Fragmente: Partials 2 (German Edition)

für Partialkontakte mit und folge mir!«
    Der Flur hinter der Doppeltür war breit, sauber und so gut wie leer. Ein Ausdruck des praktischen Verstands, den die Partials überall an den Tag legten. Pflanzen, Bilder und zierliche Tischchen wären hier nur Zierrat gewesen, also gab es das alles nicht. Am Ende des Korridors gingen mehrere Türen ab, und hinter einer Tür ging es überraschend laut zu. Marcus hörte einen lauten Streit und … Ja, das sind Schüsse. Warum höre ich Schüsse? Der Wächter öffnete die Tür, der Lärm drang heraus und hüllte sie ein: Rufe, Schreie, Flüstern, Kampflärm. Alle diese Geräusche drangen aus zahlreichen Funkgeräten, die gleichzeitig liefen. Der Raum war mit Wandbildschirmen, tragbaren Bildschirmen und Lautsprechern in allen Formen und Größen ausgestattet. In einer Ecke zeigte ein Holovideo sogar eine riesige Landkarte von New York, die Long Island, Teile von New Jersey, Rhode Island und sogar einige noch weiter im Norden liegende Gebiete einschloss. Der Lärm rührte nicht von Funkgeräten, sondern von Videoübertragungen her. Auf der Karte blinkten rote Punkte, auf den Bildschirmen huschten Gesichter und Körper hin und her. Jeeps, Lastwagen und sogar Panzer polterten durch Mauern, Städte und Wälder. Inmitten des Lichts und der Geräusche von hundert verschiedenen Bildschirmen saß eine Frau an einem kreisrunden Schreibtisch.
    »Da ist sie.« Der Wächter trat zur Seite und schloss die Tür hinter ihnen. »Warten Sie, bis Sie angesprochen werden!«
    Woolf und Vinci traten vor, Marcus war etwas schüchterner und blieb in der Nähe des Wächters an der Tür stehen. Die Frau wandte ihnen den Rücken zu. Um ihre Aufmerksamkeit zu erregen, räusperte sich Woolf vernehmlich. Entweder hörte sie ihn nicht, oder sie ließ ihn bewusst warten.
    Marcus betrachtete die Bildschirme an den Wänden. Viele zeigten die gleiche Szene, oft sogar aus der gleichen Perspektive. Allerdings vermutete er, dass auf den zahllosen anderen Bildschirmen auch andere Kriegsschauplätze dargestellt wurden. Vermutlich handelte es sich um Liveübertragungen der Kämpfe. Trimble verfolgte von ihrem zentralen Standort aus die Entwicklung des Kriegs, wie Kira es mithilfe der Funkgeräte getan hatte. Wieder einmal fragte er sich, wohin Kira verschwunden war und ob er sie jemals wiedersähe. Die meisten Einwohner von East Meadow hatten sie längst als tot abgeschrieben, und bisher war niemand angetreten, um die mörderische Besetzung durch die D -Kompanie zu beenden. Trotzdem hegte er immer noch Hoffnungen – wahrscheinlich vergebliche Hoffnungen, wie er sich eingestehen musste –, dass sie überlebt hatte.
    Auf einem der größten Bildschirme wurde eine bestimmte Szene ständig wiederholt: ein rennender Soldat, eine Explosion, bei der Erde und Gras hochgewirbelt wurden. Dann lief alles blitzschnell rückwärts ab. Der hingestreckte Mann flog durch die Luft, landete auf den Füßen und rannte rückwärts, während sich die Erde wieder glättete. Dann änderte der Film die Richtung, und der Mann rannte wieder vorwärts, während unter ihm der Boden explodierte. Nach dem vierten Durchlauf erkannte Marcus, dass sich die Geschwindigkeit und die Zeitpunkte veränderten, zu denen die Abspielrichtung wechselte. Dies war keine Endlosschleife, sondern jemand steuerte die Bilder bewusst und suchte anscheinend irgendetwas. Er trat weiter vor und dann einen Schritt zur Seite. Nun erkannte er, dass Trimble an einem schwach glühenden Tischbildschirm saß und mit den Fingern eine Reihe digitaler Steuerungen und Schieberegler bediente. Sie zoomte hinein und heraus, spulte das Video vor, zurück und wieder vor. Immer wieder starb der junge Mann in der Explosion.
    »Verzeihung«, sagte Woolf.
    »Warten Sie, bis sie mit Ihnen redet!«, warnte der Wachtposten.
    »Ich warte schon eine halbe Ewigkeit«, entgegnete Woolf und trat vor. Der Wächter machte Anstalten, ihm den Weg zu versperren, doch Vinci hielt ihn auf. »General Trimble«, begann Woolf, »ich bin Asher Woolf. Ich bin Kommandant bei der Abwehr von Long Island und Senator in der Regierung der Insel. Ich komme zu Ihnen als ordnungsgemäß ernannter Abgesandter der letzten verbliebenen menschlichen Einwohnerschaft auf der Erde und möchte Ihnen einen Friedensvertrag anbieten und über die gemeinsame Nutzung unserer Ressourcen verhandeln.« Trimble antwortete nicht und sah nicht einmal auf. Er ging einen weiteren Schritt auf sie zu. »Ihre Leute sterben.« Er deutete