Fragmente: Partials 2 (German Edition)
Unterstützung aller anderen Partials, die wir rekrutieren können«, erwiderte Vinci.
»Ich könnte euch beide umarmen«, sagte Marcus. »Aber dieser bewegende Augenblick bedeutet überhaupt nichts, solange wir nicht wissen, was hier vor sich geht. Selbst wenn wir ein Funkgerät fänden, wüsste ich nicht, wie viele Informationen wir überhaupt weitergeben können. Morgans Kräfte überwachen alle Frequenzen, und sie sollen auf keinen Fall erfahren, dass wir eine gemeinsame Armee von Partials und Menschen aufstellen.«
»Aber wohin jetzt?«, fragte Vinci. »Besitzen Sie denn eine Operationsbasis, die Morgan noch nicht erobert hat?«
»Diese Frage kann ich beim besten Willen nicht beantworten«, gestand Woolf. »Der Senat ist in ein altes Versteck der Gesetzlosen geflohen. Ich fürchte allerdings, Morgan hat es längst eingenommen. Unsere besten Aussichten bietet Senatorin Delarosas Guerillatruppe.«
»Sind Sie sicher?«, fragte Marcus. »Sie könnte unfreundlich auf den Vorschlag reagieren, einen Partial in ihre Reihen aufzunehmen.«
Vinci wandte sich an Woolf. »Wollen Sie sich mit einer Rassistin verbünden?«
»Sie ist eher eine Extremistin«, erwiderte Woolf. »Nach der Invasion war sie dank ihrer ausgefallenen Methoden eine unserer wirkungsvollsten Kämpferinnen auf dem Schlachtfeld. Sie kennt die Insel besser als die Invasoren, und wenn es jemandem gelungen ist, frei zu bleiben, dann ist sie es.«
»Sind Sie sicher, dass Sie ihr trauen können? Dass sie mich nicht auf der Stelle erschießt?«
»Sie ist pragmatisch«, sagte Woolf. »Sie benutzt die Waffen, die sie hat, und zwar so wirkungsvoll wie möglich.« Er klopfte Vinci auf den Rücken. »Könnte es eine bessere Waffe geben als einen Partial?«
42
Calix breitete die Arme aus. Die Geste schloss das ganze Reservat ein. »Was wollt ihr zuerst sehen?«
»Doktor Vale«, antwortete Kira.
»Das ist erst am Nachmittag möglich«, antwortete Calix. »Ich habe mich im Krankenhaus erkundigt, er betreut heute Morgen eine Geburt.«
Kiras Herz raste, als sie an die Geburt eines Kindes dachte. Sie wollte mit eigenen Augen sehen, wie ihm das Heilmittel verabreicht wurde, doch sie überwand sich und konzentrierte sich auf das Naheliegende. Sie mussten noch so viele andere Aufgaben lösen. »Dieser große schwarze Turm im Zentrum«, schlug sie vor.
»Zu gefährlich«, wandte Phan ein. »Er war das Hauptgebäude von ParaGen. Während des Aufstands haben die Partials dort jede Menge Bomben abgeworfen. Ich staune, dass er überhaupt noch steht.«
Es war einen Versuch wert, dachte Kira. Falls Heron nicht geschnappt wurde, hält sie sich genau dort auf.
Samm bückte sich, um den Rasen zu untersuchen, und fuhr mit den Fingern behutsam durch die Halme, bevor er die flache Hand darauflegte. »Wie überlebt das Gras eigentlich den Regen?«
»Das liegt an den genmanipulierten Mikroben in der Erde«, erklärte Calix. »Sie absorbieren das Gift so schnell, dass es den Pflanzen nicht schaden kann.«
Auch Kira kniete nieder und strich durch das weiche, saftige Gras. »Die Stängel sind nicht einmal verfärbt. Die Mikroben leben anscheinend sogar in der Pflanze selbst.«
»Das ist möglich«, erklärte Calix. »Ich bin aber keine Wissenschaftlerin und verstehe nichts davon.«
»Aber ihr bekommt doch eine wissenschaftliche Ausbildung.« Kira erhob sich wieder. »Ich meine, es gibt hier doch eine Schule, oder?«
»Klar«, bestätigte Calix. »Wollt ihr sie sehen?«
Kira spähte wieder zum Hauptturm hinüber, der das Reservat überragte wie ein schwarzes Grabmal. Der Turm war ihr wichtigstes Ziel, aber sie mussten warten, bis der richtige Augenblick gekommen war. Beinahe wäre sie vor Ungeduld geplatzt, doch sie holte nur tief Luft und hoffte, dass Calix ihre Anspannung nicht bemerkte. Die Zeit wird kommen, sagte sie sich. Wir müssen erst ihr Vertrauen gewinnen.
»Die Schule ist großartig.« Phan schritt neben Kira her. Er besaß mehr Energie als jeder Mensch, dem sie je begegnet war. Beim Gehen sprang er beinahe neben ihr her, lächelte und winkte allen Vorübergehenden, betrachtete jeden Baum und jede Mauer, während er sich gleichzeitig mit ihr unterhielt. »Zuerst lernen wir die Grundlagen: Lesen, Schreiben und Rechnen. Vale hat etliche Lehrer gerettet, die wissen, wie man unterrichtet. Während des Zusammenbruchs war ich sogar bei den Lehrern. Ich war im Kindergarten, und wir haben uns nach einem Angriff der Partials gleich zu Beginn des Kriegs in einem Bunker
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