kaum noch Angst vor Angriffen haben mussten, ritten sie unbekümmerter weiter. Nur das ungeschützte Ackerland machte Afa

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