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Fragmente: Partials 2 (German Edition)

Fragmente: Partials 2 (German Edition)

Titel: Fragmente: Partials 2 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Wells
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Regen waren flüchtige Anteile verdampft, bis Kristalle gewachsen waren, die der Wind aufwirbelte und den Reisenden in Augen und Münder trieb. Sie umwickelten die Gesichter mit der Reservekleidung, spähten vorsichtig durch die Augenschlitze und hielten Ausschau nach möglichen Gefahren. Einige der Chemikalien, die sich in der Stadt angesammelt hatten, waren sogar brennbar. Hier und dort knackten kleine Feuer, einige entzündeten sich von selbst in der Hitze und entließen mit dem Rauch und der Asche immer neue giftige Dämpfe in die Luft.
    Die Nacht verbrachten sie in einem Gebäude, das früher offenbar einmal ein Luxushotel gewesen war. Der dicke grüne Teppich in der Lobby war an den Rändern ausgebleicht und mit Staub bedeckt. Sie führten die Pferde durch die breite Doppeltür und lagerten in einem ehemaligen Fünfsternerestaurant. Die Tür verschlossen sie hinter sich so gut wie möglich, um die verheerenden Böen abzuhalten. Samm baute aus alten Edelholztischen eine Koppel für die Pferde, und dann fütterten sie die Tiere aus dem riesigen Konservenlager der Küche mit Apfelkuchen. Kira aß eine Dose Thunfisch und dazu Rinderbouillon, um den Geschmack zu überdecken. Sie wäre froh gewesen, nie wieder im Leben eine Dose Thunfisch öffnen zu müssen. Eine Wache stellten sie nicht auf, sie brachen einfach auf einem dicken Teppichstapel zusammen, ohne die Schlafsäcke auszurollen.
    Als Kira am nächsten Morgen erwachte, war Heron schon fort. Wahrscheinlich erkundete sie die Umgebung, oder sie hatte sich endgültig abgesetzt. Nach der Auseinandersetzung hatten sie kaum noch miteinander gesprochen. Heron hatte sich anscheinend ins Unvermeidliche gefügt und sie nach Denver begleitet, doch ihr Verhalten hatte sich geändert.
    Samm durchsuchte mehrere Kisten, die neben der Küche an der Wand aufgestapelt waren. »Die meisten Konserven sind verdorben.« Er warf Kira eine aufgeblähte Metalldose mit Tomatensoße zu. »Hotels sind sowieso nicht ergiebig – man verwendete vor allem frische Lebensmittel, und die meisten Büchsen sind unbrauchbare Vorprodukte.«
    Kira nickte in die Richtung des Zwanzigliterkanisters mit Tomatensoße, der neben ihm auf dem Tisch stand. »Willst du das Ding dort etwa fünfzig Kilometer weit schleppen?«
    »Ob du es glaubst oder nicht«, sagte er und sah sie traurig an. »Es tut mir leid, dass Afa tot ist.«
    »Mir auch.«
    »Soll heißen, ich bedaure, dass ich am Anfang so … anmaßend war«, meinte Samm.
    »Anmaßend warst du nie.«
    »Dann überheblich«, fuhr Samm fort. »Die Gesellschaft der Partials ist stark reglementiert. Wir wissen immer, wem wir Bericht erstatten müssen und wer uns Meldung zu machen hat, wer über uns und wer unter uns steht. Ich habe ihn nicht als Gleichgestellten behandelt, weil … Ich glaube, ich war einfach nicht daran gewöhnt.«
    Kira lachte freudlos und ließ sich auf einen Stuhl fallen. »Nun ja, das klingt wirklich ein wenig anmaßend.«
    »Du machst es mir schwer, mich zu entschuldigen.«
    »Ich weiß.« Kira schlug die Augen nieder. »Ich weiß, und es tut mir leid. Das wollte ich nicht. Du hast uns sehr geholfen, und Afa war auch nicht unbedingt ein Mann, den man ernst nehmen konnte.«
    »Geschehen ist geschehen.« Samm setzte die Begutachtung der Lebensmittelvorräte fort. Kira beobachtete ihn, nicht weil es so interessant war, sondern weil sie zu erschöpft war, um den Blick abzuwenden.
    »Glaubst du, wir finden das Gesuchte?«, fragte sie schließlich.
    Samm forschte unbeirrt nach brauchbaren Konserven. »Jetzt sag nur nicht, dass du auf Heron hörst!«
    »Ich habe mir immer vorgestellt, dass es einen Plan gab«, fuhr Kira fort. »Ich wusste zwar nicht, wie RM , das Verfallsdatum und alles andere zusammenpassten, doch ich war mir sicher, dass es eine Verbindung gab. Aber wenn es wirklich einen Plan gab, dann muss er schon vor langer Zeit gründlich gescheitert sein.«
    »Sag das nicht!« Samm stellte einige Konservendosen ab und kam zu ihr. »Wir werden es erst wissen, wenn wir ParaGen erreicht haben. Selbstzweifel sind sinnlos. Übrigens, ich habe niemals gezweifelt.«
    Kira musste lächeln. Sie hatte immer wieder über Herons Behauptung nachgedacht, dass sie die beiden Spezies gar nicht retten, sondern nur herausfinden wollte, ob die eigene Existenz auf einem Zufall oder auf einem bösen Plan beruhte … oder ob alles nur eine Lüge war. Und doch, Samm zweifelte nicht. Wieder einmal fehlten ihr die Worte. Er hob die Hand und berührte sie an

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