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Fragmente: Partials 2 (German Edition)

Fragmente: Partials 2 (German Edition)

Titel: Fragmente: Partials 2 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Wells
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Fahrbahn.
    Kira ging gerade neben den Pferden her und bückte sich, um die Hitze zu fühlen, die der Asphalt ausstrahlte. Er war nicht heiß. Der Abend nahte, und nach dem bedeckten Tag war der Boden relativ kühl. Ein weiterer Tropfen fiel herab und zischte, als verdampfte er beim Aufprall. »Es ist nicht heiß.« Sie richtete sich wieder auf. »Das Zischen entsteht nicht durch Verdampfung.«
    Ein weiterer Tropfen fiel, dann noch einer.
    »Das ist auch kein Dampf«, erklärte Heron. »Das ist Säure.«
    Ein Regentropfen traf Galgenstrick, und das Pferd wieherte vor Schmerzen. Immer mehr Tropfen fielen, und plötzlich spürte Kira ein starkes Brennen am Arm. Der Regentropfen hatte ein kleines rotes Mal hinterlassen, und die Schmerzen wurden stärker, je länger sie es anstarrte. Sie schüttelte den Kopf und blickte zum Himmel. »Sind die Wolken nicht von Süden gekommen?«
    »Lauft!«, rief Samm und ergriff Galgenstricks Zügel. Afa schrie vor Schmerzen und Angst und hielt sich an seinem nassen Rucksack fest. Kira sah sich nach ihrer Jacke um, die sie jedoch vor der Flussüberquerung ausgezogen hatte. Zusammen mit allen anderen Habseligkeiten steckte die Jacke in den versiegelten Plastiksäcken auf den Pferden. Sie nahm Bobo, rannte hinter Samm her, zog das Pferd eilig mit und versuchte es zu beruhigen, während der saure Regen dem Tier den Kopf und die Flanken versengte. Heron rannte mit Buddy im Schlepptau an ihr vorbei, Kira folgte ihr so schnell wie möglich. Der Regen nahm zu, Kiras Arme und das Gesicht brannten und juckten schon nach wenigen Sekunden. Mit der freien Hand griff sie nach hinten, löste den Pferdeschwanz und schüttelte das lange Haar aus, bis es so etwas wie eine Art Kapuze bildete, die Ohren und Schultern schützte. Einige Strähnen zog sie nach vorn, um die beißenden Regentropfen von den Augen fernzuhalten. Halb geblendet stolperte sie weiter.
    Samm hatte abseits der Straße ein Bauernhaus entdeckt und versuchte, am Stacheldrahtzaun eines Feldes vorbeizukommen, während Galgenstrick wie wild an den Zügeln zerrte und kreischte, um dem schmerzhaften Guss zu entkommen. Sobald Heron ihn erreicht hatte, reichte sie Samm die Zügel ihres Tiers. Sie hatte sich das Haar ebenfalls über Ohren und Gesicht gebreitet, während Samm auf diesen Schutz verzichten musste. Er hatte lange rote Striemen im Gesicht, seine Augen waren blutunterlaufen und verquollen. Heron hielt in jeder Hand ein Messer und zerschnitt mit hastigen Bewegungen die Drähte. Gleich darauf waren alle vier durchtrennt, und im Zaun klaffte ein Loch. Sofort stürmte Kira mit Bobo durch die Öffnung und ergriff im Vorbeilaufen auch Buddys Zügel. Heron folgte mit Galgenstrick und Afa, Samm holte Kira gleich danach ein und wollte ihr Buddys Zügel abnehmen.
    »Lass mich helfen!«, rief er. »Du kannst nicht beide im Zaum halten!«
    Die Pferde bockten unwillig, doch Kira hielt die Zügel eisern fest und stieß Samm mit dem Fuß fort. »Verschwinde aus dem Regen, sonst wirst du blind!«
    »Ich lasse dich nicht hier draußen zurück!«
    »Öffne uns die Haustür, damit wir so schnell wie möglich nach drinnen gelangen!«, rief sie und versetzte ihm einen weiteren Stoß. Er warf sich herum und rannte quer über das brachliegende Feld auf das Gebäude zu. Kira knirschte mit den Zähnen und fragte sich, wie er überhaupt etwas sehen konnte. Sie zog die Pferde so schnell wie möglich hinter sich her und benutzte jeweils eines als Leittier, um das andere im Zaum zu halten. Dabei hoffte sie, ihre Schultern durch die Zugbelastung nicht zu sehr zu strapazieren. Nach kurzem Sträuben bemerkten die Pferde, dass Kira sie zum Laufen bewegen wollte, und auf dem freien Feld gaben sie endlich nach, zogen die Köpfe ein und galoppierten mit höchster Geschwindigkeit zum Farmhaus. Dabei rissen sie Kira um und zerrten sie mit sich. Als sie Buddys trommelnden Hufen gefährlich nahe kam, ließ sie los und blieb stolpernd im aufgewühlten giftigen Schlamm zurück. Die Pferde rasten Kopf an Kopf zum Haus. Hinter ihnen richtete Kira sich wieder auf und folgte ihnen. Sie rannte und konnte nicht unterscheiden, ob sie Kampfrufe ausstieß oder ob sie vor Schmerzen schrie.
    Als Samm und Heron die Pferde einfingen, erreichte auch Kira das Haus. Sie litt Höllenqualen, als sie durch die Tür stolperte. Im vorderen Raum gab es ein Sofa und einen Lehnstuhl, in denen Skelette saßen und einen alten Fernseher an der Wand anstarrten. Die Säure hatte Kiras freie Hautpartien

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