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Fragmente: Partials 2 (German Edition)

Fragmente: Partials 2 (German Edition)

Titel: Fragmente: Partials 2 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Wells
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das Herz, wusste sie doch, wie Samm sich fühlen musste. Doch falls es ihn wirklich traf, ließ er sich nichts anmerken. Vielmehr hob er eine Hand, um Heron zum Schweigen zu bringen, und wandte sich an Kira. Seine Augen waren dunkel vor Müdigkeit. »Du sagst, du wolltest es. Willst du es immer noch?«
    Kira hatte sich noch nicht ganz von Herons Anschuldigungen erholt, und als sie in ihrem Innern nach einer Antwort suchte, fühlte sie sich leerer denn je. Sie hatte die Gefährten durch die Hölle gehetzt, ihre Freunde hatten gehungert, die Pferde waren verendet, und auch Afa war gestorben. Hatte sie das alles wirklich nur aus selbstsüchtigen Gründen getan? Sie wusste nicht, was sie darauf antworten sollte, und stand eine halbe Ewigkeit angespannt und stumm vor Samm.
    »Ich habe noch immer Hoffnung«, sagte sie schließlich. »Wir erreichen unser Ziel, und was wir auch finden, es wird mehr sein als das, was wir derzeit in Händen halten. Wenigstens besteht die Möglichkeit, dass es so ist. Wenigstens …« Sie ließ den Satz unvollendet, ihr fehlten die Worte.
    »Du hast den Verstand verloren« Heron hielt inne, als Kira sich abwandte und hilflos zusammenbrach, weil ihre Knie nachgaben. Sie blieb auf dem Boden des Schuppens liegen und hätte gern geweint.

36
    Haru Sato schlich durch das Gewirr der Tunnel unter JFK und hielt sich von den anderen Soldaten fern, so gut es eben ging. Wenn die engen Durchgänge eine Begegnung unvermeidlich machten, nickte er ihnen beiläufig zu. Den zerbeulten Hut tief in die Stirn gezogen, mied er jeden Blickkontakt und hoffte, dass niemand ihn ansprach oder gar fragte, wohin er des Wegs war. Wenn jemand herausfand, dass er sich von seiner Einheit abgesetzt hatte, würde man ihn verhaften oder Schlimmeres mit ihm anstellen. Es waren schlechte Zeiten, als Verräter zu gelten.
    Mkeles Büro befand sich an einem langen Flur in einem Gebäude, das früher einmal einer Exportfirma gehört haben mochte. Inzwischen war es das letzte Nervenzentrum der sterbenden menschlichen Zivilisation. Morgans Truppen hatten East Meadow eingenommen und alle Menschen auf der Insel zusammengetrieben. Nur noch wenige Tage, und sie würden auch dieses Versteck angreifen. Damit wäre das Ende der menschlichen Welt besiegelt, die Zeit als dominierende Spezies wäre vorbei. Der letzte verzweifelte Widerstand wurde von diesem Büro aus koordiniert.
    Tja, dachte Haru, dieses Büro und Delarosas bewegliches Lager. Delarosa ist viel gefährlicher, als wir je gedacht hätten.
    Vor der geschlossenen Tür hielt ein einsamer Soldat Wache. Seine Uniform war zerknittert und schmutzig. Die Zeit der Makellosigkeit schien endgültig vorbei. Haru blickte den leeren Flur entlang. Die meisten Soldaten der Abwehr waren oben und kümmerten sich um die Verteidigung, oder sie waren draußen in der Wildnis und griffen Morgans Flanken an. Im Augenblick war Haru mit dem Wächter allein. Noch einmal sah er sich um, fasste seinen Entschluss und ging auf ihn zu.
    »Mister Mkele ist beschäftigt«, sagte der Posten.
    »Ich will Sie etwas fragen.« Haru trat noch näher. Im letzten Moment drehte er sich nach rechts und hob den Arm, als wollte er auf etwas deuten. Als der Wächter instinktiv den Kopf wandte, rammte Haru ihm das Knie in den Unterleib und hob den linken Arm, um das Gewehr zu packen, das der Mann über der Schulter trug. Der Soldat griff danach, obwohl er sich krümmte und kaum noch atmen konnte, doch Haru zog ihn rasch herum und drosch ihm das andere Knie ins Gesicht. Der Mann brach zusammen. Haru öffnete die Tür, zerrte den Bewusstlosen nach drinnen und trat auf ihn ein. Mkele sprang auf, doch Haru hatte die Tür bereits geschlossen.
    »Schreien Sie nicht!«, sagte er. »Ich tue Ihnen nichts.«
    »Was Sie nicht sagen.«
    »Ich habe mich letzte Nacht unerlaubt von der Truppe entfernt«, gestand Haru. »Er sollte keinen Alarm schlagen.« Sanft bettete er den Mann in einer Ecke auf den Boden. »Schenken Sie mir einfach nur fünf Minuten!«
    In Mkeles Büro häuften sich die Papiere. Es herrschte allerdings kein Chaos wie bei einem Menschen, der sich überfordert fühlte. Vielmehr wirkte alles aufgeräumt und durchorganisiert. Mkele war ein Mann, der sein Büro nicht zum Vorzeigen oder als Lager nutzte, sondern für langwierige, arbeitsintensive Tätigkeiten. Im Augenblick hatte er eine Karte von Long Island vor sich ausgebreitet, auf der die Schauplätze von Partialangriffen, die Gegenangriffe der Abwehr und einige von Harus

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