Fragmente: Partials 2 (German Edition)
auf die Bildschirme, die Tod und Zerstörung zeigten. »Auch meine Leute sterben, und wir wissen beide, dass dies nicht nur an den Kämpfen liegt. Unsere beiden Gruppen sind steril und leiden unter Krankheiten. In einigen Jahren sind wir tot, gleichgültig, wie sehr wir uns anstrengen. Gleichgültig, wie viele Kriege wir gewinnen oder verlieren. Und gleichgültig, wie oft wir schießen, zurückschießen oder die Waffen strecken. Soweit ich weiß, bleiben Ihren Leuten noch zwei Jahre. Meine werden länger leben, am Ende aber genauso tot sein. Wir müssen zusammenarbeiten, um etwas zu verändern.« Er trat noch näher. »Hören Sie mich?«
Der Wächter regte sich, als Woolf die Stimme erhob, doch Vinci eilte nach vorn an Woolfs Seite. »Vielen Dank, dass Sie uns empfangen, General«, sagte Vinci. »Uns ist klar, dass Sie sehr beschäftigt sind und so viele Schlachten gleichzeitig koordinieren …«
»Sie koordiniert überhaupt nichts«, wandte Woolf rasch ein. Er deutete geringschätzig auf die Bildschirme. »Sie sieht nur zu.«
»Bitte achten Sie auf Ihren Tonfall! Andernfalls müssen Sie gehen«, zischte der Wächter.
»Wollen Sie wirklich, dass ich noch länger stillhalte?«, fragte Woolf. »Ich habe dort draußen lange genug gewartet, und wir haben keine Zeit …«
»Seien Sie ruhig!«, sagte Trimble leise. Marcus wich überrascht zurück. Vinci und der Wächter taumelten unter der Macht ihres Willens. Der Wächter fing sich als Erster und starrte Woolf schweigend an. Vinci öffnete den Mund und lief vor Anstrengung rot an, bekam aber kein Wort heraus. Marcus hatte eine ähnliche Beobachtung gemacht, als Dr. Morgan von Samm Gehorsam verlangt hatte – die Anführer erteilten Befehle, und dank des Links blieb den Partials nichts anderes übrig, als zu gehorchen.
»Wir sind keine Partials«, ließ Woolf sie wissen. »Mit Ihrem Link können Sie unser Bewusstsein nicht beeinflussen.«
»Ich bin auch keine Partial«, erklärte Trimble.
Woolf schwieg verblüfft und suchte nach einer Erwiderung. Damit das Gespräch nicht abbrach, ergriff Marcus spontan das Wort.
»Sind Sie ein Mensch?«, fragte er.
»Das war ich.«
»Was sind Sie jetzt?«
»Schuldig«, erwiderte Trimble.
Entsetzt hielt Marcus inne und wusste nichts weiter zu sagen. Also ging er einfach nach vorn, schob sich zwischen Trimble und den Bildschirm und zwang sie, ihn anzusehen. Sie war eine ältere Frau, vielleicht Ende sechzig, somit ungefähr im gleichen Alter wie Nandita und von ähnlicher Hautfarbe. Wir sind auch hier, um Nandita zu suchen, dachte er. Wir müssen sie finden, genau wie Kira. Er klammerte sich an diesen Gedanken, und als sie endlich seinen Blick erwiderte, sprach er leise weiter.
»Ich suche eine Freundin«, sagte er. »Einen anderen Menschen. Eine Frau namens Nandita Merchant. Kennen Sie sie?«
In Trimbles Augen flackerte der Funke des Erkennens, und Marcus dachte an ihre Bemerkung, sie sei einmal ein Mensch gewesen. Kein Partial, dem er bisher begegnet war, hatte Gefühle über die Augen ausgedrückt. Sie aber hob die Hände, hielt sie vor den Mund, und ihre Augen weiteten sich. »Lebt Nandita noch?«
»Das weiß ich nicht.« Marcus war überrascht, dass die Frau Nandita tatsächlich zu kennen schien. »Wir haben sie schon lange nicht mehr gesehen. Wissen Sie irgendetwas über Nandita? Haben Sie auf den Bildschirmen etwas beobachtet, das uns bei unserer Suche weiterhelfen könnte?« Er hielt inne und beobachtete ihre Miene. Ihre Augen füllten sich mit Tränen. Er beschloss, sein Glück auf die Probe zu stellen. »Auch Kira Walker haben wir schon lange nicht mehr gesehen.«
Nun bekam ihr Gesicht einen seltsamen Ausdruck, als wäre eine alte Erinnerung in ihr erwacht. »Nandita hatte nichts mit Kira zu tun.« Sie legte den Kopf schief. »Ihr Mädchen hieß … Aura, glaube ich. Oder Aria. Nein, Ariel. Sie hieß Ariel.«
Marcus griff sich an den Hals. Tausend Fragen schossen ihm durch den Kopf, und er bekam keine einzige heraus. Ariel? Trimble kannte Nandita und Ariel? Dies konnte nur bedeuten, dass Nandita irgendwann mit Trimble in Verbindung gestanden hatte. Vielleicht war sie sogar hier gewesen. Warum fragte Trimble dann aber, ob Nandita noch lebte? Selbst wenn Nandita sich hier aufgehalten hatte, sie war längst wieder verschwunden. Während er noch nach den richtigen Worten suchte, wurde ein Alarm ausgelöst. Trimble drehte den Stuhl herum und tippte auf einen Knopf auf ihrem Pult, der die Darstellungen aller
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