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Fragmente: Partials 2 (German Edition)

Fragmente: Partials 2 (German Edition)

Titel: Fragmente: Partials 2 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Wells
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versengt und sogar ein Loch in ihr Hemd gefressen. Eilig zog sie es aus, entdeckte ein halbes Dutzend weitere Löcher im Rücken und warf es quer durch den Raum. Inzwischen waren auch Samm und Heron im Haus angelangt und schlossen die Tür, damit die Pferde nicht wieder nach draußen in den Regen stürmten. Die Tiere hatten Angst, bockten, kreischten und zerstörten die gesamte Einrichtung, trampelten den Fernseher, die Möbel, sogar die Skelette nieder. Kira versuchte, Afa zu erreichen, der noch in Galgenstricks Sattel hockte, kam aber nicht nahe genug an ihn heran. Heron schlich mit Samm im Schlepptau an der Wand entlang. Sein Gesicht war stark gerötet, und er kniff die Augen zusammen. Als die Pferde eine Lücke ließen, rannte Heron los, zog sich aber gleich wieder zurück, weil ihr die Tiere zu nahe kamen. Schließlich konnten sie und Kira Samm an den Schultern packen und durch die Hintertür in die Küche schieben, wo er vor den fliegenden Hufen sicher war. Kira hörte die Säure auf der Kleidung zischen. Entschlossen zerrte sie Samm das Hemd vom Leib. Es riss entzwei wie feuchtes Papier, weil die Säure den Stoff schon halb zerfressen hatte. Sie warf die Sachen sofort weg. Auch Heron entkleidete sich, und am Ende lag ein rauchender Haufen Kleidung in der Ecke, den die Säure weiter zerfraß. Alle drei hatten pochende rote Verbrennungen davongetragen. Samm hatte die Augen immer noch fest geschlossen. Hilflos fingerte er an seinem Gürtel herum. Kira half ihm und öffnete ihren eigenen. Kurz danach standen sie schwer atmend in ihrer Unterwäsche im Raum und überlegten sich die nächsten Schritte. Nebenan im Wohnzimmer tobten noch immer die Pferde.
    Afa kreischte und schluchzte hysterisch, doch wenigstens lebte er noch. Kira fahndete in der Küche nach Nützlichem – Handtüchern zum Abtrocknen oder Lebensmitteln zur Beruhigung. Dabei bemerkte sie, dass das Waschbecken zwei Hähne besaß. Einer war normal geformt, der andere war eine Handpumpe. Sie starrte die Armaturen an, weil sie nicht gleich begriff. Schließlich dämmerte es ihr.
    »Dies ist ein Farmhaus!«, rief sie und rannte zum Schrank. »Es gibt einen Brunnen!«
    »Was?«, fragte Heron.
    »Die Farm liegt zu weit von der Stadt entfernt und war nicht an die öffentlichen Wasserleitungen angeschlossen. Deshalb benutzte man Brunnenwasser. Es gibt hier Grundwasser, und die Pumpe holt es herauf.« Sie suchte in den Schränken, bis sie einen großen Eimer fand, und stürzte zum Waschbecken zurück. »Zu Hause habe ich auf den Farmen solche Pumpen gesehen, die dort das Wasser geliefert haben. Die Vorrichtung funktioniert rein mechanisch und sollte noch intakt sein.« Prüfend bewegte sie den steifen Hebel. Dann öffnete sie den Kühlschrank, fand ein Glas mit verfaulten Gurken und kippte den stechend riechenden Saft in die Pumpe, um sie zu laden. Anschließend bewegte sie den Griff wieder auf und ab und pumpte unermüdlich. Heron half ihr, bis endlich das Wasser in den Eimer schwappte. Kira füllte ihn, während Heron schon den zweiten holte. Als der Behälter voll war, kippten sie das Wasser über die Pferde, um die Säure abzuspülen. Wieder pumpten sie und wiederholten den Vorgang, gossen Eimer um Eimer über die Pferde, bis Kira schon fürchtete, der Brunnen könnte versiegen. Nach und nach beruhigten sich die Tiere, sobald sie von der Säure befreit waren. Dann endlich konnten die beiden Mädchen Afa befreien und den schluchzenden Mann in die Küche schleppen. Die Kleidung, die er noch am Leib trug, war fast völlig zerfressen, und sein Rücken war von unzähligen Verbrennungen und Blasen verunstaltet. Heron füllte einen weiteren Eimer, während Kira die Pferde absattelte und die Beutel mit den Medikamenten öffnete. Afa war inzwischen so heiser, dass er nicht einmal mehr schreien konnte. Er hockte auf dem Boden und wiegte sich hin und her. Samm schien bewusstlos zu sein – vielleicht war er aber auch in tiefe Meditation versunken, um die Schmerzen auszublenden. Kira fragte sich, wie stark seine Augen in Mitleidenschaft gezogen waren. Schließlich hielt sie erschöpft inne und musterte Heron.
    Die Partialagentin, die ebenso erschöpft war wie Kira, erwiderte ihren Blick und schüttelte den Kopf. »Glaubst du immer noch, dass wir uns richtig entschieden haben, Kira?«
    Nein, dachte Kira, doch sie riss sich zusammen. »Ja«, stieß sie trotzig hervor.
    »Das will ich doch hoffen«, erwiderte Heron. »Wir sind gerade eben dreißig Kilometer in das

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